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Emanzipation in Afghanistan Die Tech-Frau, die den Taliban trotzt

Roya Mahboob kämpft für die Emanzipation in Afghanistan. Ihre Waffen: die Digitalisierung und unternehmerisches Können.

Sie hatte eine Vision und liess sich durch nichts aufhalten. Als erste Frau in Afghanistan gründete Roya Mahboob 2010 ihr eigenes IT-Unternehmen – mit gerade mal 23 Jahren.

Das Ziel ihrer Afghan Citadel Software Company (ACSC): afghanischen Frauen digitale Kompetenzen vermitteln, um damit die Emanzipation zu befördern.

Morddrohungen

Doch dieser Akt blieb nicht unbeantwortet. Wiederholt erfuhr die IT-Spezialistin Schmähungen und Beleidigungen. Die Aufträge wurden nicht bezahlt – und sie erhielt sogar Morddrohungen.

Denn Roya Mahboobs exponierte Tätigkeit, der Entscheid, primär Frauen einzustellen und selber Auto zu fahren: Das war nicht nur den militanten Taliban zu viel.

Konzentriert nach oben

Aber das hinderte Mahboob nicht daran, ihren Weg konzentriert zu verfolgen. Für sie war klar: «Das Internet schafft neue Möglichkeiten und Freiheitsräume – speziell für Frauen in konservativen Ländern wie Afghanistan.»

Seither hat Mahboob mehrere Unternehmen gegründet. Der Preis dafür: die Flucht in die USA.

Die Afghanin Roya Mahboob mit Kopftuch im Fernsehstudio.
Legende: Verschafft jungen Frauen Zugang zur digitalen Welt: die Afghanin Roya Mahboob. srf

Dabei ist ihre Überlegung so klug wie einleuchtend. Oft wird den Frauen das Arbeiten verboten. Der Kontakt zu Männern am Arbeitsplatz sei zu kritisch. Programmieren kann man aber gut von zuhause aus. Dafür reicht ein Computer.

Frauen, die coden

«Das Internet und die Digitalisierung gibt den Frauen Hoffnung, spezifische Fertigkeiten, Zugang zu Bildung und auch finanzielle Unabhängigkeit von ihren Ehemännern», erklärt Mahboob.

«Das kann endlich auch den Blick der Männer auf die Fähigkeiten der Frauen ändern.» Deshalb hat sie zusammen mit dem italienischen Philantropen Francesco Rulli den «Digital Citizen Fund» gegründet. Hier können Frauen genau diese Dinge lernen.

«Natürlich bringt die Digitalisierung viele Herausforderungen für den Westen mit sich», sagt Mahboob. «Aber in konservativen Ländern gibt es nicht mal Internetzugang. Digitalisierung eröffnet den Frauen eine komplett neue Welt, in der sie erstmals frei und auch anonym sein können.»

Traditionsbruch für ein Land

Welchen Umbruch und Traditionsbruch dies für Afghanistan bedeutet, kann man sich kaum vorstellen. Noch heute gehört Afghanistan zu den frauenfeindlichsten und gefährlichsten Ländern der Welt. Frauen werden vergewaltigt, geschlagen und zwangsverheiratet.

Das Recht sieht zwar Schulpflicht vor, aber trotzdem besuchen nur ein Drittel aller Mädchen die Schule. Offiziell spricht man von über 80 Prozent Analphabeten.

Ziel? Umdenken!

Mahboob aber gibt die Hoffnung nicht auf. «Die Hälfte unserer Bevölkerung ist unter 18. Wir sind ein sehr junges Land mit Hoffnungen, Talenten und Wünschen. Und langsam sieht man Fortschritte. Aber wir brauchen Vorbilder, um aufzuzeigen, was Frauen wirklich vermögen.»

Zumindest durch die Arbeit von Menschen wie ihr, wird ihr Wunsch in Zukunft in Erfüllung gehen können. «Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen», sagt Roya Mahboob.

«Sonst werden unsere spezifisch weiblichen Anliegen nicht gehört. Frauen müssen Frauen unterstützen, um endlich ein Umdenken bei den Frauen selbst und ihren Männern zu erreichen.»

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