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Bistum Chur: Präventionsbeauftragter geht
Aus Echo der Zeit vom 29.05.2024. Bild: Keystone/ ENNIO LEANZA
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Missbrauch in der Kirche Das Bistum Chur verliert seinen Präventionsbeauftragten

Stefan Loppacher geht neue Wege: Der Präventionsbeauftragte für das Bistum Chur hat seine Anstellung per Ende August gekündigt, wie das Bistum Chur heute Vormittag mitteilte. Mit ein Grund seien Differenzen, wie Präventionsstelle ausgeführt werden soll. Details gibt die Mitteilung keine bekannt.

Dennoch bleibt Loppacher seinem Arbeitsgebiet künftig treu: Er übernimmt demnächst die Leitung der neuen nationalen Dienststelle «Missbrauch im kirchlichen Kontext» der Römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ), der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) sowie der Vereinigung der Ordensgemeinschaften (KOVOS). SRF-Religionsredaktorin Judith Wipfler ordnet diesen Wechsel ein.

Judith Wipfler

Religionsredaktorin

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Judith Wipfler leitet das Fachteam Religion von Radio SRF. Seit 21 Jahren produziert sie Religionsbeiträge für SRF. Wipfler ist reformierte Theologin. 2021 hat ihr die Universität Bern den theologischen Ehrendoktor verliehen.

Wie ist die Demission Stefan Loppachers einzuschätzen?

Das Bistum Chur verliert mit Stefan Loppacher einen ausgewiesenen Fachmann im Bereich Missbrauchsprävention und Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche. Er hatte seine Doktorarbeit in Kirchenrecht zu diesem Thema verfasst und arbeitete seit Jahren für die Prävention und konsequente Ahndung von sexualisierter Gewalt. Auf nationaler Ebene gewinnt nun die römisch-katholische Kirche diesen Fachmann, denn jetzt wird er schweizweit für Prävention arbeiten können.

Welches Licht wirft dieser Abgang auf das Bistum Chur?

Die Demission Loppachers zeigt, dass nicht alles rund läuft. Schon seine Vorgängerin in Chur, Karin Iten, hatte mit fliegenden Fahnen das Weite gesucht und kritisierte das Bistum Chur wiederholt scharf. In der Causa Loppacher werden nun «unterschiedliche Auffassungen über die Ausgestaltung der diözesanen Präventionsstelle» als ein Kündigungsgrund angegeben.

Worüber genau bestand denn Dissens?

Etwa, dass vieles so schleppend läuft. Momentan ist die römisch-katholische Kirche stark absorbiert durch die Aufarbeitung vergangener Taten. Die Prävention komme immer noch zu kurz und sei nicht professionell genug, beklagen auch Betroffenenvertreterinnen. Mit dem Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden hatte Bischof Bonnemain zwar ein verpflichtendes Vademecum erlassen. Das wurde aber bis heute von einigen erzkonservativen Priestern nicht unterschrieben – obwohl der Bischof die Zustimmung zum Verhaltenscodex zur Bedingung dafür gemacht hatte, weiter in der Kirche arbeiten zu dürfen.

Greift der Churer Bischof Bonnemain also nicht konsequent genug durch?

So sehen das viele. Ein anderer Punkt, bei dem es harzt, ist die Einrichtung einer nationalen, kirchenunabhängigen Anlaufstelle für Betroffene kirchlicher Gewalt. Eine solche war von der Schweizer Bischofskonferenz auf Mitte 2024 versprochen worden. Die Anlaufstelle gibt heute es immer noch nicht, was besonders die Betroffenenvertretungen kritisieren.

Warum ist es so schwer, eine solche Anlaufstelle einzurichten?

Das ist tatsächlich schwer verständlich. Die Betroffenensprecherin, Vreni Peterer, hat dies bereits mehrfach kritisiert. Nicht nur sie sieht in den bereits funktionierenden kantonalen Opferhilfestellen eine Lösung, die auf der Hand läge. Mit genau solchen nationalen Strukturen zur Prävention von sexualisierter Gewalt in der Kirche wird sich Stefan Loppacher nun befassen können, an einer ganz neu geschaffenen Stelle dafür. Er ist sozusagen «aufgestiegen».

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Missbrauch römisch-katholische Kirche: Stand der Massnahmen
Aus Tagesschau vom 27.05.2024.
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Radio SRF, Nachrichten, 29.05.2024, 12 Uhr.

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