Seit längerem wurde darüber gemunkelt, nun die Bestätigung: Die Art Basel expandiert nach Katar. Nach der Austragung der Fussball-WM vor drei Jahren ist dies ein nächster PR-Erfolg für den autoritär regierten Wüstenstaat. Die erste Ausgabe des neuen Art-Basel-Ablegers soll im Februar 2026 in der Hauptstadt Doha stattfinden.
Wie problematisch ist der Deal mit einem Land, in dem Menschenrechte systematisch missachtet werden? Für Elke Buhr, Chefredaktorin des Kunstmagazins «Monopol», hat dieser Schritt auch positive Seiten.
SRF: Die MCH Group, die die Art Basel ausrichtet, gehört zu knapp 38 Prozent dem Kanton Basel-Stadt. Nun expandiert sie nach Katar, wo Menschenrechte systematisch verletzt werden. Für wie problematisch halten Sie diesen Deal?
Elke Buhr: Einerseits hört sich dieser Deal zunächst problematisch an, weil man denkt, dass das nicht der beste Ort sei, um eine Kunstmesse durchzuführen. Andererseits haben sich die geopolitischen Verhältnisse in den letzten Jahren verschoben. Es gibt mittlerweile kein westliches Land, das nicht mit Ländern wie Katar, Saudi Arabien oder den Emiraten Geschäfte macht, auch mit guten Gründen.
Geld zu erwirtschaften wird demnach höher gewichtet als moralische Fragen oder Menschenrechte?
Die Messe Schweiz betreibt auch einen Art-Basel-Ableger in Hongkong. Dort stellt sich ebenso die Frage, ob die Menschenrechte wirklich immer eingehalten werden. Zudem gibt es alle möglichen Deals mit Katar, da wird die Frage auch nicht immer diskutiert.
Es geht darum, das Gesamtgeschäft zu erhalten und zu stabilisieren.
Moralisch mit der Perspektive der Messe Schweiz argumentiert, könnte man auch sagen, dass sich ein solch kulturelles Engagement positiv auf Katar auswirken kann. Es könnte der Demokratisierung des Landes nützen.
Welche Strategie steckt von Seiten der Art Basel dahinter? Geht es darum, möglichst viel Geld zu machen, um den Standort Basel zu erhalten?
Es geht darum, das Gesamtgeschäft zu erhalten und zu stabilisieren. Die Art Basel ist ein internationales Unternehmen, das in Konkurrenz zu anderen Kunstmessen steht – zum Beispiel zur Londoner Frieze Art Fair. Diese hat ebenfalls stets weiter expandiert. Wenn die Art Basel ihre Position behalten möchte als weltweit wichtigste Messe der zeitgenössischen Kunst, muss sie sich demnach überlegen zu expandieren.
In der arabischen Welt gibt es momentan ein grosses Interesse an Kultur.
Die Frieze ist beispielsweise nach Korea gegangen, nach Seoul. Diesen Ort hat sie also erst mal besetzt. Die Art Basel muss entsprechend nachziehen und überlegen, in welchen Regionen der Welt Potenzial liegt. Die arabische Welt liegt nahe, weil es da viele Sammlerinnen und Sammler und momentan ein grosses Interesse an Kultur gibt. Insofern ist Katar für die Messe ein guter Ort, um sich weiterzuentwickeln.
Ist Kunst für das autoritär regierte Land eine Art Feigenblatt, um sich als fortschrittlich und weltoffen zu präsentieren?
Es bedeutet Imagepflege – und es ist ein Instrument, um sich zu entwickeln. Wenn irgendwann das Öl alle ist, dann brauchen solche Länder andere attraktive Dinge, um Leute anzuziehen. Tourismus wird da ein grosser Faktor sein.
Die erste Ausgabe der neuen Art Basel Katar soll im kommenden Februar in der Hauptstadt Doha stattfinden. Welche Kunst wird man zu sehen bekommen?
Ich glaube, dass es eine Mischung geben wird: etablierte Positionen aus dem Westen und Positionen, die in der arabischen Welt bekannter sind. Interessant wird sein, wie sich die lokale Szene hineinmischt. Eine Messe wie die Art Basel muss auch auf den Ort reagieren, an dem sie stattfindet.
Das Gespräch führte Katharina Brierley.