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«8424 Züri West»: Ein Podcast zu fast 40 Jahren Züri West
Aus Kultur-Aktualität vom 11.12.2023. Bild: Keystone/Str
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 47 Sekunden.
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Geschichte von Züri West Kuno Lauener: «Ich war der Sänger, der nicht singen kann»

Muffige Proberäume, besetzte Häuser, Plattenläden: Ein Podcast begibt sich auf die Spuren von fast 40 Jahren Züri West.

Die Berner Band um Kuno Lauener existiert seit 1984 – seit bald 40 Jahren also. «8424 Züri West» heisst ein neuer Podcast über die Band, dessen erste Folgen jetzt zu hören sind.

Sechsmal je 30 Minuten über die Band, die nicht weniger als acht Nummer-Eins-Alben hatte – und deren neuestes Album «Loch dür Zyt» am 8. Dezember erschienen ist.

Die lange Bandgeschichte hat die Schweizer Rockmusik nachhaltig geprägt. Ein Panorama über vier Jahrzehnte bietet dieser Podcast, produziert von zwei ehemaligen SRF-Mitarbeitern: Journalist This Wachter und Sounddesigner Simon Meyer.

«Es geht schon»

Ein halbes Jahr Arbeit und viel Musik stecken in der Podcast-Reihe: 20 Stunden Gespräche mit 18 Personen, vor allem mit Bandmitgliedern und Management. Beginnend mit der Gegenwart von Sänger Kuno Lauener.

Band mit fünf Männern steht im Proberaum mit Instrumenten.
Legende: Züri West 2023: Manuel Häfliger, Florian Senn, Kevin Chesham, Kuno Lauener, Küse Fehlmann, Oli Kuster. Caspar Martig

Vor zwei Jahren hat er offengelegt, dass er an Multipler Sklerose leidet. «Es ist scheisse. Aber manchmal kann ich drüber lachen, manchmal überhaupt nicht», sagt er am Küchentisch. Er versuche das Thema immer etwas wegzuschieben von sich. Aber er merke: In den Augen vieler sei er jetzt «de arm Siech». «Aber es geht schon, ich kann noch gut gerade laufen», sagt Lauener.

Lieber Gitarrist statt Sänger

Mit dem neuen Album geht die Band nicht mehr auf Tournee, das hat Kuno Lauener angekündigt. Gitarrist Küse Fehlmann, wie Lauener seit 1984 dabei, sagt: «Ich musste das einfach akzeptieren. Klar wäre ich gern nochmals auf die Bühne. Das ist eigentlich ein Grundantrieb des Musikmachens.»

Mann raucht vor Fernsehen zuhause.
Legende: Auch die Jugendbewegung kommt im Podcast nicht zu kurz: Kuno Lauener 1993 zuhause in seiner Wohnung im Lorrainequartier in Bern. KEYSTONE/Alessandro della Valle

Man kommt der Band nahe im Podcast. Etwa als Kuno Lauener verrät: «Ich wäre auch lieber Gitarrist gewesen, eigentlich. Aber dann war ich einfach der Sänger, der nicht singen kann. Und das hat ja funktioniert, irgendwie.»

Stundenlang in Berns Plattenläden

Im Podcast «8424 Züri West» begegnen wir Menschen, hören Musik, sehen muffige Proberäume, besetzte Häuser und streifen durch die Stadt Bern Mitte der 80er-Jahre.

Neue Züri-West-CD ausverkauft

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Der Run auf das neue Züri-West-Album «Loch dür Zyt», das am 8. Dezember erschienen ist, ist gross. Plattenladenbesitzer sprechen gegenüber den Tamedia-Zeitungen von einem Ansturm wie in den 90er-Jahren. Der Vertrieb Sound Service konnte bereits am Samstag nach Erscheinen des Albums nicht mehr nachliefern und muss jetzt CDs nachpressen.

Teils über 100 Stück wurden in Plattenläden verkauft. Im Stauffacher Orell Füssli in Bern erwartet man 500 verkaufte Alben.

Laut Sylvie Widmer von Sound Service liegt die minimale von den Presswerken vorgegebene Auflage bei 1000 CDs. Bei 5000 Stück spreche man von einem gut verkauften Album. Bei «Loch dür Zyt» sei diese Zahl jetzt schon erreicht. «So viele CDs in zwei Tagen hat sicher schon lange niemand mehr verkauft. Ich glaube, die Fans wissen einfach, dass sie die Band mit dem Kauf einer CD am besten unterstützen können», sagt sie gegenüber Tamedia.

Und laut Exlibris ist «Loch dür Zyt» bereits wenige Tage nach Erscheinen die meistverkaufte CD des Jahres. Und die Vinylversion folgt erst im Januar – auch da ist der Ansturm absehbar.

Sam Mumenthaler, der damalige Schlagzeuger, steht heute vor einer Weinhandlung und erinnert sich an den Plattenladen, der hier früher im Keller war. «Es gehörte zum Alltag von uns männlichen Teenagern und Post-Teenagern, dass wir uns die neuen Vinylalben von den angesagten Bands anschauten.»

Rockband auf einer Bühne.
Legende: Die Rock-Power war echt: Züri West 1989 in der Mühle Hunziken mit Gitarrist Peter von Siebenthal, Bassist Martin Gerber und Sänger Kuno Lauener. Keystone / Alessandro della Valle

Platten und Jugendbewegung – zentral war für Mumenthaler vor allem: «Als Ganzes war es einfach musikgewordene Energie. Und diese konnten wir wie bei einer Kernspaltung freisetzen.»

Ein Männergrüppli

Grazia Pergoletti, die Frauenstimme im Züri-West-Song «Hanspeter» war auf der Plattenhülle 1986 nicht erwähnt. Sie war deshalb sauer, sagt sie. Sie sagt aber auch: «Dass Züri West immer so ein Männergrüppli war, habe ich ihnen in den 80er bestimmt um die Ohren gehauen. Aber wenn man jetzt vom Begriff der toxischen Männlichkeit ausgeht: Das verkörpern sie überhaupt nicht.»

Sam Mumenthaler sagt dazu: «Die Rock-Power war schon echt. Wir waren keine wirklichen Punks, aber wir waren richtige Rocker.»

Hinweis

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Der sechsteilige Podcast «8424 Züri West» wurde von der Audiobande produziert und ist auf den üblichen Podcast-Apps wie Spotify oder Apple Podcasts verfügbar.

Der Podcast malt nicht rosa. Der Reinfall mit Deutschland kommt vor. Und dass die Band sehr kompliziert sein konnte. Produzent Higi Heilinger erinnert sich an mühsame Momente, als Kuno Lauener wieder einmal «alles hinterfragt hat». «Diese Seite meiner Arbeit mit Züri West hat mich manchmal schon genervt», sagt Heilinger.

Die Vielzahl der Stimmen im Podcast kann ein wenig verwirren, doch das beeinträchtigt das Hörvergnügen nicht. «8424 Züri West» ist ein grossartiges Dokument.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 11.12.2023, 17:10 Uhr;

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