Vernebelte Bühne, düsterer Klang, knurrender Gesang. Die Band «WLVS» spielt im Rahmen des Zurich Film Festival ein Konzert und das Publikum headbangt begeistert mit. Dabei ist diese Band gar keine echte Black-Metal-Band, sondern wurde eigens für den Film «Wolves» gegründet.
Es ist ein Zusammenspiel von echten Musikern und dem polnischen Schauspieler Bartosz Bielenia, der den Leadsänger spielt. Er lernte dafür extra die spezielle Gesangstechnik.
Dem 34-jährigen Filmemacher Jonas Ulrich, selber Metal-Fan und Szenekenner, war es wichtig, einen authentischen Film zu machen: «Das sogenannte Screaming und Growling, das es vor allem auch im Black Metal gibt, ist zentral. Das heisst, der Hauptdarsteller musste es mit einem Vocal-Coach üben. Monatelang.»
Authentisches Underground-Szenen-Feeling abzubilden, birgt laut Ulrich aber auch Gefahren: «Wir sind auf der Black Metal-Szene gelandet, die eine sehr spezifische Nische ist innerhalb von Metal. Sie ist sehr spannend, aber auch sehr widersprüchlich.»
Liebesdrama zwischen Freiheit, Verführung und Fanatismus
Im Mittelpunkt von «Wolves» steht die 23-jährige Luana, gespielt von Newcomerin Selma Kopp. Sie will ihrem Berufsalltag und familiären Spannungen entfliehen, stürzt sich Hals über Kopf in die Black-Metal-Szene – und wird vom charismatischen und umstrittenen Frontmann Wiktor in den Bann gezogen.
«Ich glaube, Luana und Wiktor sind sich ähnlich, sie sind beide so ein bisschen verloren und auf der Suche nach Zugehörigkeit», ist die Hauptdarstellerin überzeugt: «Das macht auch aus, was sie anziehend aneinander finden.»
Durch ihre Augen erlebt man die Faszination und die Abgründe der männerdominierten Subkultur Black Metal, in der Frauen oft nicht viel gelten. Luana darf sich um Social Media kümmern und Merchandising verkaufen.
Mehr und mehr enthüllen sich ihr auch problematische politische Strömungen, welche Teile der Black-Metal-Underground-Szene durchziehen. Bedrohung und Unsicherheit bei Luana wachsen. Ist auch ihr Wiktor ein radikaler Rechter?
Toxische Beziehung in gefährlichen Kreisen
«Es war uns sehr wichtig, dass wir uns von einer gewissen Ecke dieser Black-Metal-Szene klar abgrenzen», betont Jonas Ulrich, «von toxischen Elementen, toxischer Männlichkeit und auch von Rechtsextremismus. Dennoch sollte der Film nicht verschweigen, dass es das gibt.»
«Wolves» gewährt Einblick in eine sehr eigene Musikszene und erzählt gleichzeitig eine fesselnd zwiespältige Liebesgeschichte. Ein gelungener Erstling mit einer vielversprechenden jungen Schauspielerin: «Der Film zeigt auf, wie schnell eine Person in eine toxische Beziehung geraten kann», sagt die 24-jährige Selma Kopp, «und auch, wie schwierig es ist, das als involvierte Person zu erkennen. Ich hoffe, dass der Film dafür sensibilisieren kann.»
Am Zurich Film Festival schaffte es das Drama als einziger Schweizer Beitrag in den Spielfilm-Wettbewerb und erntete viel Applaus. Ein Film für Metal-Fans und solche, die es werden wollen. Die Hoffnung des Regisseurs: «Wenn am Schluss des Tages jemand sagt, ich finde die Musik gar nicht so schlecht, wie ich dachte, dann bin ich nicht unfroh.»