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Badekulturen «Paris-Plages», die Copacabana von Paris

Tonnenweise Sand, Liegestühle und Unterhaltungsprogramm: Der Strand von Paris hat viel zu bieten – ausser Wasser. Die Seine gleicht noch immer einem Chemielabor. Das hält aber niemanden davon ab, das jährliche Spektakel zu geniessen.

Die Kulisse von «Paris-Plages» ist perfekt: Makelloser Sand, meterhohe Palmen, Liegestühle und Sonnenschirme, Beach-Volley und andere Strandaktivitäten. Alles sorgt für eine Atmosphäre wie am Meer. Nur eines fehlt im Zentrum von Paris eben doch zum totalen Badeglück: das Wasser. Denn die gemächlich vor diesem Stadtstrand vorbeifliessende Seine ist zu dreckig.

Der ewig dreckige Fluss

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Zwar hatte 1988 der damalige Bürgermeister der Hauptstadt, Jacques Chirac, versprochen, in wenigen Jahren werde das Flusswasser so sauber sein, dass er persönlich darin schwimmen gehen werde. Er hat dieses Versprechen nicht gehalten: Heute ist die Seine noch immer verschmutzt und sogar mit Dioxin und anderen Chemikalien vergiftet.

Wer trotz Drohung mit einer Geldstrafe hineinspringt oder unglücklicherweise hineinfällt, muss laut Wasserpolizei mit Ausschlägen und Darminfektionen rechnen.Wer von den Pariser Strandgästen wirklich schwimmen will, sollte darum besser keinen Kopfsprung in den Fluss riskieren, sondern mit den weiter entfernten Badeanstalten vorlieb nehmen. Sie werden mit gereinigtem Seine-Wasser gespeist.

Drei Kilometer Urlaub

Ein Paar sitzt auf Liegestühlen am Strand.
Legende: «Paris-Plage»: Perfekte Promo für Paris. Rudolf Balmer

Das schränkt indes das Vergnügen der zahlreichen Besucher von «Paris-Plages» keineswegs ein. Für Gross und Klein, für Touristen und auch für einheimische Familien, die noch nicht in den Ferien sind oder sich eine Reise nicht leisten können, bietet während einiger Wochen der künstliche Strand am Seine-Ufer auf fast drei Kilometern Länge alles, was sie sich wünschen. Kinder bauen Sandschlösser und spielen Federball oder Pétanque. Sonnenhungrige räkeln sich in den Liegestühlen, und für die Abkühlung sorgen Duschen mit Nebelschauer.

Erfolgreich und auf Expansionskurs

Das Konzept hat sich seit der Premiere von 2002 bewährt und wurde seither in viele andere Städte exportiert. Jedes Jahr kommen neue Attraktionen hinzu. Ergänzend zu der in einen «Strand» verwandelten Uferstrasse «Voie express Georges Pompidou» werden im Norden der Stadt auf dem Kanalbecken der Villette auch Pédalos, Ruder- und Segelboote vermietet. Andere Strandszenen finden im Zentrum vor dem Rathaus statt: Gratiskonzerte und Filmvorführungen, sowie verschiedene Ballspiele – fast schon wie an der Copacabana von Rio. Das Publikum ist selber Teil der Kulisse.

Am Abend geht das Sommerfestival-Programm von «Paris-Plages» weiter. Entlang der Seine sind für die Flanierenden Bars und Cafés bis spät geöffnet. Das schätzen diese besonders, weil es in Paris an Lokalen mit gemütlichen Terrassen ohne Verkehrslärm mangelt. «Paris-Plages» ist so nicht nur ein vergänglicher Strandplausch, sondern auch ein Vorgeschmack auf die grosse Freizeit- und Fussgängerzone, die entlang der Seine entstehen soll.

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