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Oxford Wort des Jahres «Rizz»: Was heisst das eigentlich?
Aus Kultur-Clips vom 05.12.2023. Bild: IMAGO / Steinach
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Oxford-Wort des Jahres 2023 «Rizz»: Alle wollen es, Tom Holland hat es

Alle wollen es und Schauspieler Tom Holland behauptet, keines zu haben: «Rizz». Das Oxford Wort des Jahres 2023 ist ein Lehrbeispiel für viralen Sprachwandel.

«Rizz» – man spricht es mit stimmhaftem Z-Laut aus, wie in «Grizzlybär» – ist eine englische Kurzform des Wortes «Charisma». Wer «Rizz» hat, hat zum Beispiel entscheidende Vorteile beim Dating und wird ohne grosse Mühe von seinem Gegenüber als anziehend empfunden. «Rizz», schreibt das Oxford Dictionary, sei also eine Mischung von Stil, Charme und Attraktivität.

Tom Holland hat uns den «Rizz» zurückgebracht

Der Ausdruck ist sehr jung und geht auf verschiedene Internet- und Gaming-Communities zurück. Dort geisterte er schon vor einigen Jahren mehr oder weniger beachtet herum. Auf einen Schlag populär wurde das Wort durch den britischen Schauspieler Tom Holland (u. a. bekannt durch seine Rolle im Spider-Man-Franchise). Er behauptete in einem Video-Interview auf der Plattform Buzzfeed, er selbst habe «absolut kein Rizz» – was man bei einem umschwärmten Star wie ihm nur als reine Koketterie verstehen kann.

Viral ging das kurze Video trotzdem, und in der Folge verbreitete sich «Rizz» als Wort wie ein Lauffeuer, vor allem auf Sozialen Netzwerken wie TikTok oder Instagram, aber auch auf YouTube oder Streamingdiensten wie Twitch. Innert kürzester Zeit entstanden neue Video-Genres wie «Rizz-Challenges» – Aufrissversuche auf offener Strasse – oder «Rizz-Ratings».

Englische Begriffe führen die Wörter-des-Jahres-Listen an

Dass das Oxford Dictionary, das grösste englische Wörterbuch, mit «Rizz» ein Jugendwort zum Wort des Jahres erklärt, ist zwar überraschend, aber nicht mehr ungewohnt. Letztes Jahr war es etwa der Ausdruck «Goblin Mode», der ebenfalls aus der jungen Online-Szene stammt.

Bezeichnend am rasanten Aufstieg von «Rizz» ist, dass er sich nicht nur auf den angelsächsischen Raum beschränkt. Im Zeitalter viraler Onlineclips verbreiten sich solche Phänomene gleichzeitig rund um den Globus: «Rizz» schaffte es dieses Jahr auch auf die Shortlist für das deutsche Jugendwort des Jahres, die schon vor Monaten feststand. Fremdsprache hin oder her. Dass dort dann mit «goofy» ein vergleichsweise steinalter (aber ebenfalls englischer) Ausdruck das Rennen gemacht hat – nun ja, geschenkt.

Kurz, kürzer und noch viel kürzer

Am Beispiel von «Rizz» lässt sich aber auch mustergültig ablesen, wie schnell und produktiv Sprachwandel ablaufen kann. Seinen Anfang nahm das Wort als Nomen, eben als Kurzform von «Charisma». Solche Abkürzungen sind gerade in englischen Slangs sehr häufig: Man spricht zum Beispiel auch gelegentlich von einer «sitch» statt einer «situation», von «taters» statt «potatoes» oder von «za» statt «pizza».

Vom ursprünglichen Nomen «Rizz» gibt es sogar schon Ableitungen. «To rizz someone» wird mittlerweile auch als Verb gebraucht: im Sinne von «jemanden bezirzen», obwohl «Charisma» kein Verb ist. Die Neubildung «Rizz» wird bereits wie ein herkömmliches Wort in die Grammatik integriert und entsprechend umgebaut und abgeleitet.

Das ist ein Zeichen dafür, dass sich dieser Begriff tatsächlich ein Weilchen halten könnte, und dass er deshalb als «Oxford Word of the Year» keine schlechte Wahl war. Obwohl ein heiterer Ausdruck aus der Jugendsprache in einem Jahr voller Katastrophen und Kriege an dieser Stelle auch das eine oder andere Fragezeichen aufwerfen mag.

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Radio SRF 2 Kultur, 05.12.2023, 16:50 Uhr

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