Zwei neue Werke - Stephen King ist auch im Kino der König
King und kein Ende: Kein lebender Autor wird öfter verfilmt als Stephen King. Gerade erscheinen wieder zwei neue Produktionen, die auf seinen Büchern fussen: «It: Welcome to Derry» und «The Running Man».
Stephen King ist der Kino-König unter den Schriftstellern. 83 Filme und Serien gibt es bisher, die auf seinen Werken basieren. Einzig Shakespeares Stücke wurden bislang öfter verfilmt.
Seit 50 Jahren populär
Der Anfang dieser Filmkarriere liegt fast 50 Jahre zurück: «Carrie» war 1976 der erste Film nach einem King-Roman – und gleich ein Hit.
Legende:
Am Abschlussball wird über der Titelfigur von «Carrie» (1976) ein Eimer voll Schweineblut ausgeschüttet. Es folgt eine gnadenlose Rache.
IMAGO / Ronald Grant
«Carrie» kam an den Kassen genauso an wie bei den Kritikern. Der Film enthält bereits alle Markenzeichen eines typischen King-Films: Horror mit übernatürlichen Elementen, der sich vor der unspektakulären Kulisse einer amerikanischen Kleinstadt entfaltet.
Die Popularität hält bis heute an: Aktuell ist bei Sky die neue Serie «It: Welcome to Derry» zu sehen, die die Geschichte des Gruselclowns Pennywise weitererzählt, und im November kommt Edgar Wrights Neuauflage von «Running Man» in die Schweizer Kinos.
«It: Welcome to Derry»: Kurzkritik zur neuen Horror-Serie
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Legende:
Der Gruselclown ist zurück!
Sky Show
SRF-Filmredaktor Enno Reins hat sich die neueste Stephen King-Verfilmung angesehen:
Im Jahr 1962 verschwindet in der US-Kleinstadt Derry ein Kind, zwei weitere werden umgebracht. Eine Gruppe Schüler versucht herauszufinden, was dahinter steckt. Es wird schnell klar: etwas Böses, Übernatürliches. Gleichzeitig gibt es in der benachbarten Armeekaserne ein Geheimprojekt, wo mit Hilfe eines Mediums mystische Artefakte gesucht werden.
«Welcome to Derry» erzählt die Vorgeschichte von «It» und «It Chapter Two», beides Filme, die auf einer Buchvorlage von Stephen King basieren, in dem es um ein fieses Etwas geht, dass alle 27 Jahren in Form eine furchterregenden Clowns mordend durch Derry zieht.
Die Serie erzählt eine Variante der aus den Filmen bekannten Geschichte, Manchmal arg in die Länge gezogen. Nebenbei geht es um Rassismus und Ausgrenzung. Subtil ist das Ganze nicht. Die Horrorszenen sind hart. Eine blutige Monstergeburt im Auto, ein Supermarkt, der zum bedrohlichen Labyrinth wird, das Gesicht eines toten Vaters im Gurkenglas sind einige der Highlights.
Fazit: Solide Serienkost mit genug Grusel, um dranzubleiben.
Stephen King passt ins Kino – seine Geschichten lassen sich gut auf die Leinwand bringen, erklärt SRF-Literaturredaktorin Annette König: «Er schreibt sehr bildhaft. Und seine Bücher sind wie Filme aufgebaut.»
Legende:
Stephen King gibt seine Werke grosszügig fürs Kino frei, schaut dann aber genau hin, wie seine Bücher verfilmt werden.
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King ist bei vielen Filmprojekten selbst involviert, schreibt Drehbücher, waltet als Produzent und tritt immer wieder als Schauspieler in Erscheinung, meist in Kurzauftritten. Ein einziges Mal hat King sich auch selbst als Regisseur versucht: «Maximum Overdrive» erntete vernichtende Kritiken, es folgten keine weiteren Versuche.
Fünf beste King-Verfilmungen
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Legende:
Jack Nicholson in «The Shining» (1980)
IMAGO / Ronald Grant
«Carrie» (1976)
Die sechzehnjährige Carrie wird von ihren Mitschülerinnen und -Schülern ausgelacht und gequält. Beim Abschlussball nimmt sie grausame Rache. Der schockierende Film liefert die Blaupause für King-Horror im Kino.
