Papst Franziskus sorgt für Wirbel: Im Dokumentarfilm «Francesco», der am Mittwoch in Rom vorgestellt wurde, sagte er: Auch Homosexuelle hätten ein Recht, in einer Familie zu leben. Sie seien Kinder Gottes, es brauche ein Gesetz für nicht-eheliche Lebensformen.
Ist das nun ein Bekenntnis zur Homo-Ehe? Antonius Enz vom Vorstand des Vereins Schwule Seelsorger Schweiz (Adamim) bleibt skeptisch.
SRF: Wird in der römisch-katholischen Kirche die gleichgeschlechtliche Ehe bald erlaubt sein?
Antonius Enz: Das ist das Wunschdenken einiger Leute. Der Papst hat gezeigt, dass er um die Bedürfnisse der Basis weiss. Aber das war eine persönliche Aussage.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kurie mitziehen wird. Ich gehe davon aus, sie wird ihn bremsen oder korrigieren. Das wird intern sicher grosse Diskussionen nach sich ziehen.
W ecken die Worte bei Ihnen trotzdem ein bisschen Hoffnung?
Nur in diesem Sinne: Er hat es mal angesprochen. Das war ja die Aussage eines hohen Würdenträgers. Was sicher ist: Sein Nachfolger wird es etwas einfacher haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen oder es nochmals zu erwähnen. Weil es schon jemanden gab, der es gesagt hat.
Das war eine persönliche Aussage, die nicht mit der Kurie abgesprochen war.
Ein hoher Würdenträger? Das ist ein bisschen untertrieben. Es war immerhin der Papst. Hat das jetzt nicht mehr Gewicht?
Der Papst ist tatsächlich ein hoher Würdenträger. Aber wie gesagt: Das war eine persönliche Aussage, die nicht mit der Kurie abgesprochen war. Von daher wird sich so schnell nichts ändern.
Wird diese Aussage des Papstes einen Einfluss auf homosexuelle Seelsorger haben – hier in der Schweiz zum Beispiel?
Kaum. Die homosexuellen Seelsorger sind gebildet. Sie kennen ihr Umfeld und die Verordnungen des Vatikans. Die meisten dürften sich gefreut haben, dass das Thema angesprochen worden ist. Aber wir bleiben realistisch: So schnell wird da nichts auf die Beine gestellt.
In der Schweiz diskutiert das Parlament auf politischer Ebene über die Ehe für alle. Werden die Worte des Papstes die politische Debatte in der Schweiz beeinflussen?
Kaum. Die meisten Parlamentarier sind zu weit weg, die träumen von der Trennung zwischen Kirche und Staat. Die wenigen, die sich in Bern mit dem christlichem Gedankengut auseinandersetzen, würde ich als konservativ bezeichnen.
Ich kann ich mir deshalb nicht vorstellen, dass das bei uns in der Schweiz einen Einfluss hat. Ich glaube nicht mal, dass das überhaupt je an einem Rednerpult erwähnt werden wird.
Das Gespräch führte Kathrin Üeltschi.