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Abschiede 2021 Verstorbene Persönlichkeiten aus der Literaturwelt

Vom Kinderbuchautor zur grossen Lyrikerin: Acht Persönlichkeiten aus dem Literaturbetrieb, die 2021 verstorben sind.

Friederike Mayröcker – Sprache war ihr Leben

Kaum jemand hat Lyrik so verspielt und existentiell dringlich betrieben wie Friederike Mayröcker. Sie feierte ihre ersten Erfolge in der österreichischen Avantgarde der 1950er-Jahre und die Lust am Experiment begleitete sie lebenslang. Sie lebte Sprache, konnte sich, wie sie sagte, nur schreibend realisieren.

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Aus dem Archiv: Friederike Mayröcker 1988
Aus Karussell vom 11.02.1988.
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Friederike Mayröcker wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2001 mit dem Georg-Büchner-Preis. Sie starb im Juni im Alter von 96 Jahren in ihrer Geburtsstadt Wien.

Joan Didion – Autorin, Journalistin und Stilikone

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«Blaue Stunden»: Joan Didier nimmt Abschied von ihrer Tochter
aus Reflexe vom 27.03.2012.
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Mit ihren gefeierten Essays über die US-Kultur und später den Tod ihrer Liebsten hielt die US-Autorin Joan Didion den USA und der Welt den Spiegel vor. Didion war eine begnadete (und gnadenlose) Romancière und Drehbuchschreiberin. Sie gilt neben Grössen wie Norman Mailer und Truman Capote als wichtigste Vertreterin des New Journalism.

Joan Didion starb im Dezember im Alter von 87 Jahren in New York.

Eric Carle – der Vater der Raupe Nimmersatt

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Porträt von Eric Carle
aus Kultur kompakt vom 25.06.2019.
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Seine Schöpfung stand und steht in Millionen von Bücherregalen und wird von Eltern und Kindern gleichermassen geliebt. 1969 erblickt Eric Carles Raupe Nimmersatt das Licht der Welt und wird bis heute immer noch aufgelegt und gekauft.

Carle begann seine Karriere als Grafiker und Illustrator. In den 60er-Jahren schrieb er seine ersten Kinderbücher - 70 wurden es insgesamt. Carle starb im Mai in Northampton, Massachusetts im Alter von 91 Jahren.

Helen Meier – eine Ausnahmeerscheinung

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Aus dem Archiv: Helen Meier im Gespräch (1984)
Aus Karussell vom 21.11.1984.
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Ihr Weg zur Schriftstellerei war aussergewöhnlich. Erst mit 55 schaffte Helen Meier den Durchbruch, als sie beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt für einen Text aus ihrem ersten Erzählband ausgezeichnet wurde.

Meier berichtet in ihren Geschichten von den Rändern der Gesellschaft: von vereinsamten Alten, von Aussenseitern mit Behinderung, von spiessigen Bürgern. Sie fand ihre Stoffe im Alltag: «Ich sehe die Menschen an, ich rede mit ihnen. Danach muss das Erfahrene nur noch Wort werden.» Helen Meier starb im Februar im Alter von 91 Jahren in Trogen.

Philippe Jaccottet – der bekannte Unbekannte

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Aus dem Archiv: Eine Reise zu Philippe Jaccottet
aus Passage vom 14.05.2010.
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Philippe Jaccottet zählte zu den wichtigsten französischsprachigen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Er gehörte nie einer Strömung oder Gruppe an.

Jaccottet lebte über Jahrzehnte in der französischen Gemeinde Grignan in der Nähe von Avignon und machte sich rar im Literaturbetrieb. Dies verschaffte ihm Atem für die Kontemplation der Natur, der Hauptquelle seiner Poesie. Jaccottet starb im Februar in Grignan im Alter von 95 Jahren.

Klaus Wagenbach – Verleger mit Leidenschaft

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Klaus Wagenbach. Verleger mit Schalk und Hinterhalt
Aus Sternstunde Philosophie vom 11.02.2007.
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Im Verlag, der nach ihm benannt war, erschienen Bücher herausragender Autorinnen und Autoren wie Günter Grass, Ingeborg Bachmann oder Franz Kafka. Wagenbach galt als Prototyp des politischen Verlegers der 68er-Bewegung. Die Szene ging im Verlag ein und aus. Und das bescherte ihm manchen Ärger mit der Justiz.

Seine Liebe zu Italien bereicherte auch das Verlagsprogramm. Unter anderem erschienen Bücher von Pier Paolo Pasolini im Wagenbach Verlag. Klaus Wagenbach starb im Dezember im Alter von 91 Jahren in Berlin.

Urs Jaeggi – ein Universalgenie

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Urs Jaeggi. Versuch über den Verrat
Aus Sternstunde Philosophie vom 10.06.2007.
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Urs Jaeggi war Soziologe, Schriftsteller und Künstler – und in allem erfolgreich. Als Soziologe war er prägender Teil der 68er-Bewegung, als Schriftsteller und Künstler viel beachtet und preisgekrönt.

Er erhielt den Literaturpreis der Stadt und des Kantons Bern, den Kunstpreis des Kantons Solothurn und wohl die bedeutendste Auszeichnung: 1981 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Urs Jaeggi starb im Februar im Alter von 89 Jahren in Berlin.

Matthyas Jenny – Umtriebig und erfinderisch

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Aus dem Archiv: Poesie per Telefon
Aus Das Monatsmagazin vom 15.02.1978.
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Matthyas Jenny war Verleger, Autor, Festivalbetreiber und Buchhändler. Er gründete 1976 das erste deutschsprachige Poesietelefon. Es folgten das Internationale Literaturfestival Basel, das Lyrikfestival in Basel und er war auch der Initiator der Messe BuchBasel.

In seinem Verlag «Nachtmaschine» erschienen über 150 Bücher. Von 2007 bis 2015 führte er Basels kleinste Buchhandlung im Bachlettenquartier. Matthyas Jenny war der Vater der Schriftstellerin Zoë Jenny und des Malers Caspar Jenny. Er starb im Oktober im Alter von 76 Jahren in seiner Geburtsstadt Basel.

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Matthyas Jenny: Basels grösster Literaturförderer ist tot
aus Regionaljournal Basel Baselland vom 13.10.2021. Bild: Keystone
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SRF 1, Tagesschau, 26.12.21, 19.30 Uhr;

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