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«Everything Everywhere All at Once» – eine Erfolgsgeschichte
Aus 10 vor 10 vom 16.06.2022.
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Kultur-Jahresrückblick 2022 Die Filme 2022: Überflieger und eine grottige Apokalypse

Unser Filmredaktor präsentiert die Filmperlen des Jahres 2022 – und den grössten Reinfall.

Höhepunkte des Jahres

«Top Gun»: Wenn das Spät-Sequel «Top Gun: Maverick» etwas demonstriert hat, dann ist das die Kraft der Nostalgie – und ihre kalkulierte Verwertbarkeit. 36 Jahre nach dem 1986 überraschenden Welterfolg von Tony Scotts Kino-Werbespot für die US-Navy-Piloten ermöglichte die Produktionsmaschine um Star Tom Cruise gleich mehreren Generationen die Rückkehr in ihre verklärte Jugend.

Klar, sind wir seit dem ersten Film alle älter geworden. Und klar war das kriegsgurgelige Reagan-Ära-Vehikel «Top Gun» schon damals ein «guilty pleasure».

Aber so funktioniert die Erinnerungsmaschine Kino: Wir lassen uns gerne in Zeiten zurückversetzen, in denen noch der grösste Teil unseres Lebens vor uns lag. Frei nach dem Motto: Wenn ein um 36 Jahre älterer Tom Cruise diese jugendliche Frechheit verkörpern kann, können wir das auch.

Der Film kam im Mai ins Kino. Mit fast anderthalb Milliarden Box Office-Einnahmen steht er wie kein anderer für das Ende der fast kinolosen Covid-Zeiten.

«Everything Everywhere All at Once»: War «Top Gun: Maverick» Hollywoods bestkalkulierter Raketenstart, dann war «EEAAO» (das liebevolle Kürzel für den Zungenbrechertitel hat sich durchgesetzt) das triumphierende Aschenbrödel auf dem Kinomarkt.

Die beiden Daniels (Kwan und Scheinert) wurden spätestens mit ihrem «Swiss Army Man» 2016 zu Hollywoods Geheimtipp-Irren. Aber ihrer schräge Liebeserklärung an das Kino-Multiverse jenseits aller Marvel-Mutationen hätte kaum jemand grossen Erfolg prognostiziert. Dabei sind die Zeit-, Geschichten- und Dimensions-Reisenden um Michelle Yeohs kratzbürstige Waschsalon-Betreiberin tatsächlich die reinste Verkörperung der unendlichen Leinwand-Möglichkeiten.

«EEAAO» jagt die Kinogeschichte mit all ihren Träumen und Albträumen durch den Mörser, streut die Brösel durch den Wald zum Lebkuchenhaus und erweckt selbst Steine zum Leben. Der Film startete im März bescheiden in den USA, zog dann aber stetig an und schliesslich hartnäckig in die Welt hinaus.

Überraschung des Jahres

«Unrueh»: Cyril Schäublins «Unrueh» ist ein kleiner Schweizer Film. Er spielt im Jura des 19. Jahrhunderts, lässt Laien Dialekt sprechen und russische Anarchisten auf Schweizer Uhrenarbeiterinnen treffen. Das ist gezielt unspektakulär.

Gleichzeitig ist dieser Film ein liebevoller Sprengsatz, auf jeder Ebene. Schäublin durchbricht die Konventionen des Kinos unaufdringlich einleuchtend. Wenn seine Figuren irgendwo am Rand des Bildes Zigarettenpause machen, sind wir gebannt bei ihnen. «Unrueh» ist die Ruhe selbst: lustig, lustvoll und grossartig.

Flop des Jahres

«Moonfall»: «Apokalypse auf Autopilot» schimpfte ein Kritiker über den jüngsten Katastrophen-Film des bewährten «Master of Disaster» Roland Emmerich aus dem Schwabenland. Dass der Mond mit der Erde kollidieren könnte, hat angesichts all der realen Katastrophen unserer Welt kaum jemanden interessiert, dafür war der Film schlicht zu einfach gestrickt.

Dass man ihm die 150 Millionen Produktionskosten kaum ansah, dürfte nach einem globalen Box-Office-Ergebnis von bloss 67 Millionen am Ende wohl vor allem die Investoren geärgert haben.

Die Besten des Jahres – unser Kulturrückblick 2022

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Radio SRF 3, 16.12.2022, 13:10

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