Mutig, volksnah und offen für Veränderungen: So wünschten sich die St. Galler Katholikinnen und Katholiken ihren Bischof. Mit Beat Grögli dürften sich diese Wünsche erfüllen.
Es ging schnell: Nicht einmal eine Stunde, nachdem die Domherren sich am Dienstag zur Wahl zurückgezogen hatten, verschickte das Bistum bereits die Mitteilung: «Wir haben einen neuen Bischof.» Auch die Bestätigung durch Rom erfolgte rasch.
Deshalb konnte das Bistum am Donnerstag, 12 Uhr, im Dom verkünden: Beat Grögli ist neuer Bischof von St. Gallen – mit 55 Jahren ein junger Bischof, der nun viel Zeit hat, sein Bistum zu gestalten. Und gestalten möchte er.
Einsatz für Frauen in der Kirche?
Wie kaum ein anderer bezog Beat Grögli vor der Wahl Stellung zu den heiklen Fragen: «Das Weiheamt kann nicht mehr nur Männersache sein», sagte er im Fragebogen des Bistums. An der Medienkonferenz nach der Wahl klang es etwas schwammiger: «Das Frauenpriestertum wird kommen», betonte Grögli. Aber auch: «Wir müssen den Weg gemeinsam gehen.» Im Vatikan aber ist man noch nicht bereit für die Weihe für Frauen.
Damit könnte Beat Grögli schon die eine oder andere Hoffnung enttäuscht haben: Denn die St. Galler Katholikinnen und Katholiken wünschen sich einen Bischof, der sich aktiv für das Frauenpriestertum einsetzt. Das ergab die Konsultation im Vorfeld der Wahl.
Was die Zukunft der Kirche angeht, ist der neue Bischof realistisch: «Die Kirche der Zukunft wird keine Volkskirche mehr sein.» Will heissen: Der neue Bischof muss sich damit auseinandersetzen, dass die Mitgliederzahlen sinken. Und dass er das Gesicht einer Kirche ist, die mit einem schlechten Ruf zu kämpfen hat – unter anderem wegen des Missbrauchsskandals.
Hier erwarten die St. Galler Katholikinnen und Katholiken schnelles Handeln, ein Überdenken der Strukturen und «mehr Empathie für Missbrauchsbetroffene». Beat Grögli ist dafür gerüstet: Neben einem Theologiestudium hat er in Rom eine psychologische Zusatzausbildung absolviert. Durch das Studium kennt er auch den Vatikan – ein Vorteil, wenn Papst Leo XIV ernst macht mit dem synodalen Weg, der den Regionen mehr Eigenständigkeit zugestehen will.
Ruhe finden beim Standup-Paddeln
In seiner Laufbahn war Beat Grögli vor allem seelsorgerisch tätig, in Pfarreien, am Dom – und immer wieder auch für Kinder und Jugendliche, etwa als Präses für Pfadfinder. Auch das wünschte sich die Basis.
«Die Kirche braucht ein breites Dach», sagte der frisch gewählte Bischof an der Medienkonferenz. Er will ein Bischof für alle sein und muss viele Erwartungen erfüllen. Und den Spagat meistern zwischen dem Veränderungswillen in der Schweiz und einer Weltkirche, die diesen immer wieder jäh ausbremst.
Wenn das alles zu viel wird? Dann zieht es Beat Grögli zum Wasser: Beim Schwimmen, Segeln, Stand-up-Paddeln, Wellnessen oder Skifahren kann er abschalten. Wobei er laut eigenen Angaben kaum trennt zwischen Beruf und privat. Der Glaube nehme ihn ganz in Anspruch. Als Bischof wohl mehr denn je.