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Schweizer Architektin in Lagos Toiletten für Lagos: Ein kleines Projekt mit grosser Wirkung

Die Schweizer Architektin und Stadtplanerin Fabienne Hoelzel stellt mit ihrer NGO in den Slums der nigerianischen Metropole Lagos Toiletten auf. Warum? Und was kann sie damit bewirken?

Als Erstes sticht der Müll ins Auge. Ein endloser Teppich aus Plastik, Papier und Unrat bedeckt den Boden und federt weich beim Gehen. Abete Ojora, ein Stadtteil von Lagos, ist tatsächlich auf Müll gebaut. Das Land, auf dem der Slum steht, wurde durch die Aufschüttung von Müll und Sand gewonnen. Wie in allen Slumgebieten in Lagos gibt es hier kaum Infrastruktur, keine Kanalisation und keinen öffentlichen Zugang zu Trinkwasser.

Zwei Frauen stehen auf einem von Müll bedeckten Gelände.
Legende: In Abete Ojora, einem Stadtteil von Nigerias grösster Stadt Lagos, errichtet Fabienne Hoelzel Trockentrenntoiletten für die Einheimischen. SRF

Stadtplanung? Fehlanzeige!

«Die Menschen in den Slums werden von den Behörden bestenfalls ignoriert und schlimmstenfalls vertrieben», sagt Fabienne Hoelzel. Fehlende Stadtplanung sei ein Hauptproblem hier – deshalb habe sie ihre NGO «Fabulous Urban» gegründet. Seit 13 Jahren arbeitet sie mehrere Male pro Jahr in Lagos mit ihrem lokalen Mitarbeiter. Sichere Behausungen und die Verteilung von Toiletten stehen im Zentrum.

Fabienne Hoelzel

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Frau zeigt auf Stadtplan an Wand im Freien.
Legende: SRF

Fabienne Hoelzel (49) ist eine Schweizer Architektin und Stadtplanerin. Sie studierte Architektur an der ETH Zürich und war mehrere Jahre als Stadtplanerin in São Paulo im Bereich Slumaufwertung tätig. Sie ist Architekturprofessorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und Gründerin der NGO «Fabulous Urban» mit Sitz in Zürich und Lagos.

«Toiletten sind eine Frage der Hygiene, des Umweltschutzes und letztlich der Menschenwürde», sagt Hoelzel. Und auch eine Frage der Sicherheit, vor allem für Frauen. «Für Frauen sind Toiletten noch etwas wichtiger als für Männer. Wenn Frauen ihre Notdurft ausserhalb ihrer vier Wände verrichten müssen, sind sie schutzlos und sexueller Belästigung ausgesetzt, bis hin zur Vergewaltigung.»

Für Alice Akinde ist es ein grosser Tag, als sie eine eigene Toilette von «Fabulous Urban» bekommt. Akinde ist 65 Jahre alt und lebt im Slum Abete Ojora, wo sie von allen Mama Ojora gerufen wird, auch von Fabienne Hoelzel.

Zwei Frauen unterhalten sich freundlich.
Legende: Das Viertel, in dem Alice Akinde gewohnt hatte, wurde geräumt – sie wurde vertrieben. Danach hat sie in einem anderen Stadtteil ein neues Haus gebaut. Dieses wurde mit einer mobilen Trockentoilette von Fabienne Hoelzel ausgestattet. SRF

Die beiden unterschiedlichen Frauen kennen und schätzen sich schon lange: «Mama Ojora hat mir viel aus ihrem bewegten Leben erzählt», sagt Fabienne Hoelzel, «von ihr habe ich gelernt, was Widerstandsfähigkeit heisst.»

Die Trockentrenntoilette

Die Toilette wird direkt neben dem Backsteinhäuschen von Mama Ojora montiert. Es ist eine mobile Trockentrenntoilette. Mobil, weil Slumbewohner und -bewohnerinnen immer wieder vertrieben werden und deshalb ihr Hab und Gut transportabel sein muss. Und Trockentrenntoilette, weil es kein Spülwasser braucht und weil Urin und Kot getrennt aufgefangen werden, damit es nicht zur Geruchsbildung kommt.

Den Bausatz hat Fabienne Hoelzel zusammen mit einem Industrie-Designer entwickelt. Alle Teile sind günstig, leicht erhältlich und vorgefertigt, der Aufbau geht schnell.

Ein Tropfen auf den heissen Stein

Noch sind es nicht mehr als etwa 50 solcher Trockentrenntoiletten, die «Fabulous Urban» in den Slums von Lagos platziert hat. «Wir arbeiten langsam», erklärt Fabienne Hoelzel. «Wir haben viele Interessenten, aber wir prüfen individuell, ob es einen passenden Platz hat und der Unterhalt der Toilette gewährleistet ist. Dann erst montieren wir die Toiletten und modifizieren sie je nach den Bedürfnissen der Benutzenden, bis wirklich alles passt.»

Streaming- und Sendehinweis

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Die Geschichte von Fabienne Hoelzel gibt es jetzt zum Anschauen – in der Serie «Swiss Success Stories» auf Play SRF.

Von Bümpliz nach New York, von Zürich zur Nasa, von Aarau in die Slums von Lagos: die Kulturplatz-Serie «Swiss Success Stories» porträtiert Menschen, die mit Mut, Visionen und Pioniergeist die Welt verändern. 

  • Marco Tempest: Der Zürcher Drohnenkünstler in der Tech-Elite
    Folge 1Folge 2
  • Susanne Bartsch: Die New Yorker Nachtclubikone aus Bern
    Folge 1
    Folge 2
  • Fabienne Hoelzel: Die Aarauer Architektin in der Megacity
    Folge 1Folge 2

Sendehinweis: «Swiss Success Stories» läuft bis Ende Dezember immer mittwochs um 22:25 Uhr auf SRF 1. 

Diese 50 Toiletten sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein. Angesichts der strukturellen und gesellschaftlichen Probleme braucht es viel Durchhaltewillen, doch daran mangelt es Hoelzel nicht: «Wenn ich dank meines Fachwissens als Stadtplanerin dazu beitragen kann, dass das Leben hier besser wird, dann lohnt es sich doch.»

Bereits kommen Anfragen nach ihren Toiletten aus anderen Städten Nigerias. Und ihre NGO hat soeben Mittel von einer Schweizer Stiftung bekommen, um auch in Kenia Toiletten aufstellen zu können. Es tut sich also etwas – langsam, aber stetig.

SRF 1, Kulturplatz, 10.12.2025, 22:25 Uhr

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