Darum geht es: In den nächsten Tagen wählen die Kardinäle in Rom einen neuen Papst. Er wird nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern auch Staatsoberhaupt des Vatikans – und dieser hat ein Finanzproblem. Zwar publiziert der Vatikan keine vollständigen Zahlen, aber bei einem Teil des Budgets nimmt das Defizit jedes Jahr zu: bei der Kurie. Das ist die römisch-katholische Weltkirche. Jene Behörde also, die dem Papst bei der Ausübung seines Amtes als Kirchenvater behilflich ist.
Gewisse Leute wohnen in luxuriösen Wohnungen des Vatikans – für eine sehr kleine Miete.
Schlecht geschäftet: Der Vatikan besitzt eine immense Anzahl an teils sehr wertvollen Immobilien – doch diese werden schlecht bewirtschaftet. «Es fehlt an Transparenz – oder es wohnen gewisse Leute in luxuriösen Wohnungen für eine sehr kleine Miete», stellt SRF-Korrespondent Franco Battel fest. Auch hat sich der Vatikan mit Immobilien schon verspekuliert. Allein bei einem missglückten Immobilieninvestment in London wurden mehr als hundert Millionen Euro Verlust eingefahren.
Weniger reiche Gläubige: Ein weiteres Problem ist die Abnahme der Anzahl Katholikinnen und Katholiken in den wohlhabenden Ländern Europas und Amerikas. Das wiederum bedeutet, dass aus diesen Regionen weniger Spenden für den Vatikan hereinkommen. Und: Diesen Wegfall vermögen die Länder in Asien und Afrika, in denen die Zahl der Gläubigen wächst, nicht auszugleichen.
Der Vatikan ist eine absolute Monarchie mit dem Papst als absolutem Herrscher.
Nur wenige Reformen: Unter Papst Franziskus wurden zwar einige Reformen im Finanzbereich des Vatikans aufgegleist, aber von einer wirklichen Transparenz der Finanzen, wie es Franziskus eigentlich als Ziel definiert hatte, ist man noch weit entfernt. Das hat mit der Organisation des Vatikans zu tun: «Der Vatikan ist eine absolute Monarchie mit dem Papst als absolutem Herrscher. Es gibt kein Parlament und keine kritische Opposition – und damit auch keine Transparenz», sagt Korrespondent Battel.
Das wartet auf den neuen Papst: Entweder müsse der neue Papst sparen oder neue Finanzquellen erschliessen, so Battel. Letzteres könne etwa durch eine bessere Bewirtschaftung des immensen Immobilienbesitzes geschehen. Dabei müsse der Pontifex Maximus keineswegs selbst ein Finanzspezialist sein: «Der neue Papst muss vor allem Prioritäten setzen und finanzielle Ziele definieren – und dafür sorgen, dass sachverständige Leute die Pläne erfolgreich umsetzen.»