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#MeToo in Frankreich Juliette Binoche zeichnet ein verstörendes Bild der Filmbranche

In Frankreich ist die #MeToo-Debatte in vollem Gang. Zuletzt hatte die Schauspielerin Judith Godrèche ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen in der französischen Filmwelt öffentlich gemacht .

Nun hat sich die Schauspielerin Juliette Binoche in einem Gastbeitrag für die Zeitung «Libération» zur Debatte geäussert. «All diese Verletzungen verursachen Wut, aber keine Lust aufzuhören», schreibt die 60-jährige Oscar-Preisträgerin. Sie erinnert sich an ihr Filmdebüt vor über 40 Jahren, an zahlreiche Nacktszenen und systematisch sexualisierte Rollen und sogar Angriffe am Set.

Unsere Frankreich-Korrespondentin Simone Hoffmann verfolgt die #MeToo-Debatte.

Simone Hoffmann

Frankreich-Korrespondentin

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Seit 2001 lebt und arbeitet Simone Hoffmann in Paris. Als freie Filmautorin und Journalistin ist sie seit 2004 vor allem für die deutschen und französischen Sender Arte, ARD, France2, M6, 3Sat und ZDF tätig. Seit 2016 arbeitet Simone Hoffmann zudem als Korrespondentenvertretung für SRF in Paris.

Was ist der Stand der Debatte in Frankreich?

Im Moment vergeht fast kein Tag, an dem nicht neue Affären herauskommen. Mittlerweile äussern sich nicht nur Schauspielerinnen dazu, sondern auch Schauspieler. Die Debatte hat Fahrt aufgenommen, als Judith Godrèche beim französischen Filmpreis César dazu aufgerufen hat, dass Frauen sie unterstützen und darüber sprechen, was sie erlebt haben. Dass sich jetzt Juliette Binoche dazu geäussert hat, ist vielleicht auch Godrèche zu verdanken.

Was hat der Bericht von Juliette Binoche ausgelöst?

Dass sich ein international bekannter Star wie Juliette Binoche derart eindeutig bekennt zur #MeToo-Bewegung und von ihren ganz persönlichen Erlebnissen berichtet, zeichnet ein sehr verstörendes Bild der französischen Kinowelt. Das ist ein grosser und wichtiger Schritt. Es haben sich in diesem Zug auch Männer mit ihr solidarisiert und gesagt, dass sie die #MeToo-Bewegung verteidigen und es so nicht weitergehen kann.

Was sagt Juliette Binoche zur Unterstützung ihrer Kollegen?

Wenn es von Männern nicht anerkannt werde, dann existiere es nicht, sagte Juliette Binoche bewegt in einem Radiointerview. Sie hat offenbar lange auf dieses Statement gewartet. Die #MeToo-Bewegung nimmt in Frankreich erst viel später Fahrt auf als in anderen Ländern.

Es gilt generell eine Haltung, dass das «Geplänkel», das Verführungsspiel zwischen Mann und Frau, erlaubt ist. Auch gewisse Übergriffe gelten als mehr oder weniger legitim. Die Schauspielerin Catherine Deneuve sagte einst zur Debatte, es müsse doch einen Moment der Verführung geben können.

Was ist an der Debatte diesmal anders?

Es hat relativ lange gedauert, bis die Debatte die aktuelle Spitze erreicht hat. Die Männer, die angesprochen werden, waren oft in Machtposition und konnten eben auch Einfluss ausüben. In Frankreich gab es eine gewisse Scheu, sich diesen Ikonen zu nähern, sie von ihrem Podest zu zerren und zu sagen: Diese Menschen haben eben auch Sachen gemacht, die nicht in Ordnung sind. Ein Beispiel ist natürlich Gérard Depardieu, der aktuell juristische Probleme hat, weil sich mehr und mehr Opfer trauen zu sagen, dass sie sexuell belästigt wurden.

Wird die Diskussion nun Konsequenzen haben?

Es ist tatsächlich eine Premiere, die für Frankreich sehr beachtlich ist. Am Donnerstag wurde in der Assemblée Nationale, der französischen Nationalversammlung, diskutiert und einstimmig eine Untersuchungskommission beschlossen. Um zu schauen: Was passiert da im französischen Kino? Um junge Menschen, junge Frauen zu schützen, wenn sie im französischen Kino arbeiten. Das wird jetzt sehr schnell geschehen. In zehn Tagen beginnt das Filmfestival in Cannes und in diesem Zeitrahmen wird der Untersuchungsausschuss beginnen, seine Arbeit aufzunehmen.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 03.05.2024, 17:10 Uhr ; 

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