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Amos Oz Gespräche, Gedanken – und der Geruch des Kriegs

Ende 2018 starb der israelische Autor Amos Oz. Nun ist ein Buch mit ihm auf Deutsch erschienen: «Was ist ein Apfel?» – fragt es im Titel. Der Band enthält sechs Gespräche von Amos Oz mit seiner Verlegerin Shira Hadad.

Sechs Gespräche über das Schreiben und über die Liebe, über Schuldgefühle und andere Leidenschaften – so lautet der Originaluntertitel des Büchleins «Was ist ein Apfel?» von Amos Oz und seiner Lektorin Shira Hadad.

Typisch für Oz: Leidenschaften, der letzte Begriff im Untertitel, ist mehrdeutig. Da steht hebräisch «תענוגות» («Ta’anugot»), was «Probleme» oder «Vergnügen» heissen, aber auch «Befriedigung», «Leiden» oder eine Keks-Sorte meinen könnte.

Keine Resteverwertung

Das Büchlein erschien bereits im Mai 2018 auf Hebräisch, also wenige Monate vor Oz’ Tod und mit seinem Einverständnis. Der Gesprächsband ist keine «Resteverwertung» aus dem Erbe dieses herausragenden Autoren des Modern-Hebräischen.

Von Oz erfahren wir darin genau das, was der Titel verspricht: sehr Persönliches über seine Art zu schreiben. Wie sein Leben und Schreiben immer zusammengehören und doch zu Literatur werden.

Das zeigt er am Beispiel des Apfels:

«Was macht einen Apfel aus? Wasser, Erde, Sonne, ein Apfelbaum und etwas Dünger. Der Apfel ähnelt keinem dieser Dinge. Sie alle machen ihn aus, aber er ist ihnen nicht ähnlich. So ist das mit den Geschichten. Sie bestehen wohl aus der Summe der Begegnungen, der Erfahrungen und aus sehr viel Zuhören.»

Reden über Sex

Weiter lesen wir geradezu Intimes: So gibt der 1939 geborene Autor offen zu, wie schwer er sich noch bis ins Alter damit tat, über Sex zu sprechen.

Seine Frau Nily war da lockerer. Sie antwortet beim Znacht auf die Frage der erwachsenen Enkel, wann sie denn zum ersten Mal Sex hatte.

Solche Gespräche in den Gesprächen machen das Lesen des Büchleins flüssig. Scheinbar unmittelbar begegnen wir so dem Autor und seiner Verlegerin, als hörten wir beide tatsächlich sprechen.

Lieber Stein als Stärke

So erzählt Amos Oz, wie er sich als Jugendlicher selbst den Namen «Oz» für Stärke/Kraft gab. Als Senior nun würde er einen weniger «gewaltigen» Namen wählen: vielleicht «Oren» für Kiefer oder «Gal» für Welle oder auch «Even», was Stein bedeutet.

Natürlich geht es auch in diesem Buch um Politik, Krieg und Gewalt. Er habe es nie vermocht, den Krieg direkt zu schildern, gesteht Oz, der selbst in zwei Kriegen mitgekämpft hat. Keine Kunstgattung vermöge es etwa, den abscheulichen Geruch von Krieg darzustellen.

Aber dann schildert Oz diesen Geruch doch so, dass die Leserin Gänsehaut bekommt:

«Nichts auf der Welt stinkt so wie ein Schlachtfeld. Brennendes Metall, brennendes Gummi, brennende Leichen und Munition, die explodiert ist, Kot und Urin, Rauch und Verwesung – das Schockierendste ist der Geruch. Der Gestank. Ja. Man kann sich vielleicht auf die Bühne stellen und sagen, Leute, Krieg stinkt, aber das bewirkt nichts. Die Sprache hat nicht genügend Wörter für Geruch.»

Nichts für Anfänger

Wer noch nie ein Werk von Amos Oz in den Händen hielt, für den oder die wären diese Gespräche kein guter Einstieg. Sie stecken voller Querverweise auf seine Bücher und Aufsätze.

Seine Lektorin Shira Hadad kennt Oz’ Werk. Klug, forsch und dann wieder respektvoll befragt sie den Autor. Hadad hakt nach, auch wenn Schuldgefühle auf den Tisch kommen.

Aber: Wer keine Schuldgefühle habe, tröstet Oz, sei ja auch kein Mensch.

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