«The Shining» (1980)
Der Film trägt deutlicher Kubricks Handschrift als jene Kings. Der Autor hat auch immer wieder erklärt, was ihm an diesem Film nicht gefällt. Dennoch ist Stanley Kubricks verstörender Psycho-Horror einer der besten Filme dieses Genres. Auch dank eines spektakulären Jack Nicholson in der Hauptrolle.
«Misery» (1990) Ein Schriftsteller landet nach einem Autounfall in den Fängen eines besessenen Fans. Effektiver Horror-Thriller mit einer brillanten Kathy Bates als mörderischem Fan.
«It» (1990) und «It» (2017)
Der zweiteilige TV-Film von 1990 mit Tim Curry als Gruselclown hat bei einer ganzen Generation junger Menschen eine lebenslange Angst vor Clowns verursacht. Das Werk hat zahlreiche Schwächen, ist aber dennoch einer der bekanntesten King-Filme. Die Neuauflage von 2017 ist eine gelungene zeitgemässe Adaption mit deutlich mehr Horror.
«The Shawshank Redemption» (1994)
Der Film mit dem deutschen Titel «Die Verurteilten» ist ein rührendes Gefängnisdrama mit Spannung und Herz. In den Hauptrollen glänzen Morgan Freeman und Tim Robbins.
Der Bestsellerautor verfolgt die Verfilmung seiner Stoffe genau, hat klare Vorstellungen davon, wie sie auf der Leinwand aussehen sollen. Stanley Kubricks umjubelte Verfilmung des King-Romans «The Shining» etwa hat der Autor scharf kritisiert, weil sie seiner Meinung nach zentrale Aspekte und den Tonfall der Geschichte verfehlt.
Masse und Klasse
Bei der Vielzahl an King-Filmen ist es kein Wunder, dass diese von sehr unterschiedlicher Qualität sind. Neben unbestritten grandiosen Filmen gibt es auch viel Grausiges: Mancher Horrorstreifen der Marke King, gerade aus den 1980ern und 1990ern, ist billiger Trash.
King hält zwar nicht mit Kritik zurück, wenn ihm die Verfilmung eines seiner Werke nicht gefällt, gibt seine Geschichten aber dennoch freimütig her. Er verlange für die Filmrechte nur einen Dollar, sagt er in einem Interview mit Deadline, dafür fordere er Mitspracherecht bei der Wahl von Drehbuchautoren, Regisseurinnen und Hauptdarstellern.
Leise Töne
King kennt man in erster Linie als Meister des Horrors – doch der Schriftsteller ist vielseitig. Unter den King-Verfilmungen finden sich beispielsweise die Gefängnisdramen «The Shawshank Redemption» («Die Verurteilten») und «The Green Mile», das Teenagerdrama «Stand by Me» oder die fantastische Lebensgeschichte «The Life of Chuck».
Legende:
Auch das kann King: «The Shawshank Redemption» (1994) erzählt eine Männerfreundschaft im Knast. Der Film basiert auf einer Novelle von Stephen King.
IMAGO / Cinema Publishers Collection
Solche Werke sind aber die Ausnahme. King liefert in erster Linie Vorlagen für Horrorfilme oder Thriller, in denen es oft um übernatürliche Erscheinungen und Fähigkeiten geht.
Für Verfilmungen reizvoll ist sicherlich, dass der Name Stephen King eine beispiellos starke Marke ist. Wer «Nach einer Geschichte von Stephen King» in den Trailer schrieben kann, kann sich darauf verlassen, dass das Publikum weiss, was es erwartet.
Schluss ist noch lange nicht: Bei 65 Romanen und über 200 Kurzgeschichten, die King bisher veröffentlicht hat, gibt es noch ganz viel Stoff für weitere Filme aus der Feder des Horror-Königs.
Film und Serie sind hier zu sehen:
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«It: Welcome to Derry»: Serie ab 27. Oktober 2025 zu streamen auf Sky