Vom 5. Februar bis zum 4. März wird auf «Dada-Data» jeden Freitag eine sogenannte Hacktion lanciert. Immer wieder freitags heisst es: «Dada siegt!» Das wünschen sich die Autoren Anita Hugi, David Dufresne und die Entwickler Akufen mit ihrer Webdok.
Instagram trifft auf Dada
Die Hacktion vom 19. Februar ist der Dada-Kunst und dem Arbeiten in einer grossen Gemeinschaft gewidmet. Das heisst ins Heute übersetzt: User aus aller Welt erschaffen im Kollektiv ein neues Kunstwerk, ganz im Sinne Dadas – mit einer riesigen Collage.
Welchen Zweck verfolgt «Dada-Gram»?
David Dufresne: Das «Dada-Gram» ist die vielleicht unpolitischste Hacktion von allen, dafür aber optisch die poetischste. Alles hängt davon ab, welche Fotos von Userinnen in der gemeinsamen Collage platziert werden. Es soll ein Fresko ohne Grenzen werden.
Dabei können so viele Fotos platziert werden, wie User das interaktive Dokprojekt besuchen. So entsteht eine ganz besondere Hommage an die Kunstform der Collage, die in der Interaktion entsteht. So werden die sozialen Medien ganz im eigentlichen Sinne eingesetzt: Man kann Dinge miteinander teilen.
Wichtig ist nicht, wie viele Likes man dafür erhält, sondern dass man die Idee hinter den Likes weiterträgt: Die Idee des Teilens und Teilhabens. Nicht nur, um sich selbst zur Schau zu stellen. Die Userinnen mischen bei der Hacktion «Dada-Gram» ihre eigene Instagram-Sammlung mit den Bildern der anderen. So entsteht mit dem «Dada-Gram» eine extrem heutige Form der Collage. Die Fotocollage war ja bereits ein Remix, wir aber machen nun den nächsten Schritt.
Anita Hugi: «Dada-Gram» ist eine Einladung, gemeinsam etwas zu tun, aktiv zu werden. Denn ein Grundgedanke der Dadas war es, den Künstlertyp des Genies, der allein zu Hause seine Werke erschafft, zu hinterfragen. Sie prägten das kollektive Schaffen. Das ist auch unser Ziel. Man kann sein Bild aus der eigenen Bildersammlung nehmen und im grossen, gemeinschaftlichen Bild einfügen. Dieser Gemeinschaftsgedanke ist die Grundlage für das Fresko, das «Dada-Gram».
Haben die Dadas somit den Gedanken des User Generated Content vorweggenommen?
Anita Hugi: Ich weiss nicht, ob sie diese Idee vorweggenommen haben. Aber sie vertraten die Haltung «Jeder ist ein Künstler» – wie Beuys es viel später formulierte. Die Dadas waren eben nicht nur Grafiker, sie waren Architekten oder auch Ärzte. Trotz sehr unterschiedlicher persönlicher Hintergründe fanden sie zueinander. Das Cabaret Voltaire der Dadas war vielleicht eher wie ein digitales Forum «avant la lettre». Es war eine Möglichkeit sich zu treffen und «by doing» auszutauschen.
Die Collage «Dada-Gram» besteht aber nicht nur aus den Fotos der Userinnen, sondern auch aus Bildern einiger Dada-Künstlerinnen. Welche Werke haben Sie dafür gewählt?
Anita Hugi: Vor allem die Arbeiten von Hannah Höch. Fast niemand kennt sie hier. Sie war eine der ersten, die mit der Collagetechnik arbeitete. Um Geld zu verdienen, arbeitete sie zeitweise als freie Mitarbeiterin für Frauenzeitschriften. So hatte sie einen sehr direkten Zugang zum Stoff, aus und zu dem sie ihre Collagen machte.
Der sprichwörtliche und Hintergrund der digitalen Collage «Dada-Gram» besteht also zu grossen Teilen aus den Werken von Hannah Höch. Sie sind einerseits Teil der Hacktion, aber man kann im «Dada-Depot» auch mehr über sie als Künstlerin und ihr Werk erfahren. So lernt der User das Œuvre Hannah Höchs kennen und wird selbst Teil eines grossen, gemeinsamen Werks Vieler.