Bryon (Jamie Bell) ist ein brutaler Rechtsradikaler aus den USA. Gemeinsam mit seiner Gang prügelt und mordet er. Seine Gesinnung trägt er auch auf dem Körper: Sogar ins Gesicht hat er sich rassistische Symbole tätowieren lassen.
Als er die dreifache Mutter Julie (Danielle Macdonald) kennenlernt, beginnt er sein Leben und sein Umfeld zu hinterfragen. Denn Julie ist aus der Szene ausgestiegen. Auch Bryon möchte das ihr zuliebe versuchen. Seine alte Gang ist aber strikt dagegen. Und die Tattoos muss er dafür ebenfalls loswerden.
Eines der vielen feindseligen Zitate
«Ich hasse sie nicht!», schreit Bryons Ziehvater (Bill Camp) an einem Rechtsradikalen-Treffen. Er spricht unter anderem über Homosexuelle und Schwarze. «Sie haben ein Recht auf Leben. Nur nicht bei uns auf amerikanischem Boden!» Die Menge johlt. Auch Bryon. Er ist mit diesem Gedankengut aufgewachsen.
Das Vorbild
Das Drama beruht auf wahren Begebenheiten. Der echte Bryon Widner ist heute 42 Jahre alt. Mit 14 Jahren wurde er zum Skinhead. Mit 30 Jahren verliess er die Szene. Und verriet seine ehemaligen Kumpane ans FBI.
Sein tätowiertes Gesicht verhinderte aber einen Einstieg in die Gesellschaft. Schliesslich finanzierte ein anonymer Spender die sehr schmerzhafte Laser-Entfernung. Diese kostete 35'000 Dollar und dauerte über eineinhalb Jahre.
Die Prozedur wurde in einer TV-Doku festgehalten: «Erasing Hate» (auf Deutsch etwa: «Den Hass ausradieren») wurde im Jahr 2011 zum ersten Mal ausgestrahlt.
Er habe seine Geschichte öffentlich gemacht, sagt Widner später in einem Interview, damit andere nicht die gleichen Fehler machen wie er. Und um zu zeigen, dass Menschen sich ändern können.
Fakten, die man wissen sollte
Der Israeli Guy Nattiv führte bei «Skin» Regie. Bereits 2018 hat er einen Film mit demselben Titel gemacht. Allerdings einen kürzeren. Darin geht’s ebenfalls um Rassismus. Auf sehr brutale und etwas seltsame Weise. Bei den Oscars 2019 gewann Nattiv dafür den Preis für den besten Kurzfilm.
Nattivs Grossvater Ruben Monowitz hat den Holocaust überlebt. Er starb 2017 mit 96 Jahren. Der Regisseur widmet ihm seinen Langfilm. «Unser Grossvater hat uns Enkeln beigebracht, wie man akzeptiert und vergibt», sagt er in einem Interview mit dem Wallstreet Journal.
Das Urteil
Bryons Wandlung kommt sehr plötzlich. Kaum hat er Julie kennengelernt, will er die einzige «Familie» verlassen, die er je hatte.
Die Dynamik dieser Gruppe erschliesst sich nicht wirklich. Nur kurze Sequenzen zeigen, was die Rechtsradikalen den ganzen Tag treiben, in welchen Beziehungen sie zueinander stehen. Das lässt einige Geschehnisse unglaubwürdig erscheinen. Beispielsweise wenn sich die Rassisten gegenseitig umbringen und es anscheinend noch nicht mal die Zieheltern stört.
Trotzdem: Der Film fesselt. Das liegt vor allem an den überzeugenden Darstellern. Allen voran Jamie Bell (bekannt aus «Billy Elliot») als volltätowierter Rassist.
Kinostart: 25.07.2019