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Plattform für Online-Spiele Spieleplattform Roblox unter Druck – mangelnder Kinderschutz

Die Spieleplattform bietet Kindern viel Raum für Kreativität, birgt aber auch zahlreiche Risiken. Ein Blick auf die aktuellsten Entwicklungen – inklusive Tipps für Eltern.

Vor kurzem erhielt der US-amerikanische Youtuber «Schlep» Post von den Anwälten von Roblox. Die forderten ihn auf, sofort aufzuhören, pädokriminelle Täter auf der Plattform in eine Falle zu locken und sie an die Polizei zu verraten. Dazu später mehr.

Zuerst die Basics: Das Roblox-Spielepkattform ist seit der Pandemie eine der beliebtesten Spiele für Kinder und Jugendliche, auch in der Schweiz.

Die Zukunft des Gamings?

Eigentlich könnte Roblox die Zukunft des Gamings sein: Ein virtueller Ort, wo Menschen eigene Welten aufbauen und teilen können. Sie stellt ihren Benutzern die Mittel zur Verfügung, um eigene Spiele zu entwickeln und für andere anzubieten.

Vorsicht auf Roblox: Nicht alles, was süss aussieht, ist harmlos

Die Hürden sind tief, der Kreativität keine Grenzen gesetzt – besonders jetzt, wo die Tools zum Spieleentwickeln dank KI immer besser werden. Ob Kind oder professionelles Studio, jede und jeder kann unkompliziert ein Spiel erstellen. Inzwischen gibt es auf Roblox über 40 Millionen Games. Zudem ist Roblox das vielleicht erfolgreichste «Metaverse» – ein virtueller Ort, in dem sich Menschen treffen können. Darin steckt Potenzial.

Oder kurz vor dem Aus?

Nun das grosse Aber: Roblox hat viele Probleme. Viele Spiele haben toxische Mechanismen eingebaut, um Spielerinnen und Spieler zu manipulieren, damit sie mehr Geld ausgeben. Die meisten Entwickler, die ihr Spiel auf Roblox anbieten – viele davon Kinder – verdienen dabei kaum Geld. Das meiste Geld fliesst zu Roblox – und dennoch schreibt der Anbieter rote Zahlen.

Das vielleicht grösste Problem von Roblox ist jedoch der mangelnde Kinderschutz. Der eingangs erwähnte Fall des Youtubers «Schlep» hat es nun ins Rampenlicht gebracht.

Lasche Moderation

Die Ironie, dass Roblox versagt, Pädokriminelle von der Plattform fernzuhalten, und seine Ressourcen lieber darin investiert, jemanden zum Schweigen zu bringen, der etwas dagegen unternimmt, führte zu einem Aufschrei im Internet. Ein Dokumentarfilm zum Thema ist nun geplant, und ein weiterer Youtuber, «Law By Mike», kündigte an, Aussagen von Betroffenen von Sexualdelikten auf Roblox zu sammeln und Roblox zu verklagen.

Damit ist «Mike» nicht der Erste: In den USA sind mehrere Klagen hängig. Da ist zum Beispiel das 9-jährige Mädchen aus Kalifornien, von dem ein Erwachsener Fotos verlangt haben soll, um es zu treffen. Oder der Junge aus Texas, der mit 12 einen Erwachsenen auf Roblox getroffen haben soll, der dann eine toxische Beziehung zu ihm aufbaute und explizite Fotos und Videos verlangte – bis der Junge sich mit 15 das Leben nahm.

Das sagt Roblox zu den Vorwürfen

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Im Internet kursieren Vorwürfe von systematisch schlechter Sicherheit für Kinder und Jugendliche, vor allem wegen mangelnder Moderation in den Chats und weil nicht auf Meldungen eingegangen werde. Ausserdem würden Eltern zu wenig vor den Risiken gewarnt.

Roblox schreibt SRF, Sicherheit habe oberste Priorität: «Wir verfügen über umfassende Richtlinien sowie Standardeinstellungen, die darauf ausgelegt sind, Inhalte oder Verhaltensweisen zu unterbinden, die für jüngere Nutzer unangemessen oder schädlich sein könnten.»

Die Richtlinien von Roblox seien strikter als jene auf anderen Plattformen: Jüngere Nutzer hätten eingeschränkte Chatfunktionen und es könnten keine Bilder oder Videos über den Chat geschickt werden. Unangemessene Sprache und die Weitergabe persönlicher Informationen würden blockiert. Ausserdem könnten Eltern den Chat für Kinder unter 13 Jahren einschränken oder ausschalten.

