Gleichberechtigung, Punkt, Amen – das römisch-katholische Jahr
Beim nationalen Frauenstreik fielen die Kirchenfrauen mit einem pinken Punkt auf. Reformierte solidarisierten sich mit den römisch-katholischen Frauen. Diese wollen 2019 endlich gleichberechtigt sein in ihrer Kirche. Zahlreiche Aktionen kamen zustande: von «Maria 2.0» bis zur «Junia-Initiative» .
Andere Katholikinnen haben den Kampf um Gleichstellung aufgegeben und sind ausgetreten. Papst Franziskus enttäuschte ihre Hoffnungen. So lässt etwa die Weihe von Diakoninnen allzu lang auf sich warten. Auch die sogenannte «Amazonas-Synode» in Rom enttäuschte.
Demonstrativ belohnte aber die Universität Luzern zwei Menschen mit der Ehrendoktorwürde , welche die Diakoninnenweihe einfordern. Was für ein Clou! Und der nationale Frauenstreik hat den Katholikinnen Plattform und neuen Mut für ihre Anliegen gegeben.
Feiern und Fusionieren – das reformierte Jahr 2019
Neujahr vor 500 Jahren: Huldrych Zwingli predigt erstmals im Zürcher Grossmünster. Dieser Urmoment der Schweizer Reformation ist seit Januar im Langspielfilm «Zwingli» zu sehen.
Zwinglifiguren in allen Farben prägten dieses Jahr die ganze Stadt Zürich. Diverse Museen und Zürcher Institutionen wirkten mit. Heraus kam ein ebenso glanzvolles wie witziges Reformationsjubiläum 2019.
Eine solche Chance muss die reformierte Kirche auch nutzen, denn sie schrumpft zusehends. Darum haben 32 reformierte Kirchgemeinden 2019 zu einer Stadtzürcher Kirchgemeinde fusioniert. In Bern bereitet man Ähnliches vor, in Basel hat man schon vor Jahren fusioniert.
Feiern, fusionieren, aber auch neu reformieren – so könnte das reformierte Jahr 2019 überschrieben werden. Die Reformierten sprachen sich nämlich auch noch für die Ehe für alle aus. Damit bleiben sie sich treu: «Ecclesia semper reformanda!»
Ein Abdankungstempel auf ewig – das hinduistische Jahr
In einer vierstündigen Zeremonie mit Trommeln und Speise-Opfern weihte Priester Sasikumar Tharmalingam den kleinen Abdankungstempel auf dem Berner Friedhof Bremgarten ein. Das war Mitte November ein freudiger Anlass.
Nun haben die Schweizer Hindus einen stimmigen Ort, um ihre Toten traditionell verabschieden und bestatten zu können.
Auf ihre knallbunten Farben am Tempeläusseren haben die Berner Hindus aus Respekt vor den hiesigen Trauertraditionen verzichtet. Bei den Abdankungen werde man auch nicht mehr so laut trommeln, verspricht Tharmalingam. Man hat sich angepasst – und ist angekommen.
Das Klima schreit zum Himmel – interreligiöses Engagement
Eine Yoruba-Priesterin, ein Hindupriester, christliche Gläubige, jüdische Frauen und Männer, umweltbewegte Musliminnen und Muslime – sie alle wirkten mit beim Klimagebet , das am Abend vor dem nationalen Klimastreik im September in Bern stattfand. Das Ziel: Vereint dem Klimawandel «entgegen beten».
Im Rahmen des interreligiösen Klimagebets hatten alle Traditionen Platz, auch ein Tanz für Regen. Die Kirchturmuhren wurden auf 5 vor 12 gestellt. Die kirchlichen Hilfswerke warnten vor dem Klimakollaps – und forderten mit Blick auf den globalen Süden «Klimagerechtigkeit».
Das Besondere am interreligiösen Klimagebet in Bern war aber das Ereignis selbst: Eine fast schon mystische Solidarität war dort zu spüren. Die so verschieden Gläubigen wurden friedlich geeint in ihrem Einsatz für unseren Planeten.