Und nochmals ein bisschen länger: Unglaubliche 197 Minuten dauert der neue «Avatar»-Film – noch länger als seine Vorgänger. Erneut nimmt sich Regisseur James Cameron viel Zeit, den fantastischen Planeten Pandora und seine Bewohner zu erkunden. Im Zentrum steht weiter Jake Sully, der seinen menschlichen Körper bereits im ersten Film hinter sich gelassen hat und nun in Gestalt eines Na’vi lebt.
Bei den katzenartigen Humanoiden hat der ehemalige Soldat Anschluss gefunden. Inzwischen lebt er mit seiner ausserirdischen Patchworkfamilie bei den Metkayina, einem Stamm, der am, im und mit dem Ozean lebt. Mit ihm hat Sully im letzten Film einen weiteren Angriff der Menschen abgewehrt.
Nah am Wasser gebaut
«Avatar: Fire and Ash» schliesst nahtlos an seinen Vorgänger an und bewegt sich weitgehend in jenen Gegenden von Pandora, die «The Way of Water» vor zwei Jahren erkundet hat. Im neuen Film erforscht James Cameron indes nicht den Planeten weiter, sondern die Gefühlswelten seiner Figuren. Im Vordergrund stehen nicht mehr Wälder, Ozeane und schwebende Felsen, sondern seelische Landschaften.
Bereits der zweite «Avatar»-Film hatte eine technische Perfektion erreicht, die es Cameron ermöglicht, seinen computergenerierten Figuren eine glaubhafte Mimik und damit ein nuanciertes Seelenleben zu verleihen. Das nutzt Cameron nun, um die Konflikte darzustellen, die die zusammengewürfelte Familie von Jake Sully zu zerreissen drohen. Der Film tut das wieder mit Ernsthaftigkeit und Pathos.
Ein bisschen Feuer
Enttäuschend ist indes, dass das Publikum trotz der epischen Filmlänge kaum neue Ecken von Pandora zu sehen bekommt. Bislang unbekannt waren lediglich ein fliegendes Karawanenvolk und das «Asche-Volk». Dieser feurige Clan erinnert an amerikanische Ureinwohner, er lebt mit seiner charismatischen Anführerin in einer verwüsteten Vulkanlandschaft.
Erstmals entwickeln sich nun Konflikte zwischen verschiedenen Na’vi-Clans. Daneben bleiben weiterhin die «Himmelsmenschen» vom Planeten Erde die grösste Bedrohung, die in ihren Raumschiffen den nächsten Angriff auf die Na'vi und ihre Naturschätze planen. Es ist also vieles beim Alten auf Pandora, die grossen Überraschungen spart sich Cameron wohl für die nächsten beiden «Avatar»-Filme auf, die bis 2031 erscheinen sollen.
Technologie schreitet voran, der Plot bleibt stehen
Auch wenn «Fire and Ash» den Blick mehr nach innen als nach aussen richtet, wartet er trotzdem mit etwas kitschigen, aber atemberaubenden CGI-Bildern auf. Jedes noch so kleine Detail ist perfekt. Es ist so schön auf Pandora, dass man versteht, warum James Cameron den Planeten gar nicht mehr verlassen will. Von einem erzählerischen Standpunkt aus müsste dieser Film nicht drei Stunden dauern, man könnte sogar sagen: Um den grossen Handlungsbogen voranzubringen, hätte es den Film gar nicht gebraucht. Aber darum geht es nicht.
Es geht darum, diese Welt bis ins letzte Detail zu ergründen, jedes Sandkorn, jedes Haar und jeden Wassertropfen perfekt abzubilden. Noch nie haben wir so viel computergenerierte Bilder zu sehen bekommen wie heute. James Cameron gelingt es, dass man wieder über sie staunt, und sich gerne in ihnen verliert.
Kinostart: 17. Dezember 2025