Als erster Papst mit US-Pass geht Leo XIV. in die Geschichte ein. Gewählt hat ihn das grösste und globalste Konklave der Kirchengeschichte. Es wählte einen, der Brückenbauer und Friedensstifter sein will, für seine Kirche und für die Welt.
Ein Papst aus den USA: Das ist ein politisches Statement. Denn dieser Mann hatte – wie schon sein Vorgänger Papst Franziskus – dem US-Vizepräsidenten JD Vance die katholische Stirn geboten. Noch als Kardinal twitterte Prevost: «JD Vance is wrong: Jesus doesn't ask us to rank our love for others.» – Die Liebe gilt allen und allen gleich, hielt der damalige Kardinal fest.
Er selbst ist die Verkörperung von Migration: mit Vorfahren aus Europa ging er später selbst von Chicago nach Peru. «Seine» beiden Diözesen grüsste er von der Loggia herzlichst.
Leo XIV. ist ein Mann der goldenen Mitte
Mit diesem Ordensmann kommt jetzt einer, der es schaffen kann, die Flügel der römisch-katholischen Kirche zusammenzubringen. Der neue Papst bekennt sich in seinen ersten Worten zum synodalen Weg und Dialog. Das erleichtert und freut die sogenannt «Progressiven».
Gleichzeitig signalisiert der neue Papst Traditionstreue: Als Augustinermönch ohnehin, als Kirchenrechtler, mit dem traditionellen Papstnamen «Leo», mit einem golddurchwirkten Gewand und: mit einem «Ave Maria».
Mit Marias Hilfe auf Friedenskurs
Papst Leo XIV. ist ein zutiefst frommer Mann. Und er kennt die realen Härten des Lebens: als Missionar und Ausbildner in Peru. Sein Herz schlägt immer noch dort: Bei den Armen und denen am Rande.
So stellt er sich in die Tradition der katholischen Soziallehre, die Leo XIII. begründet hatte. Die Wahl des Papstnamens mag darauf Bezug nehmen.
«Avanti!» – für eine Kirche des Friedens
Auffallend: Wie oft der neue Papst wiederholte: «Habt keine Angst!». Das kann man als christliches Standing deuten gegen nationalistische Angstmacherei und Kriegstreiberei.
Auffallend auch, dass der neue Papst auf Lateinisch, Italienisch und Spanisch sprach, aber nicht auf Englisch.
«Mit euch bin ich Christ. Für Euch bin ich Bischof», – dieser Satz von Kirchenvater Augustinus zeigt das Kirchenverständnis von Papst Leo XIV. Der Petersplatz bejubelt das euphorisch.
Die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler vom Hilfswerk Fastenaktion freut sich: Nun gehe es sicher weiter auf dem synodalen Weg, sagt sie gegenüber SRF. Jeppesen erlebte Papst Leo XIV. noch als Kardinal Prevost an zwei Weltsynoden in Rom. Gesellig, freundlich und auf dem Reformkurs von Papst Franziskus sei Prevost gewesen.
Helena Jeppesen erinnert, dass Kardinal Prevost als einer der ersten in seinem Dikasterium für die Bischöfe Frauen in Führungspositionen einsetzte. Und zwar gegen Widerstände. Denn hier haben Frauen geweihten Männern etwas zu sagen.
«Der Friede Christi ist ein unbewaffneter Friede»
Doch die Botschaft, die am lautesten über den Petersplatz und in die Kameras der Welt schallte, war die vom «Frieden für alle»:
«Sein [Gottes] Friede sei mit Euch allen!», begann Leo XIV.: Frieden mit und zwischen «allen Völkern» und Frieden unserer Erde.