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Kunst im öffentlichen Raum «Weibliche Engel bieten mehr Schutz»

Seit 22 Jahren hängt «Nana» unter der Decke des Zürcher Hauptbahnhofs. Ein üppiger Blickfang.

Die Nana, der Schutzengel von Niki de Saint Phalle, schwebt seit 22 Jahren von der Decke der grossen Bahnhofshalle in Zürich. Die Frauenfigur mit den üppigen, farbigen Formen ist ein Blickfang: elf Meter gross und etwa anderthalb Tonnen schwer.

Von Kalifornien nach Zürich

In der Nacht auf den 14. November 1997 gelangte die Nana aus Kalifornien, der damaligen Heimat von Niki de Saint Phalle, nach Zürich in die grosse Bahnhofshalle. Nach einem aufwändigen Transport per Frachtflug und einer Schiffstour quer durch Europa.

Bei Ankunft der Nana war die Künstlerin in Zürich vor Ort. Der Bahnhof sei der ideale Ort für den Schutzengel, ihren «L’ange protecteur», sagte Niki de Saint Phalle. «Alle Leute wollen geschützt werden.»

Weibliche Engel bieten mehr Schutz

Dass ihr Engel eine Frau mit weiblichen Formen ist, war für Niki de Saint Phalle selbstverständlich. «Engel müssen nicht zwingend Männer sein, weibliche bieten mehr Schutz, wie eine Mutter», so die Überzeugung der Künstlerin.

Die bunte Nana wirkte frech, ein Kontrast zur dezenten Umgebung. Rosa, gelb, orange und grün, der Badeanzug, ultramarin-blau die Arme, Beine und der gesichtslose Kopf, goldige Flügel, die wie Elchgeweih aussehen – nicht allen gefiel aber ein solcher Engel.

Mehr Unding als Engel?

Überdimensioniertes und vulgäres «Sennentuntschi» mit Flügeln wurde die Nana damals in einer Zuschrift genannt. Das knall farbige Unding als Engel zu bezeichnen, sei eine Beleidigung für alle Kinder, war in einer anderen zu lesen.

Heftige Kritik musste auch der damalige Chef-Architekt der SBB, Uli Huber, einstecken. Schliesslich habe er sich dafür eingesetzt, dass die Halle ein offener Platz sein soll, nun habe ausgerechnet er die grosse Nana in Auftrag gegeben, wurde moniert. Damals verteidigte Uli Huber seine Idee mit den Worten, die Halle sei nie leer gewesen, sondern für Lokomotiven bestimmt.

Geschenk, das nicht alle erfreut

Die Enthüllung am 14. November 1997 war der Schlusspunkt der vielen grossen Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum des Zürcher Hauptbahnhofs. Die Nana war als Geburtstagsgeschenk gedacht, gestiftet von der Überwachungsfirma Securitas.

Ursprünglich als Gegenpart zum philosophischen Ei von Mario Merz hing die Nana im Ostteil der Bahnhofshalle. Doch kurz darauf wurde sie umgehängt, was Uli Huber noch Jahre später ziemlich ärgerte. «Wäre dort eine Technische Anlage, würde man sich arrangieren. Aber Kunst, die kann man einfach umhängen», ärgerte sich Huber.

Nana bewegt noch heute

Heute, 22 Jahre später, hat die Nana bereits zwei aufwändige Reinigungsprozeduren hinter sich. Diese hat Christian Marty geleitet. Während diesen Arbeiten hat der Restaurator erfahren, wie die Nana heute noch Menschen bewegt und interessiert.

Würde der Schutzengel heute abgehängt, gäbe das sicherlich wieder viel zu reden, ist Christian Marty überzeugt. «Wäre sie nicht mehr da, würden sicher Fragen gestellt – hoffe ich zumindest».

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