Seit die Besetzung von «Arielle, die Meerjungfrau» (Originaltitel: «The Little Mermaid») bekannt wurde, wird über den Film diskutiert. Weil irgendwelche Menschen ein Problem damit haben, dass das märchenhafte Wasserwesen von der Afroamerikanerin Halle Bailey gespielt wird.
Es ist dieser rassistische Reflex, der leider heutzutage immer auftaucht, wenn ein «Star Wars»-Stormtropper von einem Afrobriten gespielt wird, es unter den Elfen in der «Herr der Ringe»-Welt People of Color gibt oder Peter Pans Tinkerbell nicht mehr wie Marilyn Monroe aussieht.
Und so wird es sicher auch über die neue Version von Arielles Abenteuern wieder überflüssige Kommentare geben. Die Besetzung ist eben zeitgemäss. Arielles Vater Triton wird vom Spanier Javier Bardem gespielt, ihre Schwestern stammen aus allen Weltmeeren. Krabbe Sebastian wird vom afro-amerikanischen Rapper Daveed Diggs gesprochen.
Man kann über Disneys Realverfilmungen der Animationsklassiker wie «Dumbo», «Lion King» oder «Peter Pan» filmkritisch diskutieren. Aber in Sachen Diversität und Gleichberechtigung ist der Konzern sehr engagiert.
Nicht ohne Grund. Die Klassiker sind in in die Kritik geraten. Die Krähen in «Dumbo» (1941): eine rassistische Karikatur von Afroamerikanern. Die Darstellung von First Americans in «Peter Pan» (1953): stereotyp. Ein Song heisst «What Made The Red Man Red», in der deutschen Übersetzung «Warum ist die Rothaut rot?
Dass folgende Zeilen des Songs «Arabian Nights» aus «Aladdin» (1992) arabischen Mensch nicht gefallen hat, ist offensichtlich: «Oh, ich komme aus einem Land, von einem weit entfernten Ort, wo die Karawanenkamele umherziehen, wo sie dir ein Ohr abschneiden, wenn ihnen dein Gesicht nicht gefällt. Es ist barbarisch, aber hey, es ist mein Zuhause.»
Engagement für Vielfalt und Integration
Seit drei Jahren gibt es im Disney-Konzern deshalb die «Stories Matter»-Initiative , in der sich der Konzern verpflichtet, die Vielfalt der Menschen und ihrer Kulturen abzubilden. Sprich, die Perspektive der Filme soll nicht mehr weiss und männlich sein.
Alte Filme werden deshalb mit Warnhinweisen versehen. Neue Animationsfilme wie «Soul» oder «Turning Red» spiegeln die Absicht wieder – und die neuen Realverfilmungen auch.
Altlasten werden entsorgt. Der Cast ist diverser. Es gibt mehr Frauenfiguren. Basstölpel Scuttle ist in der Animationsversion von Arielle beispielsweise männlich, im neuen weiblich.
Mehr Frauenpower
Die Frauenfiguren werden aufgewertet. In «Beauty and the Beast» ist Belle nicht mehr nur eine Leseratte, sondern auch Erfinderin. Arielle ist nicht mehr nur das Mädchen, dass ihre Stimme für einen Mann aufgibt, sondern eine junge Frau, die ein selbstbestimmtes Leben führen und die Welt entdecken will. Dass sie sich in den Prinzen verliebt, ist nur ein Teil ihrer Suche.
Letztendlich passt Disney also mit den Neuverfilmungen seine Klassiker an die heutigen Zeitgeist an.
Bei den Stories ändert sich meistens eher wenig. Bei «Arielle, der Meerjungfrau» gibt es im Vergleich zur Vorlage nur kleine Unterschiede.
Arielle ist selbstbewusster, aber wie gehabt von Menschen fasziniert, was Vater Triton nicht gefällt. Als sie Prinz Eric rettet, verliebt sie sich in ihn. Mit Hilfe der fiesen Ursula verwandelt sie sich in einen Menschen und geht auf Entdeckungsreise.
Das funktioniert alles ausgezeichnet.
Die Realverfilmung ist witzig, niedlich, kitschig und romantisch wie das Original. Und gesungen wird auch jede Menge.
Kinostart: 25. Mai 2023