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Krimi «Achtzehn Hiebe» Liebe und Verrat in Israel

In Assaf Gavrons witzigem und temporeichem Roman «Achtzehn Hiebe» kurvt ein Taxifahrer durch die bewegte Geschichte Israels.

In seiner Heimat ist der 49-jährige Assaf Gavron ein Bestseller-Autor. Er ist aber auch Gründer und Spielführer der Fussballmannschaft der israelischen Schriftsteller.

Er spielt in einer Punkband. Und er ist politisch engagiert. Er hat zum Beispiel «PeaceMaker» mitentwickelt, ein Computerspiel, das den Nahostkonflikt simuliert.

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«Achtzehn Hiebe» von Assaf Gavron
aus 52 beste Bücher vom 20.05.2018. Bild: © Stephan Röhl
abspielen. Laufzeit 52 Minuten 25 Sekunden.

Egal, ob Assaf Gavron über Terroranschläge, Besatzung oder illegale Siedlungen schreibt – immer kommen seine Bücher locker und frech daher. Das passiere ihm einfach so, sagt der Autor: «Ich muss mich da noch nicht mal drum bemühen. Mein Stil ist immer leicht, flüssig und unterhaltsam.»

Zwei Seiten einer Identität

«Achtzehn Hiebe», Assaf Gavrons sechster Roman, spielt im Tel Aviv von heute. Und er führt zurück in die Zeit vor der Gründung des Staates Israel, als die Briten das Mandat über Palästina innehatten.

Porträt Assaf Gavron
Legende: Assaf Gavrons Bücher kommen immer locker und frech daher. Stephan Röhl

Sie waren völlig überfordert vom Widerstand, der ihnen sowohl von jüdischer als auch von arabischer Seite entgegenkam. Warum dieser Stoff?

«Die Zeit des britischen Mandats war sehr dramatisch und gewalttätig», sagt der Autor. «Sowohl Juden wie Araber wollten die Briten raushaben und bekämpften sie mit allen Mitteln. Ich bin Brite, meine Eltern emigrierten noch vor meiner Geburt aus England nach Israel. Über diese zwei Seiten meiner Identität hatte ich noch nie geschrieben. Die Mandatszeit schien mir dazu perfekt zu sein.»

Grosse Politik im Kleinen

Frech und unterhaltsam zeigt Assaf Gavron in «Achtzehn Hiebe» immer wieder den tiefen Graben zwischen Mythos und Realität bezüglich der Staatsgründung: «Es gibt in Israel ein simples Narrativ: ‹Die Briten waren schlecht. Wir haben sie bekämpft, aus dem Land geschmissen und bekamen unseren Staat.› So einfach war es natürlich nicht.»

«Achtzehn Hiebe» richtet ein besonderes Augenmerk auf jene, die die grosse Politik im Kleinen umzusetzen haben: «Mich interessiert das Zusammenspiel von Persönlichem und Historischem, von Persönlichem und Nationalem», erklärt Gavron.

«Wer schreibt eigentlich Geschichte? Nur die grossen Männer und Frauen oder auch die kleinen Leute? Wer waren die Menschen, die umsetzen mussten, was Lord Balfour in seiner Deklaration 1917 dem jüdischen Volk versprochen hatte – eine ‹nationale Heimstätte› in Palästina?»

Ein wunderbar schusseliger Krimi

Fragen wie diese kleidet Assaf Gavron in einen quirligen Plot, der von der Geschichte genauso gesättigt ist wie von der Gegenwart und unversehens zu einem wunderbar schusseligen Krimi wird.

Buchhinweis

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Assaf Gavron: «Achtzehn Hiebe». Aus dem Hebräischen von Barbara Linner. Luchterhand, 2018.

Und – auch das einer der Vorzüge des Romans – mit dem Taxifahrer Eitan hat er einen unorthodoxen Erzähler, der immer mal wieder bis zur Halskrause in Alltagsschwierigkeiten steckt.

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