Die Filter in den Chats würden auch auf Deutsch funktionieren. Experten würden die Chats überwachen und bei unangemessenen Inhalten meist innerhalb von Minuten reagieren. Seit August sei zusätzlich eine KI im Einsatz.

Ausserdem seien Roblox dabei, den Schutz ständig zu erhöhen, erst im letzten Jahr hätten sie über hundert neue Massnahmen eingeführt: Darunter «aktualisierte Kontrollfunktionen für Eltern und strengere Voreinstellungen für Nutzer unter 13 Jahren.» Seit Anfang Jahr gebe es zudem eine altersbezogene Gesichtserkennung: «Diese bauen auf bestehende Richtlinien zur Ausweisprüfung auf, die bereits für den Zugang zu bestimmten altersbeschränkten Funktionen und Inhalten gelten.» Demnächst sollen weitere Technologien für die Altersprüfung ausgerollt werden.

Zum Inhalt der Spiele und den zum Teil fragwürdigen Altersempfehlungen schreibt Roblox, seine Labels seien im Einklang mit globalen Branchenstandards und in Zusammenarbeit mit Entwicklungsexperten entwickelt worden.

Wie nutzen Pädokriminelle Roblox? In den Spielen bei Roblox treffen sich die Spielenden als Avatar, also als Figürchen. Sie können interagieren und auch chatten. So können Kriminelle mit Kindern ins Gespräch kommen. Zwar gibt es Moderation und einen Filter auf dem Chat von Roblox, die Kontrolle scheint jedoch lasch: Schon mit kleinen Änderungen in der Schreibweise eines Worts kann man den Filter umgehen.

Hol Dir Hilfe

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Unter clickandstop.ch können betroffene Kinder Vorfälle melden und sich anonym Hilfe holen. Es gibt auch Beratung für Eltern und Angehörige.

Auch für Personen mit pädophiler Neigung gibt es Hilfe, damit sie nicht zu Täter werden, zum Beispiel hier: kein-taeter-werden.ch

Danach ist es ein leichtes, das Gegenüber auf einen anderen Kommunikationskanal wie Discord oder Whatsapp zu locken – dort können die Täter dann mit ihren Opfern verschlüsselt kommunizieren und Fotos und Videos austauschen.

Mit den ganzen Klagen scheint Roblox jetzt vor einem entscheidenden Moment zu stehen: Schafft es die Plattform, für Kinder sicher zu werden? Oder zerbricht sie an den rechtlichen Folgen der laschen Moderation?

Tipps für Eltern: Begleiten statt verbieten

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Roblox gibt Eltern technische Möglichkeiten, die Spieltätigkeit ihrer Kinder zu kontrollieren, solange diese unter 13 Jahre alt sind. Damit ist es aber nicht getan.

Das müssen Eltern wissen:

Eine Plattform mit vielen Spielen

Roblox ist eine Plattform, kein Spiel. Kinder können rasch von einem Spiel ins nächste wechseln – vom herzigen Haustiergame in ein Horrorspiel oder einen eindeutig sexuell angehauchten Datingsimulator. Und zwar auch, wenn das Alter der Kinder richtig eingestellt ist, denn viele dieser Games sind «ab 5 Jahren» freigegeben.

Der Fremde im Chat

Kinder können im Spiel andere Spielerinnen und Spieler treffen und mit ihnen chatten. Das können unter Umständen zwielichtige Gestalten sein. Eltern müssen ihre Kinder auf solche Treffen vorbereiten – auf Betrüger und Pädokriminelle zum Beispiel. Bei kinderschutz.ch gibt es Informationen, wie Eltern reagieren müssen beim sogenannten «Cybergrooming».

Ein offenes Ohr

Das wichtigste für Eltern: Mit ihren Kindern über alles reden und ihnen ein offenes Ohr bieten. Ob sie etwas Verstörendes gesehen, einem vermeintlichen Roblox-Freund die eigene Adresse verraten oder 1000 Franken für Spielinhalte ausgegeben haben – in diesen Situationen brauchen die Kinder den Rückhalt der Eltern.

Damit Eltern wissen, worüber sie reden, empfiehlt sich auch bei jedem Spiel: Einfach mal selbst ausprobieren!

Radio SRF 3, 29.9.2025, 15:15 Uhr

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