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Comic «Fürchten lernen» Er gibt sich der Angst hin – und findet das Schöne darin

Statt Kunstblut und billigen Jump-Scares bietet Nando von Arbs neue Graphic Novel «Fürchten Lernen» eine existenzielle Beschäftigung mit den eigenen Abgründen.

Angst und Schrecken begegnen uns diese Tage in beinahe jedem Schaufenster und in vielen Lokalen. Diesen Raum soll Halloween ruhig einnehmen, findet Comicautor Nando von Arb, wird doch so ein Ventil für den sonst so tabuisierten Tod geschaffen. Mit seinen eigenen Erfahrungen der Todesangst hat der importierte Brauch aber herzlich wenig zu tun.

Mann mit braunen Haaren und langem Bart
Legende: Grafikdesigner und Comicautor Nando von Arb illustriert in seinem Buch Szenen der Angst. Edition Moderne

Schon als Kind litt Nando von Arb an Angststörungen. In seinem neuen Buch «Fürchten Lernen» schafft er sie biografisch auf. Ein Kapitel erzählt davon, wie ihn nachts im Bett eine Panikattacke überkommt. Erst als er sich der Angst hingibt und den Tod in Kauf nimmt, kommt der Schlaf – und am nächsten Morgen die Überraschung, dass der Alltag weitergeht. 

Dem Grauen ein Gesicht geben  

In 15 Kapiteln auf über 400 Seiten kehrt der 31-Jährige sein Inneres nach aussen. Mal bunt, mal in schwarz-weiss und in verschiedenen Techniken. Eindrücklich schafft er es, unfassbare Ängste und Gemütszustände zu visualisieren. 

Ein zusammengekauertes Wesen mit verdrehten Augen. Überall Sprechblasen mit gesundheitlichen Problemen, die Angst machen
Legende: Bin ich ein Hypochonder – also überängstlich, krank zu sein? Dr. Google hilft (wohl nicht immer) weiter. Edition Moderne

Dabei zeichnet von Arb normalerweise, um von genau diesen Ängsten zu flüchten. Die Arbeit am Buch war nun im Gegenteil die Flucht nach vorne: «Man muss die Angst auch zelebrieren, um sie zu verarbeiten. Das versuche ich mit dem Buch. Ich versuche, die schönen Dinge in der Angst zu finden und die schönen Dinge in Situationen rund um die Angst. Ich versuche, die Angst auch visuell schön zu machen.» 

Über Nando von Arb

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«Fürchten lernen» ist Nando von Arbs zweite Graphic Novel und hat bereits eine literarische Auszeichnung der Stadt Zürich erhalten. Von Arbs Debüt «3 Väter» wurde mit dem Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2020 ausgezeichnet.

Sein Masterstudium in Illustration schloss er an der LUCA School of Arts 2020 im belgischen Gent ab, den Bachelor Illustration Fiction machte er an der Hochschule Luzern. Zuvor machte er eine Ausbildung als Grafikdesigner. Der heute 31-Jährige lebt und arbeitet in Zürich.

Humorvoll und berührend

Immer wieder werden alptraumhafte Introspektiven von aussen gebrochen. In der Nüchternheit humorvoll ist das, wenn die Figur inmitten einer Panikattacke den Notärztinnen und Notärzten das Du anbietet. In der ganzen Tragweite berührend ist es, wenn sie am Morgen darauf den eigenen Abschiedsbrief wegwirft und ohne grosse Worte wieder in den Alltag aufbricht. 

«Fürchten Lernen» gibt nicht nur der Angst Raum, sondern auch ihren Folgen: Isolierung, Scham und das Gefühl, nicht verstanden, dafür durchschaut zu werden. Es sind universelle Themen, an die wohl die ganze Leserschaft einen persönlichen Anschluss finden wird.  

Für einen echten Umgang mit der Angst  

Und doch sind es konkrete Geschichten, die Nando von Arb persönlich erlebt hat. Über die eigenen Schwächen und insbesondere die eigenen Ängste zu sprechen, das ist auch mit viel Scham verbunden.

Sie in Geschichten zu verpacken, ist für Nando von Arb befreiend: «Ich will möglichst ehrlich sein und hoffe, dass die Menschen nicht urteilen, sondern dass sie auch mit sich selbst ehrlich sind und die Geschichten verstehen können.»

Buchhinweis

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Nando von Arb: «Fürchten lernen». Edition Moderne, 2023.

An Halloween wollen Hexen, Skelette und Vampire einem das Fürchten lehren. Wenn man das ernst nimmt, kann das auch Chancen bieten: Nämlich dann, wenn wir die eigene Maske ausziehen und den Ängsten in die Augen schauen. Wie das geht, zeigt Nando von Arbs Graphic Novel «Fürchten Lernen» auf wunderbar poetische und radikal ehrliche Weise.

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Radio SRF 2 Kultur, Blick in die Feuilletons, 31.10.2023, 7:52 Uhr

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