Bei einem Madrider Auktionshaus steht ein Gemälde zum Verkauf. Zugeschrieben wird es einem eher unbekannten spanischen Maler, kosten soll es 1500 Euro.
Plötzlich wird der internationale Kunsthandel auf das Bild aufmerksam, es kursiert in Whatsapp-Chats und E-Mails. Hunderte Kunsthändlerinnen und Kunsthändler sind sich einig, dass es sich bei diesem Bild in Wahrheit um ein unentdecktes Gemälde des grossen italienischen Meisters Michelangelo Merisi da Caravaggio handelt.
Das würde bedeuten, dass dieses Bild hunderte Millionen wert ist. Händlerinnen und Händler hören die Kassen klingeln und eilen flugs nach Madrid – jeder und jede will sich vom Wert des Bildes überzeugen und sich vor dem Verkauf in die beste Position bringen.
Träume von Kunst und Kohle
Der Dokumentarfilm «The Lost Caravaggio» erzählt diese Geschichte als Kunsthandel-Krimi. Wir sehen gewiefte Händler in teuren Anzügen, die die nichtsahnende Verkäuferschaft zu umgarnen versuchen. Angetrieben werden sie wohl weniger von ihrer Liebe zur Kunst als jener zum Geld.
Immer wieder macht sich Aufregung breit. Plötzlich tauchen Zweifel auf – ist das nun wirklich ein echter Caravaggio? Und dann tritt auch noch die spanische Regierung auf den Plan. Sie will das Werk zum geschützten Kulturgut erklären – was den Handel damit massiv einschränken würde. Man dürfte dann nur noch von Beträgen im zwei- statt dreistelligen Millionenbereich träumen.
Dann bremsen auch eine langwierige Restauration und die aufwändige Provenienzforschung die emsigen Händlerinnen und Händler aus. Die Rasanz des Handels steht im grossen Gegensatz zur Langsamkeit dieser Arbeit – ein grosses Problem, wie der Kunsthistoriker Nicola Spinosa im Film erklärt: «Die Auktionshäuser müssen Experten die Möglichkeit geben, die Gemälde zu untersuchen. Das kann lange dauern. Aber der Markt hat es eilig, er muss Geld verdienen.» Wenn es wie bei diesem Bild um sehr viel Geld geht, stehen Expertinnen und Experten unter Druck – und werden erpressbar.
Unterhaltsam und irritierend
Der Einblick in die Welt des Kunsthandels, den «The Lost Caravaggio» eröffnet, ist so unterhaltsam wie irritierend. Zum Glück vergisst der Film nicht, über die atemberaubenden Gemälde von Caravaggio zu staunen. Zwischen die rasanten Handelsgespräche werden immer wieder Ausflüge in die Museen und Kirchen, in denen Bilder des Meisters zu sehen sind, eingestreut.
Der Film lässt neben den Vertretern des Marktes auch kenntnisreiche Expertinnen und Experten zu Wort kommen, die die Besonderheit des Bildes erklären und nachvollziehbar machen, was gerade geschieht. Natürlich gibt es in der Geschichte dieses Bildverkaufes Türen, die auch für die Kameras dieses Dokumentarfilmes verschlossen bleiben. So bleiben auch am Schluss Fragen offen. Klar ist nur so viel: Das Bild hängt heute im Museo del Prado in Madrid. Dort kostet ein Eintritt lediglich 15 Euro.
Kinostart: 18. September 2025