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Ausstellung im Landesmuseum «Aus der Not geboren»: Wenn Kinder arbeiten müssen

Verdingkinder, Fädlerinnen, Spazzacamini, Dienstmädchen, Schwabengänger: Die Kinder, die in der Schweiz bis weit ins 20. Jahrhundert Kinderarbeit leisteten, haben viele Namen. Ihnen widmet sich nun eine Schau, die auch einen Blick auf die Not wirft, die weltweit Kinder bis heute zum Arbeiten zwingt.

Sie sassen stundenlang am Spulrad, klöppelten Spitzen und füllten Zündhölzchen in Schachteln ab. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verrichteten in der Schweiz über 30'000 Kinder Heimarbeit. Ebenso in der Landwirtschaft: Kinder hüteten Vieh, misteten noch vor der Schule den Stall aus und ersetzten auf manchem Bauernhof eine Magd oder einen Knecht.

Zwei Kinder mit handgesponnenem Garn vor Holzhütte.
Legende: Spitzen herstellen und verkaufen im Berner Oberland um 1900: Mädchen klöppeln in einem Verkaufsstand im Lauterbrunnental und bieten gleichzeitig ihre Spitzen feil. Schweizerisches Nationalmuseum

Noch in den 1930er-Jahren sah man in Zürich Knaben die Strasse putzen, während Mädchen in der Aargauer Tabakproduktion Stumpen drehten. Sie besserten das Einkommen ihrer Familien auf wie jene Kinder, die mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert in Fabriken eingezogen waren.

Kleine Hände besonders gefragt

In der Innerschweizer Florettspinnerei, der Basler Seidenbandindustrie und der Glarner Stoffdruckerei waren Kinder wegen ihren kleinen Händen und schmalen Körpern besonders gefragt. Schon Sechsjährige legten sich unter Fädel- und Stickmaschinen, um Wellen und Spindeln zu putzen und zu ölen.

Manche Kinder waren hier bis zu 16 Stunden tätig, bis das Eidgenössische Fabrikgesetz von 1877 die Arbeit unter 14 Jahren verbot und den Arbeitstag auf elf Stunden beschränkte.

Doch im Haus, im Stall und auf dem Feld blieben viele Kinder so eingespannt, dass manchen von ihnen in der Schule die Augen zufielen. Das Landesmuseum Zürich gibt auf kleinem Raum Einblick in die Geschichte der Kinderarbeit, die untrennbar mit Armut verbunden ist.

Arbeit als Erziehungsmassnahme

Dazu gehört auch, jene Aspekte zu beleuchten, die bis in die Gegenwart nachwirken. Wie etwa, dass Behörden bis weit ins 20. Jahrhundert Arbeit als Erziehungsmassnahme anordneten, etwa wenn sie Kinder in einem Heim platzierten. So erinnert sich in der Ausstellung Peter Bünzli an seine Zeit in einem Heim in Bümpliz: «Das Brünnenheim hat mich zunächst beeindruckt, als ich dort ankam: Es gab Pferde und Kühe, viele Gärten und viel Land. Aber es ging nicht lange, bis ich das Regime zu spüren bekam. Die Priorität war: arbeiten.»

Besonders betroffen waren Kinder und Jugendliche, die von ledigen Müttern und aus armen Familien stammten. Sie wurden gesellschaftlich stigmatisiert, oft bevormundet und «versorgt» und dabei zur Arbeit gezwungen. Die Ausstellung nimmt damit auch die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen in den Blick, deren Leid bis heute anhält.

Zugleich wird in dieser Schau, die sich an Familien und Schulen richtet, auch die Situation von Kindern thematisiert, die heute für ihre Familie arbeiten, etwa indem sie kranke Angehörige pflegen und deren Alltag organisieren. Auch wenn solche Leistungen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das Selbstbewusstsein fördern, kann Überforderung die Folge sein.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Aus der Not geboren. Arbeitende Kinder» ist ab Freitag, 19. Dezember im Landesmuseum Zürich zu sehen und dauert bis zum 20. April 2026.

Die Ausstellung wirft weiter auch einen Blick über die Schweiz hinaus und erinnert an die 160 Millionen von Kindern und Jugendlichen, die weltweit mit ihrer Arbeit zum Unterhalt der Familie beitragen. Sie schuften in Kakaoplantagen oder in Minen, wovon die Rohstoffindustrie und wir als Konsumentinnen und Konsumenten profitieren.

Anhand von zwei Dokumentarfilmen und Materialien des Kinderhilfswerks Unicef wird deutlich, dass die Bestandteile von Gold-Schoggi-Hasen und die Glitzersterne in unseren Kinderzimmern schon durch andere Kinderhände gegangen sind.

Nationaler Solidaritätstag: «Kinder in Krisen»

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Gemeinsam mit der SRG organisiert die Glückskette am 18. Dezember 2025 einen nationalen Solidaritätstag nach dem Motto: «Zusammen für Kinder in Krisen».

SRF 1 berichtet mit Moderator Dani Fohrler aus der Sammelzentrale in der Radiohall in Zürich Leutschenbach, wo Helferinnen und Helfer Spendentelefone entgegennehmen. Anhand verschiedener Beispiele wird aufgezeigt, was die Hilfe bewirken kann. Auf SRF 3 läuft die Aktion die ganze Woche unter dem Label «Gib es Härz».

Spenden für die humanitäre Hilfe für gewaltbetroffene Kinder können online unter www.glueckskette.ch oder in jeder Poststelle getätigt werden – Vermerk: «Kinder in Krisen». Anlässlich des nationalen Solidaritätstages vom 18. Dezember können Spendenzusagen telefonisch unter 0800 87 07 07 gemacht werden.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 17.12.2025, 17:10 Uhr

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