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Experte zum Louvre-Diebstahl Was machen die Diebe jetzt mit den Schmuckstücken?

Der spektakuläre Diebstahl aus dem Louvre beschäftigt Fachleute, Kunstliebhaber und Krimifreundinnen. Am helllichten Tag wurden Teile der französischen Kronjuwelen entwendet: Colliers, Diademe, Broschen, Ohrringe – insgesamt neun Schmuckstücke besetzt mit Diamanten, Saphiren und Smaragden. Doch was machen die Diebe jetzt damit? Der Edelsteinhändler Thomas Schröck ordnet ein.

Dr. Thomas Schröck

Edelsteinhändler

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Dr. Thomas Schröck ist ein österreichischer Ökonom und Gemmologe mit über drei Jahrzehnten Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel. 

SRF: Sie sind als Edelsteinhändler international tätig: Was machen die Diebe jetzt mit den gestohlenen Schmuckstücken?

Thomas Schröck: Ich würde sagen, das war eine Auftragsarbeit. Mit diesen Schmuckstücken kann man am internationalen Markt nichts machen, wenn sie in der gleichen Form bleiben. Daher tippe ich auf eine Auftragsarbeit für Sammler.

Wenn die gestohlenen Schmuckstücke also so bleiben, wie sie sind, erkennt man sie. Sie werden also sehr wahrscheinlich umgeschliffen. Was ist da möglich?

Man würde die grossen Farbsteine, also die Smaragde und Saphire, aus ihren Fassungen entfernen und in andere Schliffe bringen. Und diese dann als Einzelstücke verkaufen.

Wie gross ist eigentlich der Markt für solche historischen Schmuckstücke?

Der Markt ist nur so gross, wie es eigenartige Menschen gibt, die so etwas gerne im Nachtkästchen oder im Tresor liegen haben. Der Sammler oder die Sammlerin müsste relativ vermögend sein. Hinzu käme eine Vorliebe für Edelsteine und deren Historie. Der Markt ist daher sicherlich nicht allzu gross.

Das Diebesgut: Die französischen Kronjuwelen

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Die gestohlenen Stücke gehören zu den französischen Kronjuwelen. Allerdings wurden diese nicht immer besonders wertgeschätzt, so die renommierte Schmuckexpertin Beatriz Chadour-Sampson auf Anfrage von SRF.

Pikantes Detail: 1887 wurden die Kronjuwelen in der Dritten Französischen Republik verkauft. Die Souvenirs der Monarchie wurden damals verscherbelt. Die Schmuckstücke landeten zu grossen Teilen in den USA. Der französische Staat kaufte sie im 20. Jahrhundert Stück für Stück wieder zurück. Als besonders wertvoll gilt unter den gestohlenen Stücken das Perlendiadem, das Kaiserin Eugénie bei ihrer Hochzeit mit Napoleon III. trug und ihre grosse Diamantenbrosche: Die Steine gehen zurück auf den Kardinal Mazarin, einen berühmten Minister von König Ludwig XIV.

Unter dem Diebesgut gibt es zum Beispiel ein Collier mit acht grossen Saphiren und vielen Diamanten. Mir bleibt da die Spucke weg. Wie geht es Ihnen damit?

Wunderschön! Die Qualität dieser Saphire ist traumhaft schön. Die Diamanten spielen keine Rolle, weil sie relativ klein sind und einen alten Schliff aufweisen. Das ist heute nicht mehr gefragt und hat höchstens Sammlerwert. Aber diese blauen Saphire sind hervorragend.

Schmuckset mit Krone, Halskette, Ohrringen und Broschen aus Silber und blauen Steinen.
Legende: Aus dem prächtigen Schmuckset aus Saphiren der Königinnen Marie Amélie (1782–1866) und Hortense (1783–1837) wurden das Diadem, die Ohrringe und das Collier gestohlen. Musée du Louvre

Kann man den Wert der Steine schätzen?

Das ist eigentlich unmöglich. Wahrscheinlich aber reden wir bei der Beute, die hier gestohlen wurde, von einem zweistelligen Millionenbereich in Schweizer Franken.

Das Gespräch führte Ellinor Landmann.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 20.10.2025, 17:20 Uhr ; 

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