Erst vor einem Jahr hat der heute 80-jährige David Pfister seinen Beruf als Architekt aufgegeben. Seither beschäftigt ihn seine Sammlung intensiv. «Zur Zeit habe ich damit ungefähr einen Halbtagsjob», sagt er. Und zwar seit letztem Frühjahr, als er mit 20 Tonnen Material aus einem Pavillon, der ihm gekündigt wurde, in die ungeheizten Räume einer ehemaligen Skischuhfabrik in Gwatt gezogen ist.
Eine Schatztruhe
Fürs weitere Einrichten, das er nicht ganz allein vornimmt, werde er noch bis zum Frühling brauchen. Dann überlegt er, sein Schaulager für einige Tage für Interessierte zu öffnen.
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Bild 1 von 10. Radios in allen Farben und Formen sind die häufigsten Sammlungsstücke von David Pfister – hier ansprechend an einer Lochwand hängend präsentiert. Bildquelle: David Pfister.
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Bild 2 von 10. Circa 700 Stücke hat er zusammengetragen, von Röhrenradios über Kofferradios bis hin zu Ghettoblastern. Bildquelle: David Pfister.
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Bild 3 von 10. Im Eingangsbereich lassen sich auch Grammofone bestaunen. Das 1887 von Emil Berliner erfundene Abspielgerät war der mechanische Vorläufer des Plattenspielers. Bildquelle: David Pfister.
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Bild 4 von 10. Rundfunk-Empfangsgeräte, die in den Anfangsjahren der Technik analoger Radios für einen Grossteil der Bevölkerung unerschwinglich waren, haben es dem 80-jähigen ehemaligen Architekten einfach angetan. Bildquelle: David Pfister.
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Bild 5 von 10. Zu sehen gibt es ausserdem Schreibmaschinen und Taschenrechner aller Art – sowie andere Büromaschinen vergangener Zeiten. Bildquelle: David Pfister.
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Bild 6 von 10. Call me, maybe! Die Sammlung Pfister beinhaltet Fernsprecher mit und ohne Gabel und Kabel, Funkgeräte und Mobiltelefone älterer Bauart. Bildquelle: David Pfister.
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Bild 7 von 10. Bolex, Nikon und Co. – Was diese Film- und Fotokameras wohl auf ihren Einsätzen alles zu sehen bekommen haben? Bildquelle: David Pfister.
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Bild 8 von 10. Diverse Fernseher, Videoprojektoren, Videoaufnahmegeräte, Musikabspielanlagen katapultieren die Betrachtenden zurück in Zeiten, in denen es noch keine 4K-Auflösungen gab. Bildquelle: David Pfister.
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Bild 9 von 10. Auch zu sehen in David Pfisters Wunderwelt der Technik: «Die meist verwendeten Radio- und Fernsehröhren während 50 Jahren». Bildquelle: David Pfister.
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Bild 10 von 10. Es werde Licht! Verschiedenartige Elektroanlagen sind auch Teil der Sammlung – darunter Leuchten, alte Schalter, Steckdosen, Drehschalter, Sicherungen, Stromzähler und Messinstrumente. Bildquelle: David Pfister.
Die «Technische Sammlung David Pfister» umfasst Elektromotoren, Telefone, Schreibmaschinen, Hörgeräte, Film- und Videokameras, Radio- und Fernseh-Studio-Einrichtungen, Computer, Stereoanlagen … und 700 Radios aller Art – vom UKW-Empfänger der Armee bis zum tragbaren Modell fürs Picknick am Seeufer. Zum Teil sind es Erinnerungsstücke, nicht exklusive, teure Geräte, betont Pfister, sondern vor allem solche aus dem Alltag.
Ich staune immer wieder, was Leute in den letzten 200 Jahren erfunden und konstruiert haben.
In Pfisters Schaulager findet sich vieles aus Schweizer Produktion, etwa Bolex-Filmkameras (Yverdon), Lenco-Plattenspieler (Burgdorf), Biennophon-Radios (Biel), Studer-Revox-Tonbandgeräte (Regensdorf) – es ist also auch ein kleines Schweizer Industriearchiv. «Das ist natürlich nicht sehr exemplarisch», sagt er bescheiden.
Bastler von kleinauf
Viele Apparate hat David Pfister selbst instandgesetzt. Er ist ein Bastler. Damit hat er als Schüler begonnen: «Mein Bruder und ich sind ins Radiogeschäft gegangen und haben für fünf Franken einen alten Radio gekauft. Den haben wir zuhause auseinandergenommen, bei dem eigenen durften wir das nicht», sagt er und lacht.
Er habe jeweils darauf geachtet, dass die Geräte wieder funktionieren. Bei den meisten sei ihm das gelungen. Doch es habe keinen Sinn, alles zu flicken, nur damit es nachher im Regal stehe.
«Ich bin Techniker und nicht jemand, der Bücher verschlingt. Mich interessiert alles, bei dem man sehen kann, wie es funktioniert. Das ist der Hintergrund meiner Sammlung. Ich staune immer wieder, was Leute in den letzten 200 Jahren erfunden und konstruiert haben, Apparate, die Funktionen erfüllen, die man heute im Grunde in Kleinstform im Handy wieder findet.» Leider werde Technikgeschichte allgemein zu wenig gewürdigt. Aber das technische Erbe müsse erhalten bleiben.
Schaulager in ehemaliger Skischuhfabrik
Viel Zeit hat David Pfister in seine Sammlung gesteckt, Geld auch. Weniger für die Geräte, denn viele davon habe er gefunden, mit einem Schild dran: «Gratis – zum Mitnehmen.» Geld spielt jedoch eine Rolle bei der Aufbewahrung. Seine Objekte benötigen Platz, und der kostet. Als Rentner könne er sich das kaum leisten. Und Räume zu finden sei schwierig. Auch das gegenwärtige Schaulager ist ein Provisorium. Bis die ehemalige Skischuhfabrik in einem Wohnquartier eines Tages einer Überbauung wird weichen müssen.
«Wir sind hier nur zur Miete. Erfahrungsgemäss ist das zu wenig sicher. Wir müssten Sponsoren finden, die mithelfen, diese Technik zu erhalten. In eigenen Räumen – oder die öffentliche Hand böte Hand dazu, dass wir irgendwo unterkommen.» Der 80-Jährige fügt hinzu: «Altershalber muss ich natürlich auch ein bisschen zurückkrebsen.»