- «Akiplesa» (Toxic) aus Litauen gewinnt den internationalen Wettbewerb des Filmfestivals Locarno.
- Der Spielfilm spiegelt das triste Leben von Mädchen in einer Industriestadt, der sie mithilfe einer Modelkarriere entfliehen wollen.
- Einziger Schweizer Beitrag im internationalen Wettbewerb war «Der Spatz im Kamin» der Brüder Zürcher.
Im Zentrum des Spielfilms der Regisseurin Saule Bliuvaites stehen die Freundinnen Marija und Kristina, die ihren Körper immer extremer quälen, um schlank zu bleiben und als Model weit weg von ihrer Heimat ein neues Leben beginnen zu können.
In starken, von kühlen Farben geprägten Bildern zeigt Regisseurin Bliuvaite die Einsamkeit und Verlorenheit der beiden 13-Jährigen. Marija wurde von ihrer Mutter zur Grossmutter abgeschoben und Kristinas Vater hat weder Zeit noch Interesse an der eigenen Tochter, sondern möchte nur Zeit mit seiner Geliebten verbringen.
In den ärmlichen, kleinen Kinderzimmern schlagen die Mädchen die Zeit tot und träumen von einer Welt, in der sie etwas bedeuten.
17 Filme im Hauptwettbewerb – Frauen im Zentrum
Insgesamt waren im Internationalen Wettbewerb 17 Filme im Rennen um den Goldenen Leoparden, darunter Filme von Ben Rivers und Hong Sangsoo, aber auch von weniger bekannten Regisseurinnen wie Marta Mateus aus Portugal, Sylvie Ballyot aus Frankreich und Sara Fgaier aus Italien.
Nahezu alle wichtigen Ehrungen des Festivals wurden an Filme von Regisseurinnen mit differenziert gezeichneten Frauen als Zentralfiguren verliehen. Die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, der Spezialpreis der Jury, ging ebenfalls an eine junge Regisseurin: an die 1990 im Irak geborene, in Österreich lebende Kurdwin Ayub für ihren Spielfilm «Mond».
Der einzige Schweizer Film im internationalen Wettbewerb, «Der Spatz im Kamin» von Ramon Zürcher, ging leer aus. Auch die beiden Schweizer Koproduktionen «Fogo do vento» und «Transamazonia» wurden nicht berücksichtigt.
Dafür holte die Tessinerin mit kapverdischen Wurzeln Denise Fernandes in der Kategorie «Zeitgenössische Filmemacher» («Concorso Cineasti del Presente») für ihren Film «Hanami» den Preis für die beste Nachwuchsregisseurin. Fernandes schwärmte bei der Preisübergabe von der guten Energie in Locarno: Es sei fast unmöglich, Locarno zu verlassen, ohne sich verändert zu fühlen.