Berlin, Montag früh auf der Museumsinsel: Diebe transportieren eine zentnerschwere Goldmünze aus dem Bode-Museum – durchs Fenster und mit Leiter und Schubkarre. Von der wertvollen Beute fehlt bis jetzt jegliche Spur. Auch die Täter sind weiterhin unbekannt.
Der Berliner Kunstraub ist nicht der erste in der Geschichte – und lange nicht der skurrilste, wie folgende Beispiele zeigen.
Wie das berühmteste Lächeln berühmt wurde
Warum hat ausgerechnet das Bildnis der Mona Lisa Weltruhm erreicht? Weil sie durch einen Raub plötzlich auf allen Titelseiten zu sehen war.
Im August 1911 hängte der Italiener Vincenzo Peruggia unbemerkt Leonardo da Vincis Porträt im Louvre ab. Die Aufregung war gross, Zeitungen berichteten über den unaufgeklärten Diebstahl, Strassenhändler verkauften Reproduktionen der Mona Lisa.
Zwei Jahre lang hielt Peruggia seinen Schatz in einem Koffer mit doppeltem Boden versteckt. Danach brachte er das Werk nach Italien. Denn das war der Grund seines Raubes: Er wollte das Bild «heim» nach Italien bringen.
Der Takeaway-Rembrandt
Kein anderes Bild gelangte so oft in die Hände von Dieben wie Rembrandts Porträt von Jacob de Gheyn III. Zwischen 1966 und 1986 wurde es viermal aus der Londoner Dulwich Picture Gallery gestohlen, viermal wieder aufgefunden – unter anderem unter einer Bank auf einem Friedhof oder auf dem Gepäckträger eines Fahrrades. Mittlerweile wird das Bild mit speziellen Sicherheitsvorkehrungen bewacht.
Die Stern-Story
Was passiert, wenn ein Kunsthistoriker und Zeitschriften-Herausgeber von einem Kunstraub erfährt? Er nimmt die Fahndung selbst in die Hand und publiziert einen Aufruf. Das geschah zumindest beim sogenannten Madonnenraub von Volkach.
1962 stahlen Diebe die Rosenkranzmadonna (1521-1524) und andere Figuren aus der Volkacher Wallfahrtskirche Maria im Weingarten. Henri Nannen, Herausgeber des Wochenmagazins «Stern», wollte die Werke retten – und schrieb in seiner Zeitschrift 100'000 D-Mark Lösegeld aus.
Rund zwei Monate später riefen die Diebe tatsächlich anonym auf der Redaktion an. In zwei Nacht-und-Nebel-Aktionen gelang der Tausch: Beute gegen Bargeld.
Beschwipst zum Salzfass
Benvenuto Cellinis «Saliera» ist die kostbare Renaissance-Version eines Salzfasses. Es wurde in der permanenten Ausstellung des Kunsthistorischen Museums in Wien aufbewahrt – bis 2003. In jenem Jahr kletterte ein Einbrecher über die eingerüstete Fassade ins Museum und raubte die «Saliera». Der Aufseher glaubte an einen Fehlalarm – und unternahm nichts.
Der Dieb forderte zehn Millionen Euro und übermittelte als Beweis den abnehmbaren Dreizack des Salzfasses. Die Wiener Polizei war ratlos. Wie sich später herausstellte, war der Eindringling ein Discobesucher. Der 50-jährige Wiener gab an, die Skulptur im betrunkenen Zustand geraubt zu haben. Im Mai 2006 stellte er sich der Polizei. Die «Saliera» kann man mittlerweile wieder im Kunsthistorischen Museum bestaunen.
Ein Fall für Aktenzeichen XY
Als wohl grösster Kunstraub Europas gilt der Überfall auf die Stiftung Sammlung E.G. Bührle im Zürcher Seefeld. 2008 erbeuteten drei vermummte Männer unter Einsatz einer Faustfeuerwaffe am helllichten Tag jeweils ein Werk von Cézanne, van Gogh, Monet und Degas.
Der Fall sorgte für grosses Aufsehen und wurde auch in der Fernsehsendung «Aktenzeichen XY … ungelöst» behandelt. Mittlerweile sind alle vier Bilder wieder aufgetaucht.
Es geht auch umgekehrt
Kunst aus dem Museum zu entwenden ist verboten. Aber was geschieht, wenn man Bilder in ein Museum hineinschmuggelt? Das fragten sich zahlreiche Museen, als sie ein Werk von Banksy an ihrer Wand entdeckten – falls sie es überhaupt bemerkten. In der Tate Modern fiel das eingeschleuste Werk erst auf, als es von der Wand fiel. Das Klebeband hielt nicht länger.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 27.03.2017, 17:30 Uhr