Wie immer im Januar gab die Filmakademie im Rahmen der Solothurner Filmtage bekannt, welche Filme es beim Schweizer Filmpreis auf die Nominationsliste geschafft haben. In der vollständigen Liste sind drei Prestige-Spielfilme prominent vertreten.
«Drii Winter» (Michael Koch) mit sechs Nominierungen sowie «La ligne» (Ursula Meier) und «Unrueh» von Cyril Schäublin mit je fünf Nominationen sind die Spitzenreiter – und sie haben eines gemeinsam: Alle drei Filme hatten letzten Februar auf der Berlinale ihre Weltpremiere – «La ligne» und «Drii Winter» gar im internationalen Hauptwettbewerb.
Anspruchsvolles mit Schweizer Wurzeln
Dass nun diese drei Filme beim Schweizer Filmpreis zuvorderst dabei sind, lässt diverse Rückschlüsse zu, allen voran: Die Filmakademie stellt sich gern hinter Werke, die die künstlerische Qualität des Schweizer Filmschaffens bereits in einem renommierten internationalen Kontext unter Beweis gestellt haben.
Zudem sind die Erzählungen dieser drei Filme – und das ist im Schweizer Filmschaffen keine Selbstverständlichkeit – sichtbar im Inland angesiedelt. Die Akademie interessiert sich für die Exportierbarkeit der Werke, die sie prämiert. Und dies im gehobenen Arthouse-Kontext – so will es beim Schweizer Filmpreis die Tradition.
Ähnliches gilt auch für den Dokumentarfilm: Auch in dieser Kategorie sind fünf Qualitätsprojekte mit mehr oder weniger Schweiz-Bezug nominiert, die sich international nicht zu verstecken brauchen.
Publikumsgeschmack: zweitrangig
Spielfilme mit einer betont populären Ausrichtung haben derweil beim Schweizer Filmpreis einen schweren Stand. Die Romandie-Komödie «Last Dance» von Delphine Lehericey wurde auf der Piazza in Locarno vom Publikum frenetisch beklatscht. Davon zeigt sich die Akademie unbeeindruckt: null Nominationen.
«Die goldenen Jahre» von Barbara Kulcsar und Petra Volpe war wohl ebenfalls zu leichte Kost für das Gremium. Aus dieser Produktion wurde lediglich Ueli Jäggi als bester Nebendarsteller zurückbehalten.
Immerhin ein Bekenntnis zum Qualitätsgaranten Jäggi, der auf 30 Jahre im Schweizer Filmgeschäft zurückblickt, und der nun gegen eine talentierte Kollegin (Ursine Lardi) und eine aufregende Entdeckung (Elli Spagnolo) um den Preis für die beste Nebenrolle antritt.
Vielleicht doch noch ein Publikumsliebling?
Was ist mit dem Schweizer Kino-Querschläger des Jahres, dem Splatter-Opus «Mad Heidi», ebenfalls ein international ausgewertetes Werk mit Schweizer Flair? Die alberne Grindhouse-Klamotte fehlt vollständig auf der Liste. Gut möglich, dass das «Mad Heidi»-Team seine Produktion mangels ausgerechneter Chancen – oder mangels Interesse – gar nicht erst angemeldet hat.
Bei der Nomination der drei besten Darsteller dürften sich die Schweizer Filmakademie und das breitere Kinopublikum in mindestens einem Fall einig sein: Manfred Liechti gelang in der Rolle von Peter Kneuenbühl im Seeland-Amok-Thriller «Peter K. – Alleine gegen den Staat» eine packende, vielschichtige Leistung. Eine Nicht-Nomination in einem solchen Fall wäre ärgerlich gewesen.
Drei neue Gesichter
Als potenziell beste Darstellerinnen stehen sich drei Frauen gegenüber, die man alle als cineastische Entdeckungen bezeichnen darf. Bei all den Namen – eines ist sicher: Mit Blanchoud, Brand oder Di Pace wird garantiert ein grosses Talent ausgezeichnet