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Währung der Schweiz Silber, Gold und Chaos: Der harzige Start des Schweizer Frankens

Heute ist der Schweizer Franken eine der beliebtesten und härtesten Währungen der Welt. Schon Napoleon wollte ihn einführen – doch die Eidgenossen machten damals nicht mit.

Im frühen 19. Jahrhundert herrscht in der Schweiz ein veritabler Wirrwarr an Münzen. Hunderte Arten von Münzen sind im Umlauf. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Kantone damals souverän sind. Der Bundesstaat existiert noch nicht. An den Kantonsgrenzen müssen Zölle bezahlt werden. Es gibt 14 verschiedene Zeitzonen in der kleinen Schweiz. Gemessen wird buchstäblich mit unterschiedlichen Ellen, je nach Region.

Und bezahlt wird eben nicht nur mit Dutzenden Münzen aus Schweizer Kantonen, sondern auch mit österreichischem, italienischem, französischem und deutschem Münzgeld.

Das sei für die Wirtschaftsteilnehmer schwierig und verwirrend gewesen, meint der emeritierte Volkswirtschaftsprofessor und Frankenkenner Ernst Baltensperger. «Es gab unter den Münzen sehr solide. Es gab aber auch solche, die in ihrer Qualität fragwürdig waren, besonders bei den kleineren Münzen. Da war es oft so, dass der Metallgehalt weniger gross war, als es dem aufgeprägten Nominalwert entsprach.» Sprich, ein Marktfahrer beispielsweise, der Geld entgegennimmt, weiss damals nie so recht, ob er nun gute oder weniger gute Münzen in den Händen hält.

Napoleon scheitert mit dem ersten Franken

Einen ersten Versuch, Ordnung in diesen Wirrwarr zu bringen, unternimmt Napoleon Bonaparte, als er 1798 mit seinen französischen Truppen in die heutige Schweiz einmarschiert. Er will, dass es nur noch eine Währung gibt, die nur von einer Stelle herausgegeben wird. Die Währung nennt Napoleon Franken, in Anlehnung an den französischen Franc.

Doch diese Bemühungen scheitern bereits 1803, nach nur fünf Jahren, wie die meisten Reformen der sogenannten Helvetik. Die Münzhoheit, also die Zuständigkeit für die Herausgabe von Münzen, fällt wieder an die Kantone zurück. «Die Helvetische Republik und auch der Versuch, eine einheitliche nationale Währung einzuführen, scheiterten, vor allem wahrscheinlich, weil das Odium der Fremdherrschaft daran haftete», schätzt Ernst Baltensperger.

Einheitliche Währung gewünscht

Die Zeit, fünf Jahre, in der die Helvetische Republik existiert, ist zudem zu kurz, um all die alten Münzen einzusammeln und vor allem um genügend neue Franken zu prägen. So verschwindet Napoleons Franken nochmals im Münzwirrwarr. Einzelne Kantone prägen zwar künftig eigene Franken, andere aber setzen zum Beispiel auf deutsche Gulden.

Im Zuge der Gründung des Bundesstaats 1848 werden die Rufe nach mehr Ordnung im Schweizer Münzwirrwarr immer lauter. Schliesslich ist sich eine grosse Mehrheit einig, dass nicht nur die Zölle zwischen den Kantonen wegfallen und die Zeitzonen im Land vereinheitlicht werden sollen, sondern dass es Zeit ist für eine einheitliche Währung. Nur wie die heissen soll, bzw. welche andere Währung sich die neue Schweizer Währung zum Vorbild nehmen soll, ist umstritten.

Warum der Franken Franken heisst

«Man wollte nicht etwas Grosses, Selbstständiges, etwas völlig anderes als im damaligen internationalen Umfeld aufbauen. Man wollte sich anlehnen, ganz bewusst, an eines der wichtigen Münzsysteme der damaligen Zeit», sagt Ernst Baltensperger. Und so gibt es für die Schweiz aus geografischen Gründen eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder lehnt sie sich an den französischen Franc an oder an den süddeutschen Gulden.

Entscheidend für den Franc gesprochen habe, dass die französische Währung damals die international wichtigere gewesen sei, so Baltensperger. Denn der französische Franc ist zu dieser Zeit eine sehr stabile Währung.

Alte Schweizer Münzen
Legende: 1850 ist das Geburtsjahr des Schweizer Frankens. Als diese Münzen eingeführt wurden, war noch nicht klar, wie stark die Währung eines Tages werden sollte. SRF / Klaus Ammann

So wird der Schweizer Franken denn auch genau so definiert wie der französische Franc, nämlich als Äquivalent von 4,5 Gramm Silber. Der Fünfliber entspricht exakt dem Ecu des französischen Francs, auch visuell. Geprägt wird ein Grossteil der ersten Franken nicht etwa in der Schweiz, sondern in Paris.

Es beginnt mit einem Fehlstart

Doch die Freude über die eigene Währung hält sich anfangs in Grenzen. Viele bezahlen lieber mit ausländischen Münzen als mit Franken. Das hat mit dem Metall zu tun, das zur Prägung benutzt wird. Frankreich prägt damals je nach Marktpreis seine Phrase entweder mit Gold oder Silber. Die Schweiz hingegen setzt ausschliesslich auf Silber. Das wird zum Problem.

Weil der Preis von Silber in den 1850er-Jahren, also kurz nach der Einführung des Frankens, im Vergleich zum Goldpreis stark ansteigt, wird kaum mehr mit Frankenmünzen bezahlt. Es ergibt mehr Sinn, das Silber aus den Franken direkt als Silber zu verwenden. Ernst Baltensperger spricht von einem Fehlstart.

«Das hat die Schweiz dann in eine Verlegenheit gebracht. Wenn man bei der Silberwährung geblieben wäre, dann hätte man den Schweizer Franken nicht mehr als gleichwertig mit dem französischen Franken halten können.» 1860 passt die Schweiz ihre Gesetzgebung an und lässt nun auch Schweizer Franken mit Goldanteil zu.

Bis zum Ersten Weltkrieg hängt der Franken damit direkt vom Franc ab. In der Zwischenkriegszeit verlieren die Währungen umliegender Länder an Wert. Der Franken legt zu. Unter anderem, um diesen Wert stabil zu halten, kauft die Nationalbank im Zweiten Weltkrieg dem Hitler-Regime Gold ab, was damals und seither Kritik hervorruft.

Unter dem Wechselkurssystem von Bretton Woods und vor allem nach dessen Zusammenbruch in den 1970er-Jahren wird der Franken schliesslich immer stärker. Heute gehört er zu den stärksten Währungen der Welt.

Radio SRF 4 News, 16.9.2025, 4:35 Uhr; wilh

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