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Schwieriger Kino-Sommer Wie meistern die Schweizer Kinos den Corona-Sommer?

Der Blockbuster «Tenet» soll die Menschen weltweit wieder in die Kinos locken. Wird er auch in der Schweiz zum Rettungsanker?

Gleich nach der Wiedereröffnung der Kinos am 6. Juni sei das Geschäft recht gut angelaufen, erzählt Torsten Wagner von der Kinokette Pathé. Die hohe Nachfrage stimmten Wagner und sein Team zuversichtlich. «Überraschenderweise hatten wir viele Besucher, was uns natürlich sehr positiv gestimmt hat.»

In den Wochen danach wurde es allerdings schwieriger: Die grossen Multiplexe, die auf die grossen amerikanischen Unterhaltungsfilme ausgerichtet sind, wurden aufgrund des US-Lockdowns von den grossen Studios vorerst zurückgehalten.

«Der neue James Bond etwa, wurde vom April in den November geschoben. Deshalb mussten wir, wie andere Kinoketten auch, die Öffnungszeiten reduzieren», so Thorsten Wagner.

Weil die Nachfrage in bestimmten Regionen einfach nicht da sei, gebe es nun auch einige Pathé-Kinos, die unter der Woche geschlossen bleiben.

Guter Verlauf für die Studiokinos

Etwas besser geht es den Studiokino-Betreibern, sagt Res Kessler von der Zürcher Neugass Kino AG: «Es ist so, wie wir es nach dem Lockdown erwartet haben. Tendenziell sogar ein wenig besser.»

Woran das liegt? Zum einen am älteren und treuen Stammpublikum der Studiokinos. Aber auch daran, dass das Angebot an Autoren- und Weltkino nach wie vor gross ist.

«Im Gegensatz zu den grossen Kinos konnten wir laufend neue Filme zeigen. Wir hatten pro Woche ein bis drei Filmstarts. Natürlich warten wir jetzt aber auf einen Grösseren wie den von ‹Tenet› in einer Woche», so Res Kessler. Dann könne man nämlich eher abschätzen, wie es weitergeht.

Erfreuliche Zahlen beim Familienunternehmen

«Tenet» werden ab nächster Woche so ziemlich alle Kinos spielen. Auch jene des Familienunternehmens von Edna Epelbaum, welche in zweiter Generation Kinos im Jura-Gürtel zur Westschweiz und in Bern betreibt.

«Wir stellen fest, dass die Vorverkaufszahlen gut sind. Das freut uns sehr», sagt die Kinobetreiberin.

Denn auch Kinobetreiber wie Edna Epelbaum, deren Programm sich breit abgestützt zwischen Mainstream und Studiokino befindet, sind auf diese «Lokomotiv-Filme», wie sie sie nennt, angewiesen.

Abhängig von New York und Kalifornien

«Es braucht immer drei Filme im Jahr, die das Zünglein auf der Waage spielen. Filme, die die Publikumszahlen hochheben oder fallen lassen.»

Auch das Familienunternehmen von Epelbaum sei international abhängig, erzählt sie. Wenn New York und Kalifornien die Kinos noch nicht öffnen, habe das einen Einfluss auf das gesamte Filmgeschehen auf dem internationalen Markt.

Für Edna Epelbaum mit ihren Kinos in Bern, Biel, Neuchâtel, Delémont und La Chaux-de-Fonds ist es aber auch wichtig, das Kinoangebot mit kleineren Filmen und weniger Publikum aufrechtzuerhalten.

«Nur am Wochenende zu öffnen, kommt für mich nicht infrage. Für mich ist Kino etwas, das immer zugänglich sein muss.» Psychologisch sei es wichtig, dass sie dem Publikum die Möglichkeit wiedergebe, einen Film im Kino anzuschauen, um nicht in Vergessenheit zu geraten, so Edna Epelbaum.

Und nun hoffen sie alle – die Studiokinos, die grossen Ketten, die Multiplexe und die kleineren lokalen Kinos – dass «Tenet» ab nächster Woche das Kino als Spektakel wieder in den Köpfen verankern kann.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 19.08.2020, 7:20 Uhr

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