Das ist passiert: Dutzende Youtube- und Tiktok-Kanäle verbreiten falsche Predigten des neuen Papstes, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und das Portal katholisch.de berichten. Der erfolgreichste Kanal «Pope Leo XIV. Sermons» kam vor seiner Löschung am 21. Mai auf fast eine Million Aufrufe und 18'000 Abonnentinnen und Abonnenten. 26 Videos mit gefälschten Homilien täuschten Aussehen und Stimme des Pontifex vor. Die Plattformen löschten zwar bereits gemeldete Fake-Kanäle, währenddessen entstehen an anderer Stelle aber wieder neue.
Die Folgen und Zahlen: Gläubige fallen reihenweise auf die über soziale Medien verbreiteten Fälschungen herein – sogar wenn die Videos als KI-generiert gekennzeichnet sind. Ein eklatantes Beispiel der Irreführung durch KI ist ein spanischsprachiges Tiktok-Video, in dem Leo XIV. angeblich über die Rolle von Frauen predigt. Es erreichte 9.6 Millionen Aufrufe. Zum Vergleich: Kein Video auf dem offiziellen Instagram-Account des Papstes kommt auf über sechs Millionen Aufrufe.
Das sagt der Faktencheck: Der Auslandsrundfunk Deutsche Welle (DW) hat zu einigen der Deepfakes einen Faktencheck publiziert. Darin wird etwa ein gefaktes, mittlerweile gelöschtes Video entlarvt, in welchem der Heilige Vater angeblich den US-Präsidenten Donald Trump kritisiert oder die Falschbehauptung, dass Papst Leo XIV. eine LGBTQ-Regenbogenflagge absichtlich ignorierte.
Die Gründe der vielen Fälschungen beim neuen Papst: Italien-Korrespondent Franco Battel meint: «Papst Leo wurde erst vor kurzem gewählt und man kennt ihn noch kaum. Man wartet vor allem bei umstrittenen Fragen darauf, was der neue Papst zu sagen hat und wie er sich positioniert: zur Rolle der Frauen, zu den Sakramenten für Geschiedene, zum Zölibat oder zu den Segnungen für homosexuelle Paare.» Genau, weil man noch zu wenig darüber wisse, wie der neue Papst denkt, gebe es offenbar mehr oder weniger professionelle Lügner, die dieses Vakuum zu füllen wüssten.
So reagierte der Vatikan: Der Vatikan ist alarmiert und hat in einem Artikel über ein Fake-Video daran erinnert, dass «alle Reden, Ansprachen und Texte von Papst Leo XIV. vollständig auf vatican.va eingesehen werden können.» Laut den oben genannten Berichte werden Priester nach den Fake-Videos gefragt. Manche fürchten, dies sei erst der Anfang eines massiven Problems, das auf die Kirche zukommt und die Glaubwürdigkeit der Verkündigung gefährden könnte.
Die Problematik für den Vatikan: «Es gibt sicher Leute, die soziale Medien unkritisch konsumieren und nicht hinterfragen. Mit zwei oder drei weiteren Klicks würde man den Fake ja entlarven. Die Gefahr, dass sich solche Meinungen weiterverbreiten, besteht», sagt Battel.
Die erwartete Reaktion des Vatikans: «Der Vatikan hat schon heute eine grosse, gut ausgebaute Medienabteilung. Die Ausgaben für die vatikanischen Medien gehören zu den grössten Ausgabeposten des Heiligen Stuhls», meint der Italien-Korrespondent. Dass der Vatikan, der derzeit rote Zahlen schreibe, hier noch viel mehr Geld investieren könne (und wolle), bezweifelt er. Die Inhalte, die die vatikanische Medien verbreiten, seien nun mal nicht so spektakulär wie solche Fake-Videos. «Darum die vergleichsweise wenigen Klicks. Mit Lügen und Fälschungen kurzfristig viel Spektakel und Aufmerksamkeit zu erregen, ist viel einfacher», so Battel.