Stefan Büssers neue Late-Night-Show wird im Februar 2024 starten. Schon in den Startlöchern steht der Autor und Satiriker Gabriel Vetter. Er erzählt im Interview über seine neue Satiresendung, warum er diese nur einmal im Monat machen wollte und warum er damit nicht die Welt erklären will.
SRF News: Sie treten – neben Stefan Büsser – die Nachfolge von Dominic Deville an. Sind Sie erleichtert, dass sie damit herausrücken können?
Gabriel Vetter: Ich fand es vor allem lustig, dass es auf einmal so eine Wichtigkeit bekam. Als ob der neue Papst gewählt würde oder Horden von Leutschenbach-Bettelmönchen jahrelang durch die Täler des Landes getingelt wären auf der Suche nach dem neuen Satire-Dalai-Lama.
Im Vorfeld kritisierten die «Comedy-Frauen», dass keine Frau als Nachfolgerin von Dominic Deville zum Zug kommt. Hat das Ihre persönliche Entscheidung beeinflusst?
Klar. Aber ich war ja nicht in den Entscheidungsprozess involviert. Ich bin kein Teil der Unterhaltungsabteilung von SRF, ich bin selbstständiger Satiriker. Ich fand auch den offenen Brief der Comedy-Frauen legitim. Und es ist wichtig, dass man die Sache ernsthaft anschaut.
Was heisst das konkret?
Dass man die Sache nicht von einzelnen Personen her angeht, sondern strukturell. Die Probleme fangen zum Beispiel bei der Sendezeit am Sonntagabend an. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich das als Vater nicht jeden Sonntag machen kann.
Meine Devise: Wer unterhalten will, muss freundlich sein.
Was können Sie schon über die Sendung verraten?
Es wird eine gut gelaunte, fröhliche, absurde, kritische und unabhängige Auseinandersetzung mit der Medien- und Lebensrealität der Schweiz und der Welt.
Ganz schön viel!
Na klar! Dabei ist mir wichtig, das monologische Element aufzubrechen. Der Mann, der alleine hinter dem Desk sitzt und den Leuten die Welt erklärt, ist so eine Idee aus den 1950er-Jahren. Ich finde, der Dialog hat grosses komisches Potenzial. Darum bin ich auch nicht alleine: Ich bin der Main-Host, habe aber mit Fabienne Hadorn und Sven Ivanić zwei Co-Hosts neben mir.
Wie wollen Sie Ihr Publikum erreichen?
Meine Devise: Wer unterhalten will, muss freundlich sein. Freundlichkeit als Grundsatz wird unterschätzt. Auch in der Satire. Ähnlich wie bei einem neuen Restaurant: Die Gäste sollen sich wohlfühlen. Und wenn sie sich wohlfühlen und vielleicht ein Schlücklein getrunken haben, dann kann man ihnen auch etwas Ausgefallenes servieren, ohne dass sie schreiend davonrennen.
Ich will das Publikum an der Hand nehmen, 35 Minuten lang, und am Ende fragen sich alle: Hoppla, wie sind wir denn hierhin gekommen?
Bei «Deville» spielten Sie mal einen Jäger, mal ein Baby oder auch ein Konfibrot. Werden Sie diese Seite weiterhin ausleben?
Mal sehen. In der Studiosituation bin ich erstmal der Host, der verkleidet sich nicht als Herr Baby. Zum ersten Mal bin ich Gastgeber und auch ein bisschen der Chef. Für mich ist das eine neue Rolle, auf die ich mich aber freue. Jetzt spiele ich nicht mehr ein Konfibrot oder einen Jäger, sondern halt den Satire-Host.
Dafür lastet nun auch der ganze Druck auf Ihnen. Macht Ihnen das Bauchweh?
Grundsätzlich macht mir jede Interaktion mit SRF ein bisschen Bauchweh. Aber hey, auch eine Portion Pommes frites macht Bauchweh und es ist trotzdem geil. Ich konnte ein wirklich gutes Team um mich scharen, das unabhängig arbeiten kann – das machen wir jetzt!
Was nehmen Sie von Dominic Deville mit?
Viel! Dominic war ein richtig guter Chef, der einzige Familienvater in dieser Position. Ihm musste ich nie erklären, dass ich jetzt etwas nicht in der nächsten Stunde abliefern kann, weil ich mit der Tochter beim Zahnarzt bin. Das nehme ich mit: Wir machen hier einen wichtigen Job und wir hängen uns richtig rein, aber wir vergessen das Gesamtbild nicht.
Und was ist Ihr ureigenes Ding?
Ich mag es, in der Satire die grossen Zusammenhänge im Kleinen zu sehen. Ich glaube, so holt man die Leute ab: im Kleinen. Und dann führt man sie zum Grossen. Ich will das Publikum an der Hand nehmen, 35 Minuten lang mit ihm gemeinsam durch den Wahnsinn schlendern, und am Ende fragen sich alle: «Hoppla, wie sind wir denn hierhin gekommen?»
Das Gespräch führte Conny Brügger.