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Ausstellung «Landsichtssache» Karten-Kunst: Wie subjektiv ist unsere Sicht auf die Welt?

Landkarten helfen uns bei der Orientierung. Die Ausstellung «Landsichtssache» im Zürcher Musée Visionnaire zeigt eine neue Perspektive auf Karten und damit auf unsere Welt.

Geografische Karten werden meistens als Realität angeschaut. Ihre Ausstellung lade dazu ein, sich künstlerisch auf Abwege zu begeben, sagt Museumsleiterin Manuela Hitz.

Für die Ausstellung haben acht Kunstschaffende einen etwas anderen Blick auf den Wahrheitsanspruch von Karten geworfen. Sie alle hinterfragen, wie wir die Welt in ihrer Gestalt wahrnehmen, wie wir uns darin positionieren und durch unser Sein und Tun nicht nur den Blick auf die Karte, sondern auch die Karte selbst verändern.

Zum Beispiel Julia Krause-Harder: Mit Textilien hat sie aus dem Gedächtnis eine Weltkarte nachgebildet, im Massstab eins zu 1.3 Millionen. Da thront beispielsweise ein überwältigendes genähtes, gestricktes und gehäkeltes Afrika an der Museumswand.

Die Frage nach der Position

Daneben das komplette Gegenteil von Dani Schwander: Eine Galaxie hängt von der Decke. Beziehungsweise kleine, filigrane Fantasie-Planeten aus Malerklebeband. Der Kleinste ist gerade mal so gross wie ein Fingernagel, so gross – oder eben klein – kann unser Universum sein.

Das Kollektiv «Build The Earth» hat es sich zum Ziel gesetzt, im Computerspiel Minecraft die Welt, in der wir leben, nachzubauen. Paris mit dem Eiffelturm, das Grossmünster von Zürich – in Pixelästhetik.

Und das Kunstkollektiv «Rimini Protokoll» lotet die Frage nach Position und Verortung mithilfe eines indischen Callcenters aus, in einem interkontinentalen Theaterstück. Davon gibt es einen Film zu sehen in der Ausstellung.

Die Schweiz nach Gefühl zeichnen

Dass die Welt für jede Person gefühlsmässig anders aussieht, zeigen Zeichnungen von 100 Menschen: Sie alle haben die Umrisse der Schweiz auf ein Papier gezeichnet. Wer Verwandte in Genf hat, hat vielleicht den Zipfel am Ende des Genfer Sees gut hinbekommen. Wer in Schaffhausen wohnt, hat wohl den «Büschel» im Norden nicht vergessen. Auch wenn kartographisch nicht korrekt, zeigen die Darstellungen emotionale Wahrheiten.

Die Ausstellung «Landssichtssache» hinterfragt spielerisch Denkmuster: Wann ist die vermeintliche Wirklichkeit wirklich die Wirklichkeit? Und wessen Wirklichkeit ist es? Wann ist etwas genau, und wann gehen wir Dingen auf den Leim, vielleicht gerade, weil sie so genau zu sein scheinen? Wer «Landsichtssache» besucht, schaut künftig anders auf Karten.

Hinweis

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Die Ausstellung «Landsichtssache» gibt's noch bis am 12. Oktober im Musée Visionnaire in Zürich zu sehen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 29.4.2025, 17:10 Uhr

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