Vor kurzem erhielt der US-amerikanische Youtuber «Schlep» Post von den Anwälten von Roblox. Die forderten ihn auf, sofort aufzuhören, pädokriminelle Täter auf der Plattform in eine Falle zu locken und sie an die Polizei zu verraten. Dazu später mehr.
Zuerst die Basics: Das Roblox-Spielepkattform ist seit der Pandemie eine der beliebtesten Spiele für Kinder und Jugendliche, auch in der Schweiz.
Die Zukunft des Gamings?
Eigentlich könnte Roblox die Zukunft des Gamings sein: Ein virtueller Ort, wo Menschen eigene Welten aufbauen und teilen können. Sie stellt ihren Benutzern die Mittel zur Verfügung, um eigene Spiele zu entwickeln und für andere anzubieten.
Vorsicht auf Roblox: Nicht alles, was süss aussieht, ist harmlos
-
Bild 1 von 7. Tiere adoptieren, seit Jahren eines der beliebtesten Spiele auf Roblox – ist das nun harmlos oder problematisch? Freigegeben ist das Spiel laut Roblox ab 5 Jahren. Bildquelle: Roblox.
-
Bild 2 von 7. Das Spiel macht tatsächlich Spass, man zieht Tierchen gross und bewegt sich in einem Dorf. Leider ist es aber auch voll manipulativer Mechaniken, die Spielerinnen und Spieler dazu bringen sollen, das Spiel möglichst regelmässig zu spielen und möglichst viel Geld auszugeben. Bildquelle: Roblox.
-
Bild 3 von 7. Einmal Oberstufenschüler spielen – ist das harmlos der problematisch? Freigegeben ist das Spiel ab 5 Jahren. Bildquelle: Roblox.
-
Bild 4 von 7. Sobald man dem Spiel beitritt, wird klar: Das hier ist weniger eine Schul- und mehr eine Swingerclub-Simulation. Es gibt sexy Outfits, rassige Musik im Hintergrund. Im Chat liest man viel «ich liebe dich» und Feuer-Emojis und man wird von fremden Figuren in leere Klassenzimmer getragen, wo man zusammen «Liegestützen» machen kann. Bildquelle: Roblox.
-
Bild 5 von 7. Verkleiden spielen – harmlos oder problematisch? Das «Dressup»-Spiel ist ebenfalls ab 5 Jahren freigegeben. Bildquelle: Roblox.
-
Bild 6 von 7. Es macht Spass, in kurzer Zeit die besten Kleidungsstücke zu einem bestimmten Thema (zum Beispiel «Am Flughafen») zusammenzusuchen und gegen andere anzutreten. Dabei kommen aber wieder manipulative Mechaniken ins Spiel, die zum Geld ausgeben animieren, und auch hier gibt es einen Chat, in dem man mit Fremden sprechen kann. Bildquelle: Roblox.
-
Bild 7 von 7. Fazit: Auf Roblox gibt es Spiele, die sich auf den ersten Blick nicht für kleine Kinder eignen. Aber auch bei jenen, die scheinbar harmlos aussehen, lohnt es sich als Eltern, erst mal selber die Zehe hineinzutauchen und auf diese Dinge zu achten: (1) Brutale oder sexualisierte Inhalte (2) Manipulative Spielmechaniken (3) Chats mit Fremden. Bildquelle: Roblox.
Die Hürden sind tief, der Kreativität keine Grenzen gesetzt – besonders jetzt, wo die Tools zum Spieleentwickeln dank KI immer besser werden. Ob Kind oder professionelles Studio, jede und jeder kann unkompliziert ein Spiel erstellen. Inzwischen gibt es auf Roblox über 40 Millionen Games. Zudem ist Roblox das vielleicht erfolgreichste «Metaverse» – ein virtueller Ort, in dem sich Menschen treffen können. Darin steckt Potenzial.
Oder kurz vor dem Aus?
Nun das grosse Aber: Roblox hat viele Probleme. Viele Spiele haben toxische Mechanismen eingebaut, um Spielerinnen und Spieler zu manipulieren, damit sie mehr Geld ausgeben. Die meisten Entwickler, die ihr Spiel auf Roblox anbieten – viele davon Kinder – verdienen dabei kaum Geld. Das meiste Geld fliesst zu Roblox – und dennoch schreibt der Anbieter rote Zahlen.
Das vielleicht grösste Problem von Roblox ist jedoch der mangelnde Kinderschutz. Der eingangs erwähnte Fall des Youtubers «Schlep» hat es nun ins Rampenlicht gebracht.
Lasche Moderation
Die Ironie, dass Roblox versagt, Pädokriminelle von der Plattform fernzuhalten, und seine Ressourcen lieber darin investiert, jemanden zum Schweigen zu bringen, der etwas dagegen unternimmt, führte zu einem Aufschrei im Internet. Ein Dokumentarfilm zum Thema ist nun geplant, und ein weiterer Youtuber, «Law By Mike», kündigte an, Aussagen von Betroffenen von Sexualdelikten auf Roblox zu sammeln und Roblox zu verklagen.
Damit ist «Mike» nicht der Erste: In den USA sind mehrere Klagen hängig. Da ist zum Beispiel das 9-jährige Mädchen aus Kalifornien, von dem ein Erwachsener Fotos verlangt haben soll, um es zu treffen. Oder der Junge aus Texas, der mit 12 einen Erwachsenen auf Roblox getroffen haben soll, der dann eine toxische Beziehung zu ihm aufbaute und explizite Fotos und Videos verlangte – bis der Junge sich mit 15 das Leben nahm.
Wie nutzen Pädokriminelle Roblox? In den Spielen bei Roblox treffen sich die Spielenden als Avatar, also als Figürchen. Sie können interagieren und auch chatten. So können Kriminelle mit Kindern ins Gespräch kommen. Zwar gibt es Moderation und einen Filter auf dem Chat von Roblox, die Kontrolle scheint jedoch lasch: Schon mit kleinen Änderungen in der Schreibweise eines Worts kann man den Filter umgehen.
Danach ist es ein leichtes, das Gegenüber auf einen anderen Kommunikationskanal wie Discord oder Whatsapp zu locken – dort können die Täter dann mit ihren Opfern verschlüsselt kommunizieren und Fotos und Videos austauschen.
Mit den ganzen Klagen scheint Roblox jetzt vor einem entscheidenden Moment zu stehen: Schafft es die Plattform, für Kinder sicher zu werden? Oder zerbricht sie an den rechtlichen Folgen der laschen Moderation?