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70. Todestag von Thomas Mann Thomas Mann: Das sind die 5 Orte einer grossen Schweiz-Liebe

Für den grossen Thomas Mann war die Schweiz Feriendestination, Exil und Heimat. Ein Blick auf die Orte, die der Schriftsteller so liebte – und an denen er seine Spuren hinterlassen hat.

1. Davos

Dem Luftkurort setzte Thomas Mann ein literarisches Denkmal. 1924 veröffentlichte er den opulenten Wälzer «Der Zauberberg», der in einem Sanatorium in Davos angesiedelt ist.

1912 reiste Ehefrau Katia für eine Liegekur nach Davos. Thomas Manns Besuch im Kurhotel inspirierte ihn zu seinem Bestseller über die dekadente Gesellschaft von Kranken. In Davos buhlen heute das Hotel Schatzalp und das Waldhotel Davos darum, der «wahre» Zauberberg zu sein.

2. Arosa

Die Bündner Berge hatten es den Manns angetan. Auch Arosa war ein beliebtes Reiseziel von Thomas und Katia Mann. Im Waldhotel gehörten sie zu den Stammgästen. Hier verbrachten sie 1933 ihre Winterferien. Doch während sie die Tage im Schnee bei «reinster Himmelsbläue» geniessen wollten, erreichte in Deutschland der Naziterror einen ersten Höhepunkt.

Thomas Mann gehörte schon damals zu den prominentesten Gegnern des Nationalsozialismus. Eine Rückkehr nach Deutschland bedeutete für ihn plötzlich Lebensgefahr. So wurde Arosa zum ersten Exil der Familie Mann.

Thomas Mann und sein Leben

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Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 geboren und gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Der literarische Durchbruch gelang ihm mit seinem Debütroman «Buddenbrooks». Später erhielt er für den 1901 erschienen Roman den Nobelpreis für Literatur.

Zahlreiche weitere seiner Werke wie «Der Tod in Venedig», «Der Zauberberg» oder «Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull» gehören zur Weltliteratur.

Nach seiner Kindheit und Jugend in Lübeck lebte Thomas Mann lange Zeit in München. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden ihm ab 1933 die Schweiz, Frankreich und die USA zum Exil. Am 12. August 1955 starb Thomas Mann im Alter von 80 Jahren in Zürich.

3. Die Gold- und Pfnüselküste

1933 war Thomas Mann dazu gezwungen, ein neues Zuhause zu finden. Nach einer Station in Frankreich zogen die Manns nach Küsnacht am Zürichsee, wo sie bis 1938 lebten. Es folgten mehrere Jahre in den USA bis zur Rückkehr nach Europa 1952.

Die Schweiz wurde zum Land der «wiederholten Emigration». Die Manns übersiedelte zuerst nach Erlenbach bei Zürich und kauften 1954 auf der gegenüberliegenden Seeseite in Kilchberg eine Villa. Hier lebte Mann bis zu seinem Tod 1955. Sein Grab auf dem Friedhof in Kilchberg kann man bis heute besuchen.

4. ETH Zürich

Stilvoll eingerichtetes Studierzimmer mit antiken Statuen und Kerzenleuchtern auf dem Schreibtisch.
Legende: Nach dem Tod Thomas Manns übergab seine Erbengemeinschaft seinen Nachlass der ETH Zürich. Damit wurde das Thomas-Mann-Archiv aufgebaut. KEYSTONE/Christof Schuerpf

Thomas Manns enge Verbindung zu Zürich bescherte ihm eine Ehrendoktorwürde der Naturwissenschaften, verliehen von der ETH. Über die Auszeichnung freute sich Thomas Mann besonders: «Schlecht gerechnet sind es wohl 12 oder 14 Ehrendoktorate der Philosophie und Literatur, die ich besitze; aber alle zusammen machen mir nicht so viel Spass, im höchsten Sinne des Wortes, wie dieses eine, originelle, schweizerische.»

Als Thomas Mann verstarb, schenkte seine Familie den Nachlass der Schweiz. Er liegt bis heute in der ETH im Thomas-Mann-Archiv. Eine Dauerausstellung zeigt das Leben und Werk des Nobelpreisträgers anhand seiner Bibliothek und zahlreicher Gegenstände.

Ausstellungshinweis

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Die Dauerausstellung «Im Schreiben eingerichtet. Thomas Mann und sein Arbeitszimmer» ist Montag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Adresse: ETH-Hauptgebäude, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Ausstellungsräume: E 43–46.

5. Die «Provinz»

Manns Verbindungen zur Schweiz reichen bis in seine frühesten Jahre. Die Flitterwochen 1905 verbrachten Thomas und Katia Mann in Zürich – ebenso war die Schweiz Ziel zahlreicher Lese- und Vortragsreisen.

Die Touren führten ihn auch in die Schweizer «Provinz», wie Thomas Mann es formulierte: «Ich war überall: in Baden, in Winterthur (drei Sterne seinem Namen! Es war reizend dort […]), in dem köstlichen St. Gallen, dem erinnerungsvollen Solothurn, dessen Dom und Rathaus zu meinen stärksten architektonischen Eindrücken gehören.»

Die Eidgenossenschaft per se

«Die Schweiz? Aber ich liebe sie!» – so beginnt Thomas Mann seinen «Brief an die Schweiz» von 1923. Nachdem er zehn Jahre später hierzulande in der Not ein Zuhause fand, nannte er die Schweiz seine «Heimat». Sie war ihm ein Ort der Sicherheit, Ruhe und des «Arbeitsfriedens», wie er in einer Radioansprache sagte.

Darauf berief sich auch seine Familie bei ihrem Entscheid, seinen Nachlass der Schweiz zu schenken. 1962 schrieb Sohn Golo über seinen Vater: «Seine Liebe aber hat der Schweiz gehört.»

Radio SRF 1, Treffpunkt, 12.8.2025, 10:03 Uhr

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