«Peter Liechti war für mich ein grosser Rebell, weil er sich nicht zwingen liess, etwas zu tun», erinnert sich Seraina Rohrer, Direktorin der Solothurner Filmtage. «Er sorgte für eine Innovation, die der Schweizer Film vorher nicht kannte: Er tauchte in die Menschen ein, probierte formal immer wieder Neues aus und beleuchtete Themen, die vorher noch nicht Thema waren. Er traute sich, ganz pointiert hinzuschauen, ganz genau zu beobachten und seine Meinung zu bilden. Daraus entstanden Filme, die immer sehr persönlich, aber nie sentimental und zu privat waren.»
«Er liebte seine Arbeit leidenschaftlich»
Cutterin Tania Stöcklin hat mit Peter Liechti bei «Hans im Glück», «The Sound of Insects» und «Vaters Garten» zusammengearbeitet. Ihr Urteil über das gemeinsame Schaffen am Schneide-Tisch mit Liechti: «Er liebte seine Arbeit leidenschaftlich, war neugierig und perfektionistisch. Und er machte keine Kompromisse. Er gab sich erst zufrieden, wenn er da war, wo er hinwollte.» Das sei nicht immer ganz einfach gewesen, aber es habe die Arbeit immer bereichert. Eine Bereicherung, die sie in Zukunft vermissen wird: «Es wird mir fehlen, Peter zu etwas befragen zu können. Nicht nur über die Dinge der Kunst, auch über die Dinge des Lebens.»
Als «sturen, beharrlichen Mensch» behält ihn Christian Frei, Präsident der Schweizer Filmakademie, in Erinnerung. Er hat immer wieder versucht, Liechti von einem Beitritt zur Akademie zu überzeugen. Doch dieser wollte vehement nicht. Wettbewerb und Kunst sei für ihn unvereinbar gewesen, so Frei. «Er war ein kluger, unabhängiger und sehr kritischer Beobachter der Filmszene». Für ihn war Peter Liechti einer, der aneckte. Und einer, von dem man viel lernen konnte – von seiner Beharrlichkeit und «weil er nie etwas wiederholte, was ihm gelungen war».
«Er hat ein unheimlich gutes filmisches Auge gehabt»
Roman Signer, bekannter Schweizer Künstler, hat Peter Liechti 1983 kennengelernt. Damals fuhr Liechti noch Taxi, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einer seiner Fahrgäste war Roman Signer, der mit viel Gepäck unterwegs war. Peter Liechti war neugierig, was Signer mit seinem Gepäck vorhatte. Der Künstler nahm ihn mit auf die Arbeit.
Das war der Beginn einer Freundschaft, die im Dokumentarfilm «Signers Koffer» auch zur Zusammenarbeit führte und eine Reise mit Roman Signer quer durch Europa zeigt. «Man musste ihm nicht viel erklären. Er hat alles verstanden», sagt Signer rückblickend über die Zusammenarbeit. «Es ist tragisch, dass er auf dem Höhepunkt seines filmischen Schaffens gehen musste.»