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Frank Sinatra
Legende: Er konnte gut singen, aber seine charakteristische Stimme entwickelte er erst im Laufe der Zeit. Keystone

Musik Meister Sinatra und sein Erfolgsrezept

Frank Sinatra war vieles: Schauspieler, Geschäftsmann, Geldmaschine, Möchtegern-Politiker, Freund und Feind von einflussreichen Leuten. Für Männer war er ein Vorbild, für Frauen ein Traummann. Vor allem aber war er eines: Ein Jahrhundertkünstler. Wie hat er das geschafft?

Natürlich war Frank Sinatra ein überaus talentierter Junge. Die Natur oder der liebe Gott hatte ihm eine Stimme mitgegeben, wie sie nur wenige haben. Nur: Eine Stimme haben und etwas mit ihr machen, das sind zweierlei Dinge. Der Unterschied ist pure Plackerei.

An der ersten Adresse für aufstrebende Sänger

Frank Sinatra soll mit etwa achtzehn den grössten Unterhaltungskünstler jener Zeit, Bing Crosby, live gehört, und sofort beschlossen haben, ebenfalls Sänger zu werden. Er suchte und fand Anschluss an eine Boy Group: die «Hoboken Four». Er begann mit ihnen aufzutreten. Erste Aufnahmen allerdings gibt es erst aus dem Jahr 1939.

Sinatra hatte sich selbständig gemacht. Der Trompeter und Orchesterleiter Harry James gab ihm eine erste Chance. Schon kurze Zeit später landete er als Bandsänger bei Tommy Dorsey. Der war nicht irgendeiner. Dorsey war ein Star, die erste Adresse für einen aufstrebenden Sänger. Bei ihm lernte Sinatra singen.

Der sportliche Ausdauersänger

Die ersten Aufnahmen Sinatras mit Dorsey zeigen eine samtweiche Jungenstimme, sehr wohlklingend und mit einem sehr kontrollierten Vibrato. Die Stimme ist allerdings noch nicht sehr charakteristisch. Was aber zu hören ist, ist was er bei Tommy Dorsey abgeschaut hat.

Dorsey war berühmt für seine weitgeschwungenen Linien auf der Posaune. Er schien nie atmen zu müssen. Das wollte Sinatra auch. Es wird erzählt, er habe Sport getrieben, Dauerläufe gemacht und sei tauchen gegangen, um in Form zu sein und seine Luft gleichmässig fliessen lassen zu können.

Was die Welt bis dahin nicht gesehen hat

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Frank Sinatra hatte also Talent im Überfluss, vor allem aber war er ein besessener Arbeiter. Er war zwar kein guter Notenleser, aber er kannte die Arrangements der Stücke, die er zu singen hatte, in- und auswendig. Deshalb ist seine Stimme stets Teil des Orchesters.

Er konnte sich einklinken in die Begleitung, die von den Trompeten, Posaunen und Saxophonen kam. Wenn nötig atmete er genau mit ihnen und wurde so ebenfalls zur Trompete oder zum Saxophon.

Um die Wende von den 1940er- zu den 1950er-Jahren erlebte Frank Sinatra ein Karrieretief. Er fing sich auf. Was folgte, war seine zweite Karriere. Eine Karriere, wie sie die Welt bis dahin nicht gesehen hatte.

Mehr Platz, mehr Kunst

Während dieser Zeit war er bei der Plattenfirma Capitol unter Vertrag. Ihm zur Seite stand ein junger Arrangeur, der genau wusste, wie diese Stimme in einen Orchesterkontext zu packen ist: Nelson Riddle. Um dieselbe Zeit herum ging die Periode der 78er-Schellackplatten, auf denen nur gerade ein Lied Platz hatte, zu Ende.

Sinatra und Riddle erkannten sofort das Potenzial der neuen Langspielplatte, mit einer Spieldauer von zwanzig Minuten pro Plattenseite. Sie kreierten Gesamtkunstwerke von vierzig Minuten Länge, wo jeder Song mit grösster Sorgfalt ausgewählt war, die Arrangements einen gemeinsamen Sound hatten. Über allem klang jetzt diese nun gereifte und sofort erkennbare Stimme Sinatras.

Erfolgreich, aber nie faul

Von diesem Zeitpunkt an blieb sich Frank Sinatra treu. Seine Lieder waren diejenigen des sogenannten «Great American Songbook». Er liess sich von opulenten Orchestern begleiten, seine Stimme pflegte er bis zum letzten Tag.

Wie seriös der Künstler Frank Sinatra war, welches Arbeitsethos er pflegte, wie sorgfältig er arbeitete, das erlebte Pepe Lienhard als junger Musiker selber. Er ist wohl der einzige Schweizer Musiker, der je zusammen mit «The Voice» auf der Bühne gestanden hat. Er war dreissig Jahre älter als Lienhard.

Sinatra hatte über tausend Songs aufgenommen, hunderte von Konzerten in der ganzen Welt gespielt, Dutzende von Titeln in der Hitparade gehabt. 18 Grammys hat Sinatra gewonnen, und 25 weitere Male wurde er nominiert. Er war Vorbild für Legionen von Sängerinnen und Sängern und unzählige Instrumentalisten rund um die Welt. An seinem strengen Arbeitsethos hatte dieser Erfolg nichts geändert.

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