«Wir mussten die Dreharbeiten um Julias Trainingszeiten herumplanen» », sagt Regisseurin Elsa Amiel. Denn die Hauptdarstellerin ihres Bodybuilding-Dramas «Pearl» trainiert sechs Stunden am Tag. Jeden Tag. Auch während der Arbeiten am Film konnte sie keine Ausnahme machen.
Julia Föry aus Zürich ist hauptberuflich nicht Schauspielerin. Sondern Bodybuilderin. Seit sie 2012 mit dem Sport begann, hat sie mehrere Titel geholt. Jetzt spielt die 28-Jährige zum ersten Mal in einem Spielfilm mit.
Regisseurin Elsa Amiel wusste, worauf sie sich einlässt. Sie hat bewusst nach einer Amateur-Schauspielerin Ausschau gehalten. «Eine professionelle Schauspielerin kann sich nicht für Dreharbeiten so viele Muskeln antrainieren», sagt sie.
Schwierige Suche nach der Muskelfrau
Die Suche nach einer geeigneten Protagonistin war schwierig. Amiel suchte in den USA, in Kanada und in Europa. Julia Föry lernte sie während ihrer Recherche an einem Wettkampf kennen. Die beiden tauschten Nummern aus.
Doch erst später kamen sie wieder in Kontakt. «Ich habe ihr erzählt, worum es in meinem Film geht», sagt Amiel. Julia Föry sah sofort Gemeinsamkeiten zwischen sich und der Protagonistin. «Da wusste ich: Sie ist die Richtige», sagt Amiel.
Vieles von Julia Förys Persönlichkeit habe sie in «Pearl» aufgegriffen. Die auffälligen Fingerringe beispielsweise. Heldin Lea Pearl trägt diese im Film. Es sind Julia Förys eigene.
Zwischen Freude und Schmerz
Mit Bodybuilding hat Amiel selber nichts am Hut. Auf das Thema wurde sie durch eine Porträt-Serie des deutschen Fotografen Martin Schoeller aufmerksam.
Er lichtete mehrere gestählte Frauen ab. Die Verschmelzung von stereotypisch Männlichem und stereotypisch Weiblichem habe sie in den Bann gezogen, sagt Amiel. «Ich hatte sofort Lust, selber Bilder davon zu machen.»
Für ihre Recherche besuchte sie viele Bodybuilding-Wettkämpfe. Besonders fasziniert habe sie, dass man nie genau sagen könne, ob die Sportlerinnen Schmerz oder Freude empfinden.
«Die Sportlerinnen sind einsam»
«Diesen Frauen geht es nicht nur darum, vor einem Spiegel zu posieren», sagt Amiel. «Da steckt viel mehr dahinter.» Sie würden immer nach einem Ideal streben, das nicht erreichbar sei. Es sei eine sehr extreme Welt, die von den Menschen viele Opfer fordere.
«Für mich ist der Preis, den sie zahlen, die Einsamkeit», sagt Amiel. «Die Sportlerinnen haben kaum Zeit für Freunde und Familie.» Deshalb spürten viele Bodybuilderinnen und Bodybuilder eine gewisse Melancholie, eine gewisse Traurigkeit.
Das wollte Elsa Amiel in ihrem Spielfilm «Pearl» zeigen. Deshalb habe sie sich auch für Julia Föry als Hauptdarstellerin entschieden. «Sie gibt zu, dass sie manchmal so fühlt. Sie ist echt.»