- Im Film «Miséricorde» erzählt der Schweizer Regisseur Fulvio Bernasconi von einem Genfer Polizisten, der in Kanada einen Mörder jagt .
- Der FIlm verbindet sozialkritische Töne mit bildgewaltigen Eindrücken der kanadischen Einöde.
- «Miséricorde» ist einer von zehn Nominierten für den Publikumspreis der Solothurner Filmtage.
Genfer Polizist in der kanadischen Provinz
Der Genfer Polizist Thomas (Jonathan Zaccaï) hat sich für drei Monate in ein Indianerreservat in der quebecischen Provinz zurückgezogen. Als am Tag seiner geplanten Abreise einer der Jugendlichen aus dem Reservat tödlich von einem Lastwagen verletzt wird, ändert Thomas kurzerhand seine Pläne: Er verspricht der Mutter des Jungen, den flüchtigen Fahrer zu verfolgen und ins Reservat zu bringen.
Mehr als Katharsis
Die Sitten verlangen, dass der Mörder sich beim Opfer entschuldigt. Thomas Vorhaben stimmt die örtliche Polizistin Laurie skeptisch: Was veranlasst diesen zurückgezogenen, wortkargen Mann zu solch einer Aktion?
Als Thomas behauptet, er wolle damit bloss für Gerechtigkeit sorgen, lügt er nicht. Doch bald wird klar, dass er nicht nur der trauernden Familie zur Katharsis verhelfen will.
Ungeschönigte Bildgewalt
Der Schweizer Regisseur Fulvio Bernasconi weist mit seinem neuesten Film unter anderem auf die Spannungen hin, die in manchen ländlichen Gebieten Kanadas zwischen indigenen und weissen Teilen der Bevölkerung nach wie vor bestehen.
Dabei wird nichts beschönigt. Das Aufzeigen der Missstände ergänzt Bernasconi mit bildgewaltigen Eindrücken aus der ostkanadischen Landschaft, in der Thomas' Verfolgung des unbekannten Lastwagenfahrers stattfindet.
Stets präsentes Unbehagen
Der Belgier Jonathan Zaccaï zeigt eine uneingeschränkt glaubwürdige Performance als Thomas, den die eigene Schwermut stets zu erdrücken scheint. Das Rätsel um seinen Protagonisten schrittweise aufzulösen, ist eine gelungene Idee Bernasconis.
Thomas bleibt dadurch ein Rätsel, spannend bis zum Schluss. Genauso wie der hervorragende Soundtrack des in Genf lebenden Musikers Nicolas Rabaeus. Der vertont das stets präsente Gefühl des Unbehagens.
Wer sich «Miséricorde» in freudiger Erwartung einer spektakulären Verfolgungsjagd oder eines blutrünstigen Rachefeldzugs ansieht, der wird enttäuscht. Für alle anderen lohnt sich der Ticketkauf allemal.