Fünf Jahre sind seit dem Juwelen-Diebstahl in Dresden vergangen. Damals erbeuteten Diebe im Residenzschloss 21 historische Schmuckstücke aus der Barockzeit im Wert von über 100 Millionen Euro. Die Diebe wurden längst überführt und verurteilt. Der Grossteil der Beute ist wieder aufgetaucht.
Nun sind die Schmuckstücke wieder zu sehen. Marius Winzeler, Schweizer Kunsthistoriker und seit 2021 Leiter des Grünen Gewölbes, spricht über die Schätze, die noch nicht restauriert sind.
SRF: Ein Grossteil der geraubten Schmuckstücke ist wieder zurück im Grünen Gewölbe im Juwelenzimmer. In welchem Zustand sind sie?
Marius Winzeler: Sie sind so ausgestellt, wie wir sie am 4. Advent 2022 erhalten haben. Wir konnten sie noch nicht restaurieren. Die Stücke hängen zum Teil also nicht mehr komplett zusammen, weil sie schon bei der gewaltsamen Entnahme aus der Vitrine beim Raub 2019 teilweise zerrissen worden sind.
Es durften noch keine Konservierungs- und Restaurierungsleistungen erfolgen.
Die filigranen Fassungen wurden dabei auseinandergezerrt. Wir zeigen sie eng zusammengelegt. Man sieht also auf den ersten Blick nicht wirklich, dass sie beschädigt sind.
Die Schmuckstücke sind nicht restauriert – eine bewusste Entscheidung, um die Geschichte des Raubs mitzuerzählen?
Nein, das ist eine Auflage des Gerichts, unter dessen Obhut die Schmuckstücke weiterhin stehen. Denn das rechtliche Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, und diese Stücke sind noch als Beweisstücke ohne weitere Manipulation vorzuhalten.
Das Gericht hat uns genehmigt, dass wir sie innerhalb des Hauses umlagern dürfen und in der angestammten Vitrine wieder zeigen können. Aber es durften noch keine Konservierungs- und Restaurierungsleistungen erfolgen.
Wie kommt es denn, dass die Diebe ihre Beute nicht umgehend zu Geld machen konnten?
Darüber können wir nur spekulieren. Sie wurden aber offensichtlich in der Zwischenzeit nicht besonders sorgsam aufbewahrt. Man hat auch vor der Übergabe versucht, sie mit einer Flüssigkeit zu reinigen.
Die Objekte sind nie wieder so heil, wie sie es zuvor waren.
Und trotzdem: Es ist ein Glück im Unglück, dass diese Stück jetzt wieder da sind und dass wir sie in Zukunft auch restaurieren können. Wenn das dann möglich sein wird.
Schmälert der Umstand, dass Sie beschädigt sind, den Wert dieser Objekte?
Auch wenn alle Fragmente wieder so zusammengebracht werden können, sind die Objekte nie wieder so heil, wie sie es zuvor waren. Das hat Auswirkungen auf den Wert. Für uns zählt aber hauptsächlich der kulturhistorische Wert.
Die Juwelen des Grünen Gewölbes bilden insgesamt den umfangreichsten und bedeutendsten Schmuckbestand der Barockzeit weltweit. Da ist natürlich jedes Einzelstück wichtig für das Ganze. Jedes Stück, das wieder da ist, zählt.
Das Gespräch führte Irene Grüter.