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Green Book: Der Roadtrip einer aussergewöhnlichen Freundschaft
Aus Kultur-Aktualität vom 31.01.2019. Bild: Ascot Elite
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Neu im Kino «Green Book»: Macho-Nostalgie und Feel-Good-Rassismus

Die wahre Geschichte der Freundschaft zwischen einem italienischen Türsteher und einem afroamerikanischen Pianisten gilt als Oscar-Favorit. Leider fehlt dem Film ein Aktualitätsbezug.

New York, anfangs der 1960er-Jahre: Tony Vallalonga, Italoamerikaner und Rausschmeisser in einem Nachtclub, hat ein überdurchschnittlich grosses Talent im Probleme lösen. Wenn es sein muss, auch mit Gewalt. Eines Tages erreicht ihn eine spezielle Anfrage.

Dr. Shirley, einer der renommiertesten Pianisten der Welt, plant eine Konzerttour durch den Süden der USA. Dazu braucht er einen geeigneten Fahrer. Einer, der die Konfrontation nicht scheut. Denn Dr. Shirley ist Afroamerikaner.

Eine Reise durch die Südstaaten stellt für ihn ein riskantes Unterfangen dar. Diese sind zu der Zeit nämlich immer noch von Rassentrennung geprägt.

The Negro Motorist Green Book

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Legende: Ascot Elite

Während der Jim-Crow-Ära war Afroamerikanern der Zugang zu Einrichtungen wie Motels und Restaurants in den Südstaaten oft verwehrt.

«The Negro Motorist Green Book» war ein Reiseführer, in dem aufgelistet war, welche Institutionen zu dieser Zeit bereit waren, Schwarze zu bedienen.

Benannt war das Heftchen nach dem Herausgeber Victor Hugo Green.

Eine Lektion in Toleranz

Das fremdenfeindliche Klima der Südstaaten ist aber nicht das einzige, das Tony und Dr. Shirley auf ihrer Reise vor Herausforderungen stellt. Der hochgebildete Dr. Shirley und der rüpelhafte Tony scheinen erst völlig inkompatibel. Trotzdem erwächst zwischen den beiden zutiefst unterschiedlichen Männern nach und nach eine Freundschaft.

Ihr Klassen- und Kulturen-Clash bildet dabei die humoristischen Highlights des Films. Getragen von der herausragenden Leistung von Mahershala Ali als Dr. Shirley und Viggo Mortensen als Tony.

Zwei Männer in einem vornehmen Hotel
Legende: In den 1960er-Jahren war es im amerikanischen Süden nicht einfach, gemeinsam in ein Hotel einzuchecken. Ascot Elite

In der langsamen Annäherung zwischen den beiden geht es aber um mehr. Auf dem Roadtrip lernen die Tony und Shirley, was Akzeptanz und Offenheit bedeutet. Offenheit, seine Sicht auf die Dinge zu hinterfragen, sich über Klasse und Herkunft hinwegzusetzen und voneinander zu lernen.

Keine schwarz-weiss Geschichte

Der Film macht feinfühlig die Perspektiven beider Protagonisten nachvollziehbar und wertet nicht. Obwohl beide ihre Wurzeln in unterschiedlichen Kulturen haben, gehen sie unterschiedlich damit um.

Shirley möchte sich so stark wie möglich von den damaligen Klischees gegenüber Afroamerikanern distanzieren. Er scheint sich damit aber der weissen Elite anpassen zu wollen. Tony hingegen ist zwar gradlinig, vertritt aber selber rassistische Ansichten.

Viggo Mortensen und Mahershala Ali an einer Bar sitzend
Legende: So gut gespielt «Green Book» auch sein mag, der Film wird der Komplexität des Themas Rassismus nicht gerecht. Ascot Elite

Macho-Nostalgie und Feel-Good-Rassismus

Doch genau hier fragt man sich: Soll ein Film gegenüber einer rassistischen Person Sympathien wecken, nur weil er aus einer anderen Zeit stammt?

Neben der Macho-Nostalgie, in der der Film schwelgt, zeigt sich eine gewisse nostalgische Verharmlosung auch in der Behandlung des Themas Rassismus. Die teils brutalen Erlebnisse, die Shirley und Tony auf ihrer Reise erleben, schockieren.

Im Gegensatz zur Oscar Konkurrenz BlacKkKlansman von Spike Lee, der in den 1970er-Jahren spielt, stellt Green Book keinen Aktualitätsbezug her.

Durch die Feel-Good-Stimmung des Films bekommt das Thema Rassismus einen Beigeschmack von Abgeschlossenheit. Da die Rassismusfrage aber nicht der Vergangenheit angehört, wird der Film der Komplexität des Themas trotz Hautfarben-übergreifender Freundschaft nicht gerecht.

Kinostart: 31.01.2019

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