Es gibt nicht viele Filme, die auf Schweizerdeutsch synchronisiert werden. 1996 war es «Ein Schweinchen namens Babe», 2000 «Stuart Little» und zwei Jahre später dessen Fortsetzung. Jetzt, nach über 20 Jahren, wird aus «The Garfield Movie» der Schweizerische «Garfield – de Film».
Auffällig: Bei allen schweizerdeutsch synchronisierten Fassungen handelt es sich um Kinderfilme. Für die kleinen Kinogänger wurde diesmal auch der Comic-Kater übersetzt.
«Ziel ist es, mit der schweizerdeutschen Fassung nebst dem klassischen Kinopublikum eine jüngere Zielgruppe ab vier Jahren zu erreichen», schreibt der Verleih Sony Pictures auf Anfrage. Das macht Sinn. Die geläufige Mundart bringt Nähe und Vertrautheit.
Gabriel Vetter vs. Chris Pratt
So wurde Hollywood-Star Chris Pratt («Guardians of the Galaxy»), der in der Originalfassung Garfield spricht, durch den Kabarettisten Gabriel Vetter ersetzt.
Vor der Leistung von Chris Pratt hatte Gabriel Vetter grossen Respekt, wie er im Interview mit SRF erzählte: «Er ist ein A-List-Schauspieler. Mega bekannt. Er ist nicht die männliche Meryl Streep, aber trotzdem ist er verdammt gut. Er ist ein Hollywood-Star, weil er supergut ist. Weil er in einen Satz mit nur drei, vier Wörtern so viele Level hineinbringt. Da habe ich kurz gedacht: Ich bin der Gabriel aus Beggingen und versuch das jetzt mal.»
Neben Gabriel Vetter sind unter anderem Andrea Zogg, Fabienne Hadorn, Fabian Unteregger, der Rapper L Loko und Sängerin Naomi Lareine zu hören.
Die Rolle des Garfield ist Gabriel Vetter nicht in den Schoss gefallen: «Man wird angefragt. Dann geht man ins Casting und hat das Gefühl, es total versaut zu haben. Später bekommst du einen überraschenden Anruf im Supermarkt vor dem Milchregal, wo dir gesagt wird, dass du der Garfield bist.»
Garfield muss Milch klauen
So musste sich Gabriel Vetter in den Montage hassenden, Lasagne fressenden, schlecht gelaunten Kater hineindenken.
Garfield geniesst zu Beginn des Films sein ruhiges Hauskatzen-Leben mit Besitzer Jon und Hund Odie. Sprich, er isst viel und schaut TV. Dann reisst ihn sein Vater Vic, den er seit Kindestagen nicht gesehen hat, aus dem fetten Fernsehsessel, und der dicke Kater muss auf einmal eine Milchfabrik ausrauben, wird von einer psychopathischen Katze bedroht und trifft auf einen liebeskranken Stier.
Anders als die Realverfilmungen von 2004 und 2006, in denen nur Garfield animiert war, setzt «Garfield – de Film» mehr auf Action denn auf Wortwitz. Er richtet sich an Kinder, aber langweilt Erwachsene nicht. Auch wenn der Humor der Comicstrips nur selten durchscheint.
«Garfield ist der Beste. Lies ihn»
Die schweizerdeutsche Synchronisation verhebt. Gabriel Vetter geht voll auf in seiner Sprechrolle als lakonischer Hauskater.
Der 41-jährige Vetter war übrigens vor der Synchronisationsarbeit kein Garfield-Kenner: «Es ist ein bisschen an mir vorbeigegangen. Garfield ist ja so ein Faszinosum. Jeder kennt ihn. Ich habe das Gefühl, dass ich drei bis vier Jahre zu jung bin, um Teil des Garfield-Hypes gewesen zu sein. Meine Frau ist ein wenig älter und in den USA aufgewachsen. Als ich ihr gesagt habe, dass ich angefragt wurde, meinte sie: ‹Mach! Garfield ist der Beste. Lies ihn.› Jetzt kenn’ ich ihn besser als vorher.»