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Tiefer Fall des US-Rappers Darum entschuldigt sich Kanye West bei der jüdischen Community

Der Musiker geriet durch antisemitische Äusserungen bereits mehrfach in Kritik. Eine Chronik seiner Eskapaden.

Das ist passiert: Der 46-jährige US-amerikanische Rapper Kanye West veröffentlichte auf Instagram einen Beitrag, in dem er sich bei der jüdischen Gemeinde für seine antisemitischen Äusserungen entschuldigt. Es sei nicht seine Absicht gewesen, jemanden zu verletzen oder zu erniedrigen. Er wolle aus seinem «unbeabsichtigten Ausbruch» lernen. Der Post wurde auf Hebräisch verfasst.

Das ist die Vorgeschichte: West, auch bekannt als Ye, fiel bereits 2022 mit seinen antisemitischen Posts auf X (ehemals Twitter) auf: Der Musiker veröffentlichte ein Bild mit einem Davidstern, der mit einem Hakenkreuz verschmolz. Zudem stiftete er zu Gewalt an. Damit verstiess West gegen die Nutzerrichtlinien. Als Reaktion darauf sperrte der Kurznachrichtendienst seinen Account.

Das kam danach: Im Dezember 2022 folgte ein skandalträchtiger Auftritt bei einem Interview mit Alex Jones, einem Verschwörungstheoretiker aus dem ultra-rechten Spektrum. Kanye West leugnete in diesem Talkformat den Holocaust. Auch andere Äusserungen wie «Ich liebe Nazis» und «Ich mag Hitler» lösten grosse Empörung aus.

Das war der jüngste Vorfall: Zuletzt äusserte West am 15. Dezember 2023 auf der Premieren-Party seines neuen Albums in Las Vegas öffentlich antisemitische Ansichten. Er behauptete, Amerika werde von verschiedenen Gruppen, darunter Juden und die Rothschilds, attackiert. West beschuldigte «Zionisten», sämtliche Einrichtungen in Los Angeles zu kontrollieren. Nur zwei Tage davor sorgte er für Aufregung: Kanye trug bei einem Auftritt eine Kapuze im Stil des Ku-Klux-Klans.

Diese Konsequenzen hatten Wests antisemitische Äusserungen bisher: Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas sowie andere Marken haben bereits 2022 ihre Zusammenarbeit mit dem Sänger und Modedesigner beendet. Die Produktion seiner Marke «Yeezy» wurde eingestellt. Zwischenzeitlich war auch sein Instagram-Account gesperrt.

So wird versucht, Kanye Wests verbale Fehlgriffe zu erklären: Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass er mit einer bipolaren Störung diagnostiziert wurde. Diese wurde wohl nie wirklich behandelt. Weitere Erklärungsversuche sprechen von einem Trauma, das er 2007 durch den plötzlichen Tod seiner Mutter erlitten hat. Hinzu kommt die Wut und Trauer über die Scheidung von Kim Kardashian im Jahr 2021.

Das ist die Reaktion der jüdischen Gemeinschaft: Das «American Jewish Committee» kritisierte Kanye West dafür, dass er die Entschuldigung nur auf Hebräisch veröffentlichte – ohne eine Übersetzung. Das sei ungewöhnlich und für die meisten amerikanischen Juden, die die Sprache nicht sprechen, unzugänglich. Sie kritisieren ausserdem seine vage Formulierung, er bedauere «jeglichen Schmerz, den er verursacht haben könnte». Auch der Kommentar des Zentralrats der Juden in Deutschland, direkt unter Kanye Wests Entschuldigungs-Beitrag, ist eindeutig: «Kanye Chance, dass wir eine Entschuldigung so kurz vor einem Albumrelease als aufrichtig betrachten.»

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 27.12.2023, 16:30 Uhr ; 

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