Zum Inhalt springen

Grossaktionär bei Auktionshaus Mega-Deal mit Sotheby's: Abu Dhabis kulturelle Ambitionen

Sotheby’s braucht Kapital und Abu Dhabi sucht kulturelles Profil: Das Emirat steigt bei Sotheby's als Grossaktionär ein. Was steckt dahinter?

Worum geht es? Abu Dhabi steigt mit einer Milliarde US-Dollar beim Auktionshaus Sotheby's ein. Das Emirat besitzt schon einen Ableger des Louvre, an einem Guggenheim-Museum wird gerade gebaut. Mit dem neuen Mega-Deal ergänzt das Emirat sein Kultur-Portfolio also um einen weiteren klingenden Namen aus der Kunstwelt.

Es geht um viel Geld und viel Prestige: Ein Viertel des traditionsreichen britischen Auktionshauses Sotheby's wird bald Abu Dhabi gehören, genauer gesagt dem Emirats-eigenen staatlichen Fonds, der Abu Dhabi Developmental Holding Company (ADQ). Noch haben die zuständigen Regulierungsbehörden den Deal nicht genehmigt. Doch das ist reine Formsache.

Warum erwirbt Abu Dhabi die Sotheby's-Anteile? Der Einstieg bei Sotheby's passt ins Konzept des Emirats. Seit Jahren bemüht man sich darum, das Profil als Kulturstandort zu schärfen. Kunstmarktexperte Nicolas Galley ist überzeugt, dass der Deal nicht nur dazu diene, Abu Dhabi weiter als Kunstmetropole zu profilieren. Vielmehr habe die Investition in Sotheby's ganz praktische Gründe: «Der staatliche Fonds oder die Herrscherfamilie in Abu Dhabi könnte so mehr Insider-Informationen bekommen. Das hilft etwa dann, wenn sie neue Kunstwerke für ihre Museen kaufen möchten. Sie würden Zugang zu interessanten Deals und wichtigen Sammlerinnen und Sammlern bekommen.»

Mann in traditioneller arabischer Kleidung mit Sonnenbrille.
Legende: Scheich Tahnoun bin Zayed Al Nahyan ist Leiter des Emirats-Fonds ADQ, der die Sotheby's-Anteile übernimmt. Er ist der Sohn von Zayid bin Sultan Al Nahyan, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate. Getty Images / Anadolu / Kontributor

Warum braucht Sotheby's das Kapital? Einerseits braucht der Eigentümer des Auktionshauses dringend Geld: Der israelisch-französische Unternehmer Patrick Drahi besitzt ein hoch verschuldetes Telekommunikationsunternehmen. Andererseits läuft es auf dem Kunstmarkt gerade alles andere als rund. Bei den drei grössten Auktionshäusern Sotheby's, Christie's und Phillips, gingen die Verkäufe im vergangenen Jahr zurück. Dass der Umsatz bei Sotheby's 2023 im Vergleich zum Vorjahr gleich blieb, hatte das Unternehmen nur den lukrativen Nebengeschäften zu verdanken. Genau wie sein grösster Konkurrent Christie's verkauft Sotheby's nämlich längst nicht mehr nur Kunst.

Warum verfolgen Auktionshäuser solch neue Strategien? Die grossen Auktionshäuser arbeiteten seit Jahren daran, sich selbst als Luxusmarken zu positionieren, sagt Kunstmarktexperte Nicolas Galley. Besonders für neue Käufer aus Asien und dem Mittleren Osten sei das attraktiv. «Manche dieser Käufer sind nicht unbedingt Kunstsammler. Sie sind eher daran interessiert, ein Luxusleben zu führen. Kunstwerke gehören dazu, aber auch Uhren oder zum Beispiel Hüte, auf denen die Marke Sotheby's prangt», so Galley. Solche Hüte gibt es bislang zwar noch nicht. Tatsächlich vermarktet Sotheby's aber bereits etwa Immobilien. Das Auktionshaus versteigert auch sehr gewinnbringend Wein, Designer-Handtaschen und Erinnerungsstücke aus dem Sport. So lässt sich die Stagnation auf dem Kunstmarkt abfedern. Die Geldspritze aus Abu Dhabi kommt Sotheby's also sehr gelegen.

Wie geht es weiter mit Sotheby's? Eine der zentralen Fragen, so Nicolas Galley, sei nun, wer in Zukunft die Führung haben wird und über Sotheby's Strategie bestimmt. Denn die Herrscherfamilie von Abu Dhabi sammle seit Jahren in grossem Stil Kunst und habe sehr kompetente Berater. Inwieweit Abu Dhabi nun mit seinen Kunstexperten auch mitmischen will beim Traditions-Auktionshaus, bleibt abzuwarten.

Die Kultur-Highlights der Woche im Newsletter

Box aufklappen Box zuklappen

Entdecken Sie Inspirationen, Geschichten und Trouvaillen aus der Welt der Kultur: jeden Sonntag, direkt in Ihr Postfach. Newsletter jetzt abonnieren .

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 21.08.2024, 8:06 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel