Italien ist voller Kunst aus mehr als 2500 Jahren – und auch voller Fälschungen. Und es ist ein Land mit einer gewieften Kunstfälscher-Industrie. Diese Gauner versorgen Italien und ausländische Kunsthändler mit tausenden von echt wirkenden Objekten.
In vielen Antiquitätengeschäften fallen sie gleich ins Auge: Etwas zu dick wirkende Tonteller, die auf schwarzem Grund mit mehrfarbigen Fischen bemalt sind. Antike Objekte, die in modernen Wohnungen extrem dekorativ wirken und gar nicht mal so teuer sind. So einen altgriechischen Teller aus dem fünften Jahrhundert vor Christus kann man schon für ab 5000 Franken erwerben.
Ob der Fischteller echt ist? In der Regel erhalten Käufen vom Antiquitätenhändler einen Herkunftsnachweis. Der gibt darüber Auskunft, von wo genau so ein antikes Objekt stammt und wer es verkauft hat. Theoretisch jedenfalls, denn auch solche vermeintlich vertrauenswürdig wirkenden Herkunftsnachweise sind relativ leicht zu fälschen. Ein Kinderspiel für die Experten der italienischen Kunstfälscher-Industrie.
Die Kunst des Fälschens
Die Ausstellung «Gestohlene Wahrheiten – Die Kunst des Fälschens» in Padua beweist, wie kompliziert ist es, echte antike Kunstobjekte, etwa aus der griechischen Antike, Fischteller, Vasen und andere Tonobjekte, von Fälschungen zu unterscheiden. Und wie schwer es ist, Herkunftsnachweise schnell auf ihre Echtheit hin zu überprüfen.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Padua, Fachbereich Archäologie, und der Polizeieinheit zum Schutz des italienischen Kulturguts organisiert. Diese Polizeieinheit mit Hauptsitz in Rom ist weltweit einmalig. Die Beamten sind allesamt Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker verschiedenster Gebiete. Ihre Aufgabe besteht darin, Kunstdieben und Kunstfälschern auf die Spur zu kommen. Das gelingt ihnen mit ziemlich grossem Erfolg.
Gefälschte Kunst für Sammler weltweit
In den vergangenen zehn Jahren konnten die Expertinnen und Experten der Kunstpolizei mehr als 2500 italienische Kunstfälscher und Kunsthändlerinnen überführen und mehr als 70 Tausend Kopien von Kunstgegenständen beschlagnahmen. Antike Objekte und Gemälde aus verschiedenen Jahrhunderten. Wären diese Objekte verkauft worden, in Italien und Europa, hätten sie den Gaunern wahrscheinlich mehrere hundert Millionen Franken eingebracht.
Verkauft werden Fälschungen antiker Objekte zumeist ausserhalb Italiens. Auch in der Schweiz. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Ermittlungen italienischer Behörden. Sie waren Schweizer Kunsthändlern auf der Spur, die echte und gefälschte antike Kunst an Sammler und Museen verkauft hatten, wie etwa an das Getty-Museum im US-amerikanischen Los Angeles.
Sehr schwer zu unterscheiden
In der Ausstellung in Padua werden – didaktisch hervorragend und spannend präsentiert – echte und gefälschte antike Kunstgegenstände gegenübergestellt. Selbst Expertenblicke können in vielen Fällen Originale nicht von Kopien unterscheiden. Erst präzise und auch aufwändige Oberflächenuntersuchungen und Labortests geben Auskunft über echt oder falsch. Besuchende der Ausstellung lernen also, wie aufwändig es ist, zu erkennen, was wirklich antik und was modern ist.