Die Höhepunkte des Jahres
Die Riesen-Raumgitter in St. Gallen. Raster und Struktur – das sind Sou Fujimotos Lieblingsthemen. Fuijimoto, einer der bekanntesten zeitgenössischen Architekten Japans, beherrscht die Kunst, Kuben so aneinanderzureihen und aufeinanderzustapeln, dass Raumgitter entstehen, die einem den Atem rauben und ins Staunen versetzen.
Im Lernzentrum namens «Square» der Hochschule St. Gallen sieht das so aus: Fuijimoto hat filigrane Betonraster von zehn auf zehn Meter entworfen. 29 solcher Elemente machen das Erdgeschoss aus.
Nach oben wird das Volumen elegant zurückgestuft, sodass verschiedene Aussenterrassen entstehen. Das Ganze hat er in eine Glashaut gepackt, das Gebäude wird so zu einer scharfkantigen Skulptur.
Lernzentrum «Square»
Die im Innern platzierten Treppen scheinen durch das feine Raumgitter zu schweben. Ziel dieser transparenten Architektur ist der Austausch, die zufällige Begegnung. Ein Augenschmaus.
Der Monolith mit dem Zackenfenster in Lausanne: Vom Bahnhof aus gesehen präsentiert sich der Neubau für das Design- und Fotomuseum zunächst als strahlend weisse Wand. Bei genauerem Hinsehen erkennt man: Das Gebäude ist ein mächtiger Monolith, der auf einer quadratischen Grundfläche von 42 mal 42 Metern steht.
Ein gezacktes Fensterband schneidet das Gebäude entzwei, so scheint der obere Teil wie eine Wolke stabil zu schweben. In Tat und Wahrheit lagert er auf drei Stützpunkten und ähnelt statisch einer Brücke.
Die Architektenbrüder Manuel und Francisco Aires Mateus aus Lissabon haben für Lausanne ein Gebäude mit magischer Anziehungskraft entworfen, das neugierig macht.
Drei Museen in einem: Das Photo Elysée und mudac
Diese Kraft strahlt auch im Innern. Hinter dem Fensterband befindet sich das riesige, verwinkelte Foyer, das an eine abstrakte Landschaft erinnert. Über zwei Treppen im Foyer gelangt man hinauf ins Mudac und hinunter ins Photo Elysée. Dieses Doppelmuseum ist ein architektonisches Wunderwerk und bildet einen wichtigen Baustein des Lausanner Museumsquartiers.
Eine lobende Erwähnung
Ein Holzturm fürs Personal im Val Cluozza: Als die Cluozza-Hütte 1910 im wildesten Tal des Schweizer Nationalparks gebaut wurde, diente sie den Parkwärtern und einzelnen Wandergästen.
Der Turm zur Cluozza-Hütte von Capaul & Blumenthal
Weil es zusehends mehr Gäste in die ursprüngliche Naturlandschaft zog, wuchs die Hütte zu einem eigentlichen Ensemble heran und ist im Sommer zu einer der meistfrequentierten Hütten im Alpenraum geworden. Für das Personal eine Herausforderung.
Die Ilanzer Architekten Capaul & Blumenthal haben die Situation studiert und fürs Personal einen hölzernen Wohnturm gebaut. Sie haben den Strickbau aus Lärchenholz auf einen minimalen Fussabdruck von fünf auf fünf Metern gestellt. Gleichzeitig haben sie die alte Hütte aufgefrischt und mit 30’000 neuen Schindeln versehen. Handwerk pur.
Die Enttäuschung des Jahres
Der abweisende Koloss in Zürich: Der Kanton Zürich hat einen Hosenlupf zustande gebracht: Im Herbst wurde das Polizei- und Justizzentrum eingeweiht. Ganze 22 Jahre nachdem der Regierungsrat beschlossen hatte, sämtliche Bereiche des Strafverfolgungsprozesses an einem Ort zu vereinen.
Das Gebäude ist riesig geraten: 280 Meter lang bietet es Raum für 2000 Arbeitsplätze. Die Architekten haben sich bemüht, dem abweisenden Koloss durch verschieden grosse Fensteröffnungen und einer Natursteinfassade ein menschliches Antlitz zu geben. Trotzdem ist für die Bevölkerung kein attraktiver Ort entstanden.